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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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andere hat. Dass er nicht verschwunden ist, sondern getürmt. Dass er vielleicht von ihr …«, sie deutete auf ihre Mutter, »… – vermisst wird, sie aber die Einzige ist, die das so sieht.«
    Nun glich Lis’ Mutter wieder eher der Frau, die Horndeich im Türrahmen der Wohnungstür wahrgenommen hatte.
    »Und wie kommen Sie darauf?«, fragte Horndeich.
    Lis winkte mit einer großzügigen Geste ab. »Ich weiß es. Und im Gegensatz zu ihr …«, sie deutete abermals auf ihre Mutter, »akzeptiere ich es.«
    Damit war sie auch schon wieder verschwunden. Horndeich sagte zunächst nichts. Aus dem Flur drangen dann Fetzen des Liedes Bitch von den Rolling Stones. Da verarbeitete jemand seinen Schmerz via iTunes-Playlist, mutmaßte Horndeich.
    Nach einer halben Minute des Schweigens sagte Bettina Kaufmann: »Ich habe keine Ahnung, ob sie recht hat. Aber mein Mann ist nicht hier. Das sollte Grund genug sein, nach ihm zu suchen.« Sie stand auf, schloss die Wohnzimmertür und setzte sich wieder.
    »Sie sagten, er sei mit seinem Wagen unterwegs.«
    »Ja. Er ist mit dem Wagen zur Schule gefahren. Und der Wagen ist nicht da. Das heißt, dass er nach der Schule überwältigt wurde und der Wagen irgendwo in der Pampa steht.«
    Oder dass er sich in dem Wagen vom Acker gemacht hat, dachte Horndeich.
    »Oder«, sagte Bettina Kaufmann, »dass er sich in dem Wagen vom Acker gemacht hat. Klar. Ich bin ja nicht blöd.«
    Horndeich erwiderte nichts.
    »Warum sind Sie eigentlich hier?«
    Horndeich räusperte sich. »Ich ermittle in …« Nein. Die Worte einigen Mordfällen wollte er jetzt nicht aussprechen. »Ihr Mann war Bundesbruder in einer Burschenschaft«, meinte er nur. Und jetzt kennst du auch die korrekten Bezeichnungen , klopfte ihm die innere Stimme virtuell auf die Schulter. Horndeich hasste diesen Besserwisser in seinem Kopf.
    »Ja. Er war bei der Ludovica, als er studiert hat.«
    »Jetzt ist er es nicht mehr?«
    »Doch, doch, natürlich. Jetzt ist er Alter Herr. Zum Glück. Ein Stiftungsfest, zwei, drei Kneipen, nach deren Besuch er entweder auf irgendeinem Sofa auf dem Haus übernachtet – oder aber hier im Gästezimmer. Sie glauben gar nicht, in was für einen Holzfäller drei Liter Bier einen Mann verwandeln können. Na ja, als Student hat er diesen Pegel deutlich öfter gehabt.«
    »Kneipen?«
    »Na, diese studentischen Veranstaltungen. Mir kam seine Verbindung immer als Männer-WG mit Trinkzwang vor. Und mit dieser Einschätzung bin ich ja nicht allein, es gibt, glaube ich, sogar ein Buch mit dem Titel. Aber nach dem Studium, da war er ja Alter Herr. Wir haben uns am Ende seiner Studienzeit kennengelernt. Da hat er schon nicht mehr auf dem Verbindungshaus gewohnt, sondern in so einem winzigen Ein-zimmer-Wohnklo.«
    »Ich habe ein paar Namen. Und ich möchte wissen, ob die Ihnen etwas sagen.«
    »Namen? Von Verbindungsstudenten? Hey, vielleicht sollte ich diese Typen mal anrufen! Vielleicht wissen die ja, wo mein Mann ist.«
    Horndeich ignorierte den Vorschlag. »Haben Sie den Namen Till Hansen schon mal gehört?«
    »Nein. Ich habe mich aus dem Verbindungsleben immer rausgehalten.«
    »Emil Sacher?«
    »Nein. Doch. Es gab einen Emil. In der Verbindung – aber ob der Sacher hieß, das weiß ich nicht mehr. Moment, das ist doch der Mann, den sie aus dem Woog geborgen haben, oder nicht?«
    »Ja. Und noch ein Name: Richard Wölzer.«
    »Richard – ja, ich glaube, da war auch ein Kumpel aus der Burschenschaft, der Richard hieß. Till – ja, auch da klingelt jetzt ein Glöckchen. Ich meine, unter den Studenten damals war auch ein Till.«
    »Was wissen Sie über die?«
    »Herr Horndeich – nichts. Wenn es sich bei dem Emil damals um Emil Sacher handelt und bei Till um Till Hansen – dann waren das in meinen Augen einfach die Saufkumpel meines Mannes. Nachdem er fertig studiert hatte, ist sein Kontakt zur Ludovica ziemlich eingeschränkt gewesen. Er hat sich immer mal mit anderen aus der Verbindung getroffen. Aber das waren keine Leute, mit denen wir in Urlaub gefahren sind oder die uns freitags zum Spieleabend besucht haben. Und ich war froh darüber. Auch dieser Richard spielte im Leben meines Mannes keine größere Rolle – zumindest nicht außerhalb der Mauern des Verbindungshauses.«
    »Haben Sie ein Foto Ihres Mannes – und können Sie ihn mir beschreiben? Dann gebe ich ihn in die Fahndung. Das heißt, wenn irgendwo im Bundesgebiet sein Wagen auftaucht, dann finden wir ihn.«
    »Und dann bringen Sie ihn mir

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