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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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worden war, etwas Wichtiges gesehen zu haben. Die meisten schwärzten ihre Nachbarn an. Da war etwa die Familie mit den drei Kindern in der Heinrich-Fuhr-Straße 13, die offenbar irgendwelchen Nachbarn ein Dorn im Auge war. Und dann gab es die Leute, die schon immer die Nummern der parkenden Wagen aufgeschrieben hatten, die nicht in die Nachbarschaft gehörten. Etwa des vermeintlichen Zuhälter-BMWs, den eine Frau schon viermal der Polizei gemeldet hatte. Die Kollegen hatten die Anwohner befragt und unendliche Geduld bewiesen, wenn diese ihre Geschichten erzählten. Um sich wichtig zu machen, um dem Nachbarn eine reinzusemmeln – das Potpourri der skurrilen Aussagen und deren Überprüfung durch die Kollegen der Schutzpolizei füllte fünfunddreißig Seiten. Margot war bereits auf Seite zweiunddreißig, als sie stutzig wurde. Eine Frau aus der Heinrich-Fuhr-Straße 3 hatte angegeben, dass direkt an der Ecke zur Beckstraße ein großer Pick-up gestanden habe, der dort sonst nicht stand.
    Diese Straßenecke lag unweit der Stelle, an der Sacher im Woog versenkt worden war.
    Die Frau hatte keine Ahnung von Automarken. Sie wusste nur, dass die Farbe Rot gewesen war. Was aber noch viel interessanter war: das Kennzeichen. Margot hatte es erst an diesem Morgen gesehen. Es war das Kennzeichen des Ford F-150 von Ruth Steiner.
    Margot las die Aussage noch einmal: Die Zeugin sagte aus, der Wagen habe um 2 Uhr in der Nacht an der Ecke Heinrich-Fuhr-Straße und Beckstraße gestanden. Sie habe ihren Hund Gassi geführt, der etwas an der Blase hatte, weshalb sie alle vier Stunden mit ihm rausmusste. Am Freitag um 22 Uhr habe der Wagen noch nicht dort gestanden. Am Samstag um 6 Uhr nicht mehr.
    Die Halterin, Ruth Steiner, wohnte gut drei Kilometer entfernt in der Wielandstraße im Stadtteil Arheilgen. Die Kollegen hatten sie gefragt, was ihr Wagen um diese Zeit dort zu suchen gehabt habe. Die Befragte habe geantwortet, so stand es im Protokoll, dass sie eine Freundin besucht habe, die in der Beckstraße wohne. Die benannte Freundin, Silvia Lutter, hatte das bestätigt.
    Ruth Steiner war also in der Nacht, in der Emil Sacher im See versenkt worden war, unmittelbar in der Nähe gewesen? Das war nun mehr als seltsam.
    Margot wollte Horndeich ansprechen, da ploppte wieder ein Kronenkorken in ihrem Handy. Sie sah auf das Display: Schade. Ich fahre bald nach Europa, um die Alte Welt kennenzulernen. Begleitest du mich? Nick .
    Margot war sprachlos. Eine Reise mit Nick durch Europa? Sie wusste nicht mal aus dem Stand, wie viel Urlaub sie überhaupt noch hatte. Und den könnte sie sicher nicht von einem auf den anderen Tag nehmen. Was dachte sich dieser Nick? Was bildete er sich ein?
    Und überhaupt. Mit Männern hatte sie kein Glück. Und Glück, das war es, was sie Nick wünschte. Und damit fiel sie als Partnerin bei Was-auch-immer aus. Was zumindest für den Moment wie eine stringente, logische Schlussfolgerung klang.
    Sie sah Horndeich an.
    Der war immer noch hundertzehnprozentig konzentriert. Ob er in den Marburg-Akten noch etwas finden würde? »Kollege, ich bin da auf was gestoßen.«
    Horndeich sah auf. »Auf was?«
    »Schau mal. Unsere Ruth Steiner, die den Vortrag bei der Burschenschaft gehalten hat – sie war in der Nacht, in der Emil Sacher im Woog versenkt wurde, genau dort in der Gegend.«
    Horndeich stand auf und ging um den Schreibtisch herum. »Nee.«
    »Doch. Aber das ist uns nicht aufgefallen, weil wir bis dahin noch gar nicht wussten, dass die Dame diesen Vortrag gehalten hat, dort, wo die Fäden von drei Todesopfern und einem Vermissten zusammenlaufen.«
    Horndeich sah auf die markierte Passage der Seite. »Mist.«
    Schließlich war er es gewesen, der diese Seiten das erste Mal durchgeackert hatte.
    »Nun, sehen wir es mal so: Unsere Methode bewährt sich gerade einmal wieder.«
    Das Telefon auf Margots Tisch klingelte. Die Pforte rief an.
    Sie nahm ab: »Hesgart – ja?«
    »Ei, Frau Hesgart, hier is’ die Frau Zupatke. Ihne Ihr’n Mann, den hab isch grad zu Ihne’ hochgeschigd.«
    Margot legte den Hörer auf und wurde blass. Das registrierte Horndeich sofort.
    Dann sah sie Horndeich an. »Er ist hier«, sagte sie und wurde noch blasser. Das sieht nicht gut aus, dachte Horndeich.
    »Wer?«, fragte Horndeich. Margot sah aus, als hätte Frau Zupatke Jack the Ripper angekündigt.
    »Er«, sagte Margot nur. Und Horndeich sah, dass ihre Hände zitterten.
    Es dauerte keine halbe Minute mehr, bis es am Türrahmen

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