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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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Dreiviertelstunde.
    »Rainer?«
    Horndeich nickte nur.
    »Ich habe dem Arzt gesagt, dass ich persönlich dafür sorgen werde, dass du zu deinem Hausarzt gehst.«
    »Super. Dann mach mal.«
    »Klar. Wer ist dein Hausarzt?«
    »Das möchtest du wissen, was?«
    Horndeich nickte. Und konnte nicht verheimlichen, wie froh er über die im Ansatz humoristische Bemerkung seiner Chefin war.
    »Gleich«, sagte sie. »Kannst du mir was zu trinken holen? Wasser?«
    »Klar.«
    Als Horndeich zurückkam, saß Margot auf dem Stuhl. »Ist so würdelos, irgendwo in Klamotten rumzuliegen.«
    Er reichte ihr das Glas. Setzte sich ihr gegenüber.
    Margot trank das Wasser in kleinen Schlucken.
    »Sollen wir?«
    »Gleich«, wiederholte Margot. Sie schien kurz nachzudenken. »Weißt du, von Anfang an war es so. Er hat sich nicht verändert. Rainer hat nie mit mir gesprochen. Er hat seine Entscheidungen immer einsam getroffen und dann verkündet. Nur ich, ich konnte das nicht mehr ertragen. Nein, ich will es nicht mehr ertragen. Einsam kann ich auch alleine sein.«
    Horndeich sah auf den Boden.
    »Sorry, ich wollte dich jetzt nicht mit dem Knirschen der Scherben meiner Ehe belasten.«
    Horndeich schüttelte den Kopf. »Nein. Alles gut. Mir ist nur selbst gerade etwas klar geworden.«
    »Na dann. Bringst du mich zu Frau Schmalroth?«
    »Wer ist denn das?«
    »Na, du wolltest doch gerade wissen, wer meine Hausärztin ist. Ist auch in der Klappacher Straße.«

DONNERSTAG, 28. JUNI
    Silvia Lutter öffnete die Wohnungstür. Sie sah Horndeich unsicher an. »Sie sind von der Kriminalpolizei?«
    Eine halbe Stunde zuvor hatte Horndeich die Freundin von Ruth Steiner angerufen. Silvia Lutter war Krankenschwester und hatte an diesem Tag Spätdienst, weshalb sie ihn gleich empfangen konnte. »Ja. Ich hätte ein paar Fragen an Sie.«
    »Weshalb denn?«, fragte die zierliche Frau.
    Horndeich schätzte sie auf um die vierzig. Sie trug das tiefschwarze Haar lang und offen. Ihre Kleidung war für Horndeichs Empfinden ein wenig zu farbenfroh, aber durchaus schick. »Es geht um Freitag vor zwei Wochen.«
    »Um den Abend, an dem Ruth bei mir war.«
    »Genau. Um diesen Abend. Darf ich reinkommen?« Horndeich nahm das Zögern wahr.
    »Ja, natürlich, kommen Sie rein. Möchten Sie etwas trinken?«
    Horndeich betrat die Wohnung. Die war stilvoll eingerichtet, wenn Horndeich auch das Faible für afrikanische Masken nicht teilte. Die Wohnung war licht und großzügig möbliert. Silvia Lutter führte Horndeich in den großen Wohnbereich. Er sah keinen Fernseher und nur ein kleines Radio.
    »Nein, danke, ich bin auch gleich wieder weg.« Horndeich setzte sich auf ein bequemes Ledersofa. »Frau Lutter, bitte erzählen Sie mir von diesem Freitagabend.«
    »Nun, Ruth kam erst spät zu mir. Gegen halb zwölf. Wir haben eine Flasche Wein getrunken. Und wir haben uns die Bilder von unserem gemeinsamen Urlaub vor einem Jahr angesehen. Ich mache gern solche Fotobücher.«
    »Und Ruth – sie hat auch so ein Fotobuch?«
    »Äh – ja.«
    »Aber Sie wollten das Buch zusammen ansehen?«
    »Ja.« Silvia Lutter wurde einsilbiger. Was daran liegen konnte, dass sie misstrauisch wurde.
    »Wo waren Sie in diesem Urlaub?«
    »In Griechenland. Auf den Kykladen. Kennen Sie Santorin?«
    Horndeich hatte vor einigen Jahren einmal die griechische Insel besucht. Die schroffen Felsen der Steilküste hatten ihm durchaus imponiert, ebenso der schwarze Lavasand am Strand, auf dem man sich tagsüber gut die Füße hatte verbrennen können. »Ja, kenne ich. Sehr schön dort. Zeigen Sie mir das Album?«
    »Herr Horndeich, glauben Sie mir nicht?« Silvia Lutters Lachen wirkte nicht aufrichtig. Und alles andere als entspannt.
    Horndeich antwortete nicht. So stand Frau Lutter auf, verschwand kurz und kam wenig später mit dem Album zurück. Wortlos reichte sie es Horndeich. »Können Sie gern reinschauen. Santorin ab Seite zweiunddreißig.«
    Das Buch war schwer – hundertachtundzwanzig Seiten, wie Horndeich feststellte. War sicher nicht billig gewesen. Horndeich blätterte wahllos durch die Seiten. Die Fotos waren von erstaunlicher Qualität, Horndeich hatte den Eindruck, einen Bildband aus der Buchhandlung in den Händen zu halten. Nur ab und an waren Silvia Lutter, Ruth Steiner und eine dritte Frau auf den Bildern zu sehen. Horndeich runzelte die Stirn. Diese andere Frau war ebenfalls zierlich. Er hatte sie auch schon gesehen. Wenn sie einen Bikini trug, konnte man erkennen, dass sie gut

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