Opferlämmer
um Kaviar.«
Rhyme nickte. »Daher der hohe Salzgehalt. Fisch. Na klar. Gibt es das Zeug häufig?«
»In griechischen Gaststätten, Lebensmittelgeschäften und Feinkostläden.«
»Und kommen die irgendwo öfter vor als anderswo? Haben wir in der Stadt ein griechisches Viertel?«
»Queens«, sagte Pulaski, der dort wohnte. »Astoria. Da gibt es haufenweise griechische Restaurants.«
»Kann ich wieder gehen?«, fragte Thom.
»Ja, ja, ja …«
»Danke«, rief Sachs ihm hinterher.
Der Betreuer, der gelbe Haushaltshandschuhe trug, winkte zum Abschied und verschwand.
»Vielleicht kundschaftet er in Queens einen Ort für den nächsten Anschlag aus«, mutmaßte Sellitto.
Rhyme zuckte die Achseln, eine der wenigen Gesten, zu denen er fähig war. Der Täter würde den Schauplatz vorbereiten müssen, das stimmte. Dennoch neigte Rhyme zu einer anderen Vermutung.
Sachs musterte sein Gesicht. »Du denkst daran, dass die Zentrale der Algonquin in Astoria steht, nicht wahr?«
»Genau. Und alles deutet darauf hin, dass es ein Insiderjob war. Wer ist eigentlich der Chef des Unternehmens?«
Ron Pulaski sagte, er habe sich beim Umspannwerk mit den Arbeitern unterhalten. »Einer hat den Namen des Bosses erwähnt. Jessen. Andy Jessen. Die schienen alle ein wenig Angst vor ihm zu haben.«
Rhyme überflog die Tabellen. »Sachs«, sagte er dann, »würdest du nicht gern eine Spritztour mit deinem schicken neuen Wagen unternehmen?«
»Aber sicher.« Sie rief in der Firmenzentrale an und vereinbarte mit dem Sekretariat der Geschäftsführung ein Treffen in einer halben Stunde.
Da klingelte Sellittos Mobiltelefon. Er warf einen Blick auf die Kennung des Anrufers. »Algonquin.« Er drückte einen Knopf.
»Detective Sellitto.« Rhyme entging nicht, wie ernst Lons Miene wurde, während er zuhörte. »Sind Sie sicher?«, fragte der Beamte. »Okay. Wer hat Zugang? … Danke.« Er unterbrach die Verbindung. »Mist.«
»Was?«
»Das war der Chef der Lagerverwaltung. Er hat gesagt, in eines der Lagerhäuser der Algonquin sei letzte Woche eingebrochen worden. An der Hundertachtzehnten Straße. Man vermutet als Täter einen Mitarbeiter, denn es wurde ein Schlüssel benutzt. Das Schloss blieb unversehrt.«
»Und dort wurde das Kabel gestohlen?«, fragte Pulaski.
Sellitto nickte. »Außerdem diese Drahtverbindungsschrauben.«
Doch Rhyme sah dem runden Gesicht des Detectives an, dass das noch nicht alles war. »Wie viel?«, fragte er flüsternd. »Wie viel Kabel hat er mitgenommen?«
»Richtig geraten, Linc. Dreiundzwanzig Meter Kabel und ein Dutzend solcher Schrauben. Was, zum Teufel, hat McDaniel da gefaselt? Ein einmaliges Ereignis? Blödsinn. Dieser Täter macht direkt weiter.«
TATORT: ALGONQUIN-UMSPANNWERK MANHATTAN-10, 57. STR. WEST
Opfer (verstorben): Luis Martin, stellvertretender Geschäftsführer in Plattenladen.
Keine Fingerabdrücke auf den Oberflächen.
Schrapnellsplitter aus geschmolzenem Metall als Ergebnis des Lichtbogens.
Isoliertes Aluminiumkabel, Stärke 0.
– Bennington Electrical Manufacturing, AM-MV-60, geeignet bis 60 000 Volt.
– Von Hand mit Bügelsäge zurechtgeschnitten, neues Blatt, abgebrochener Zahn.
Zwei »Drahtverbindungsschrauben« mit 2-cm-Löchern.
– Nicht zurückverfolgbar.
Charakteristische Werkzeugspuren auf den Schrauben.
»Sammelschiene« aus Messing, mit zwei 1-cm-Schrauben am Kabel befestigt.
– Alles nicht zurückverfolgbar.
Stiefelabdrücke.
– Albertson-Fenwick, Modell E-20 für Elektroarbeiten, Größe 11.
Metallgitter durchtrennt für Zugang zum Umspannwerk; charakteristische Werkzeugspuren von Bolzenschneider.
Zugangsluke und Rahmen aus Keller.
– DNS gefunden; wird getestet.
– Griechische Speise, Taramosalata.
Blondes Haar, 2,5 cm lang, von Person 50 oder jünger, gefunden in Café gegenüber Umspannwerk.
– Wird toxisch-chemischer Analyse unterzogen.
Mineralpartikel: Vulkanasche.
– Kommt im Großraum New York nicht vor.
– Ausstellungen, Museen, Schulen?
Zugriff auf Software der Algonquin-Zentrale durch interne Codes, nicht externe Hacker.
TÄTERPROFIL
Mann.
Alter: 40 oder älter.
Vermutlich weiß.
Eventuell Brille und Baseballmütze.
Vermutlich kurzes blondes Haar.
Dunkelblauer Overall, ähnlich denen der Algonquin-Arbeiter.
Kennt sich sehr gut mit elektrischen Systemen aus.
Stiefelabdruck lässt keine Fehlbildung von Körperhaltung oder Gangart erkennen.
Vermutlich dieselbe Person, die 23 Meter des verwendeten Typs Bennington-Kabel und 12 Drahtverbindungsschrauben
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