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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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der Tasche. Zeigte Ruth Steiner das Bild des toten Wölzer.
    Ruth Steiner zuckte sichtlich zusammen. »Nein. Den kenne ich nicht. Wer ist das? Ich meine – ist das Richard Wölzer?«
    »Ja. Er starb ein paar Stunden nach dem Vortrag.«
    »Darf ich das Bild noch mal sehen?«
    Ruth Steiner warf erneut einen Blick auf das Foto. »Doch, ich erinnere mich an ihn. Er kam nach dem Vortrag kurz zu mir. Ich hatte ein paar Broschüren zu dem Thema dabei. Es gibt da eine ganze Reihe zu diesem Thema. Die habe ich angeboten. Und dieser Mann, er hat eine gekauft – die, auf deren Grundlage ich den Vortrag erarbeitet habe.«
    »War irgendetwas an ihm auffällig? War er nervös, oder wirkte er ängstlich?«
    »Nein, da war nichts Besonderes. Außer, dass er fürchterlich nach Bier gestunken hat. Hatte wohl schon einiges intus. Aber er hat noch klar geredet.«
    »Was denn?«
    »Na, dass ihm der Vortrag gefallen habe, dass das Thema gut sei, um dem negativen Image der Burschenschaften entgegenzuwirken. Ein Frauenvortrag, nachdem sie auch schon einen über jüdische Geschichte angeboten hätten. Ich habe erwidert, dass sie aber im Gegensatz zu Frauen wohl auch Juden in ihren Verein aufnähmen.«
    Margot konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Und was hat er daraufhin gesagt?«
    »Er hat mich korrigiert. Es sei kein Verein. Sondern ein Lebensbund. Ich habe mich dann auf keine weitere Diskussion eingelassen.«
    »Und das war’s?«
    »Na ja, es kamen einige der Bundesbrüder, wie sie sich ja nennen, auf mich zu. Den meisten hat der Vortrag gefallen, sie betonten, dass es sie durchaus ein wenig stolz mache, dass die zweite Ärztin, die in Deutschland promovierte, eine Darmstädterin war, Charlotte Heidenreich von Siebold. Sie hat dann auch lange Jahre in Darmstadt praktiziert.«
    »Wann sind Sie gegangen?«
    »Oh, ich hätte noch bleiben können. Viele der älteren Herren hätten sicher noch gern ein wenig geplauscht und vielleicht auch diskutiert. Aber ich war müde. Also packte ich meine Bücherkiste zusammen – die mir dann sogar zum Wagen getragen wurde.«
    »Wie ist man auf Sie als Referentin gestoßen?«
    »Ich habe schon einige Vorträge an der Volkshochschule gehalten und bin auch hin und wieder mal in Schulen gegangen. Ich glaube, die Freundin eines der Studenten hat meinen Namen ins Spiel gebracht.«
    »Wer hat Sie angesprochen?«
    »Einer der Studenten. Sein Name steht auf dem Vertrag.«
    »Vertrag?«
    »Klar. Glauben Sie, ich halte einen Vortrag umsonst? Und das auch noch in einem Klub, der keine Frauen aufnimmt?«
    Das war ein Argument.
    Ruth Steiner verschwand kurz in ihrem Büro und kam kurze Zeit später mit einem Ordner wieder heraus. Sie blätterte ein wenig, dann sagte sie: »Helmuth Reißer. Der Senior, wie er unterschrieben hat. Obwohl – so alt wirkte er gar nicht.«
    Margot hatte ja nun gelernt, was ein Senior war. Aber sie fühlte sich jetzt nicht berufen, Nachhilfeunterricht in Sachen Verbindungswesen zu geben. »Sagen Ihnen vielleicht auch die folgenden Namen etwas: Emil Sacher?«
    Ruth antwortete postwendend. »Nein.«
    »Till Hansen?«
    Jetzt meinte Margot, ein Zögern wahrzunehmen. Ein kurzes Innehalten, mehr war es nicht, bevor Ruth Steiner sagte: »Nein. Auch den Namen kenne ich nicht.«
    Sie zeigte Ruth Steiner Fotos der beiden Verstorbenen – allerdings zwei Aufnahmen, die die beiden noch zu Lebzeiten zeigten.
    »Nein. Kenne ich nicht.«
    »Gut, dann bedanke ich mich herzlich bei Ihnen.«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Doro kam herein. »Hallo, Ruth. Hi, Margot.« Die zweite Begrüßung zeugte von Überraschung. Misstrauen schwang in der Stimme mit. »Was machst du denn hier?«
    »Ich bin dienstlich hier. Und ich bin schon fertig.« Kurz zögerte sie, dann fügte sie an: »Lust auf ein Süppchen zu Mittag?«
    Die Berufsschule lag unweit des Nordbads. Horndeich versuchte, eine freie Bucht auf dem großen Parkplatz zu finden. Eine legale. Nicht einfach. Fast alle Schüler fuhren Autos, ebenso wie die Lehrer. Und dann waren da noch die Besucher des Nordbads, Darmstadts Hallen- und Freibad mit jeweils einer Fünfzigmeterbahn. In Zeiten kommunaler finanzieller Notstände keine Selbstverständlichkeit und daher gut besucht.
    Horndeich fand einen Parkplatz an der Stelle, die am weitesten vom Eingang zur Schule entfernt war. Er fragte sich zum Büro des Schulleiters durch. Der hatte vorher am Telefon gesagt, Horndeich solle einfach vorbeikommen.
    Als er die Tür gefunden hatte, an deren

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