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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ihrem Mittagsschlaf aufgewacht waren. Und Rahmans Komplizin? Das war vermutlich der kleine Tony, der bis
zu seinem Stimmbruch noch ein paar Jahre Zeit hat … Wie gut, dass SIGINT nicht gemeldet hat, jemand wolle im Central Park – Zitat: ›Tauben fliegen lassen‹, denn dann hätten wir womöglich einen verdammten Haufen Luftabwehrraketen abgefeuert. «
    Einen Moment lang herrschte Stille.
    »Was denn, keine Schadenfreude, Fred?«
    Er zuckte nur die Achseln.
    »Wollen Sie Tuckers Job?«
    »Und wo wird er …?«
    »Woanders. Washington. Spielt das eine Rolle ? … Also? Die ASAC-Stelle? Wenn Sie wollen, können Sie noch heute Abend sein Büro übernehmen.«
    Dellray zögerte nicht. »Nein, Jon. Danke, aber nein.«
    »Sie zählen zu den angesehensten Agenten unserer Dienststelle. Die Leute blicken zu Ihnen auf. Bitte denken Sie noch mal darüber nach.«
    »Ich gehöre auf die Straße. Das ist alles, was ich je wollte. Es ist mir wichtig.« Was dermaßen gestelzt klang, dass niemand auf der Straße es ihm je abgekauft hätte.
    »Ach, ihr Cowboys.« Der SAC lachte leise. »Dann kehren Sie jetzt mal lieber in Ihr Büro zurück. McDaniel ist hierher unterwegs. Ich habe ihn zu einer Unterredung einbestellt, und ich schätze, Sie legen keinen gesteigerten Wert darauf, ihm zu begegnen. «
    »Eher nicht.«
    »Ach, Fred«, sagte der SAC, als Dellray schon an der Tür war. »Da ist noch was.«
    Der Agent hielt mitten in der Bewegung inne.
    »Sie haben den Fall Gonzalez bearbeitet, nicht wahr?«
    Dellray hatte mit einigen der gefährlichsten Arschlöcher der Stadt zu tun gehabt und war dabei völlig ruhig geblieben. Nun jedoch war er überzeugt, dass die Adern an seinem Hals sichtbar
pulsieren mussten, so schnell schlug sein Herz. »Die Drogenrazzia, Staten Island. Ja.«
    »Wie es scheint, hat es da eine kleine Verwechslung gegeben.«
    »Verwechslung?«
    »Ja, bei den Beweismitteln.«
    »Wirklich?«
    Der SAC rieb sich die Augen. »Ihre Teams haben bei dem Zugriff dreißig Kilo Heroin, zwei Dutzend Waffen und einen Haufen Bargeld sichergstellt.«
    »Richtig.«
    »In der Pressemitteilung stand, es habe sich um eins Komma eins Millionen Dollar gehandelt. Nun wollten wir den Fall für die Grand Jury vorbereiten und haben in der Asservatenkammer nur eine Million vorgefunden.«
    »Wir haben uns um Hunderttausend verzählt?«
    Der SAC neigte den Kopf. »Nein, verzählt hat sich niemand.«
    »Aha.« Dellray atmete tief durch. O Mann … jetzt ist es aus.
    »Ich habe die Unterlagen kontrolliert, und stellen Sie sich vor, die erste Null auf der Registrierkarte des Geldes ist so schmal geraten, dass man sie beim flüchtigen Hinsehen für eine Eins halten könnte. Jemand hat nur einen kurzen Blick darauf geworfen und die Zahl falsch in die Pressemitteilung übernommen.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich wollte Sie nur vorwarnen, falls die Frage aufkommen sollte: Es war ein Tippfehler. Die bei der Gonzalez-Razzia sichergestellte Summe beläuft sich auf genau eine Million Dollar. Das ist offiziell.«
    »Sicher. Danke, Jon.«
    Ein Stirnrunzeln. »Wofür?«
    »Für die Klarstellung.«
    Ein Nicken. Es war ein Nicken mit einer Botschaft, und die Botschaft war angekommen. »Übrigens«, fügte der SAC hinzu. »Sie haben gute Unterstützung bei der Ergreifung von Richard
Logan geleistet. Vor ein paar Jahren wollte er einen Anschlag auf mehrere Dutzend Soldaten und Pentagon-Mitarbeiter verüben. Und auf einige von unseren Leuten. Ich bin froh, dass er nun für immer weggesperrt wird.«
    Dellray drehte sich um und verließ das Büro. Auf dem Rückweg zu seinem eigenen Schreibtisch gestattete er sich ein einzelnes nervöses Auflachen.
    Drittklässler?
    Dann zog er sein Mobiltelefon aus der Tasche, um Serena eine SMS zu schicken und ihr mitzuteilen, dass er bald nach Hause kommen würde.

… Vierundachtzig
    Lincoln Rhyme blickte auf und sah Pulaski im Eingang stehen.
    »Grünschnabel, was machen Sie denn hier? Ich dachte, Sie würden in Queens die Beweisstücke eintragen.«
    »Hab ich. Aber…« Seine Stimme verlangsamte sich wie ein Auto, das plötzlich in eine dichte Nebelbank geriet.
    »Aber?«
    Es war kurz vor einundzwanzig Uhr, und sie waren allein in Rhymes Labor. Aus der Küche drangen behaglich anheimelnde Geräusche an ihre Ohren. Sachs und Thom bereiteten das Abendessen zu. Rhyme stellte fest, dass die Cocktailstunde längst vorbei war, und wünschte sich mürrisch, jemand hätte ihm etwas Whisky nachgeschenkt.
    Er wies Pulaski an, das Versäumte

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