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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Tja, Fehler passieren nun mal. In unserer Branche haben sie nur leider andere Folgen als bei einem Buchhalter oder Schuster. Wenn wir Scheiße bauen, besteht die Möglichkeit, dass jemand getötet wird. Aber falls wir uns ständig deswegen Sorgen machen würden, kämen wir nie auf einen grünen Zweig. Wir würden die ganze Zeit über die Schulter blicken, und als Resultat würden noch viel mehr Menschen sterben, weil wir unsere Arbeit nicht machen.«
    »Das sagt sich so leicht«, herrschte Pulaski ihn zornig an.
    Gut für ihn, dachte Rhyme, verzog aber keine Miene.
    »Haben Sie sich denn je in einer solchen Lage befunden?«, murmelte Pulaski.
    Selbstverständlich hatte er. Rhyme hatte Fehler gemacht. Dutzende, wenn nicht sogar Hunderte. Einer dieser Fehler hatte vor vielen Jahren den Tod mehrerer Unschuldiger zur Folge gehabt und zu dem Fall geführt, bei dem Rhyme und Sachs sich kennenlernten. Aber im Augenblick wollte er diese Gemeinsamkeit gar nicht groß betonen. »Das ist nicht der Punkt, Pulaski. Der Punkt ist, dass Sie Ihre Entscheidung bereits getroffen haben. Sie sind nach dem Unfall mit Brent hierher zurückgekehrt und haben die Beweise aus Galts Wohnung abgeliefert. Damit haben
Sie das Recht verwirkt, Ihre Kündigung einzureichen. Sie steht also gar nicht zur Debatte.«
    »Aber es frisst mich auf.«
    »Dann wird es höchste Zeit, dem, was da frisst – was zum Teufel es auch sein mag –, klarzumachen, dass es mit dem Fressen aufzuhören hat! Als Polizist muss man diesen Schutzwall errichten. «
    »Lincoln, Sie hören mir nicht zu.«
    »Ich habe zugehört. Ich habe Ihre Argumente in Erwägung gezogen und als nicht stichhaltig zurückgewiesen.«
    »Für mich sind sie stichhaltig.«
    »Nein, sind sie nicht. Und ich sage Ihnen, warum.« Rhyme zögerte. »Weil sie für mich nicht stichhaltig sind… und Sie und ich sind uns sehr ähnlich, Pulaski. Ich hasse es, das einräumen zu müssen, aber es ist die Wahrheit.«
    Dem jungen Mann fehlten die Worte.
    »So, und nun vergessen Sie diesen Mist, mit dem Sie mich langweilen. Ich bin froh, dass Sie hier sind, denn ich habe noch einige Aufgaben für Sie. Bei der…«
    Pulaski starrte den Kriminalisten an und lachte kalt auf. »Ich mache gar nichts . Ich kündige. Ich höre Ihnen nicht zu.«
    »Nun, Sie werden jedenfalls nicht jetzt kündigen. Vielleicht in ein paar Tagen. Ich brauche Sie. Der Fall – der ebenso Ihrer wie meiner ist – ist noch nicht abgeschlossen. Wir müssen absolut sichergehen, dass Logan verurteilt wird. Stimmen Sie mir zu?«
    Ein Seufzen. »Ich stimme Ihnen zu.«
    »Bevor McDaniel von seinem Posten entbunden und ins digitale Umfeld oder sonst wohin geschickt wurde, hat er Bob Cavanaughs Büro durchsuchen lassen. Von seinen Leuten, nicht von uns. Die Spurensicherung des FBI arbeitet gut – ich habe an der Gründung des Teams mitgewirkt. Aber auch wir hätten uns den Tatort vornehmen müssen. Ich möchte, dass Sie das jetzt erledigen. Logan hat gesagt, es stecke ein ganzes Kartell
dahinter, und ich will, dass jeder Beteiligte zur Verantwortung gezogen wird.«
    Pulaski verzog resigniert das Gesicht. »Ich mache das. Aber es ist mein letzter Auftrag.« Kopfschüttelnd verließ er eilig das Labor.
    Lincoln Rhyme bemühte sich, nicht zu lächeln, als er nach dem Strohhalm hangelte, der aus seinem Becher Whisky ragte.

… Fünfundachtzig
    Lincoln Rhyme war nun allein.
    Ron Pulaski untersuchte das Büro bei der Algonquin Consolidated. Mel Cooper und Lon Sellitto waren jeweils nach Hause gefahren. Roland Bell hatte gemeldet, Richard Logan sei wohlbehalten im Hochsicherheitstrakt des Untersuchungsgefangnisses in Downtown untergebracht.
    Auch Amelia Sachs war nach Downtown gefahren, um bei dem Papierkram zu helfen, befand sich inzwischen aber wieder in Brooklyn. Rhyme hoffte, sie würde sich eine kurze Auszeit gönnen und womöglich eine Fahrt mit ihrem Torino Cobra unternehmen. Gelegentlich nahm sie Pammy mit. Das Mädchen erzählte, die Fahrten seien »hammermäßig«, was er als »erfrischend und amüsant« deutete.
    Er wusste jedoch, dass Pammy dabei zu keinem Zeitpunkt in Gefahr schwebte. Im Gegensatz zu ihren Solo-Ausflügen blieb Sachs vernünftig, anstatt ihre Grenzen auszutesten.
    Thom war ebenfalls unterwegs, mit seinem Lebensgefährten, einem Reporter der New York Times . Er hatte bleiben und seinen Chef im Auge behalten wollen – weil er auf schreckliche Auswirkungen der Dysregulation wartete oder weswegen auch immer. Doch der Kriminalist

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