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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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gestohlen hat. Weitere Anschläge geplant? Zugang zum Ort des Diebstahls (Algonquin-Lagerhaus) erfolgte mit Schlüssel.
Wahrscheinlich Angestellter der Algonquin oder mit entsprechender Kontaktperson.
Terroristischer Hintergrund? Zusammenhang mit »Gerechtigkeit für [unbekannt]«? Terrorgruppe? Person namens Rahman beteiligt? Verschlüsselte Hinweise auf Geldtransfers, personelle Verschiebungen und etwas »Großes«.

… Sechzehn
    Bedrohlich.
    Das war das Wort, das Amelia Sachs als Erstes einfiel, als sie auf dem Parkplatz der Algonquin Consolidated Power and Light in Astoria, Queens, aus ihrem Torino Cobra stieg. Die Anlagen nahmen eine Reihe von Blocks ein, doch im Zentrum stand ein komplexes Gebäude mit hässlich rot und grau gemusterter Fassade, das sechzig Meter hoch aufragte. Die Angestellten, die sich nach Dienstschluss gerade auf den Heimweg machten und aus den kleinen Türen im verglasten unteren Teil der Wände zum Vorschein kamen, wirkten vor diesem mächtigen Bau geradezu winzig.
    An Dutzenden von Stellen traten Röhren aus dem Gebäude aus, und wie erwartet gab es überall Leitungen, nur dass »Leitungen« nicht ganz passte. Das hier waren dicke und unelastische Kabel, einige isoliert, andere aus blankem silbergrauem Metall, das im Licht der Scheinwerfer glänzte. Durch sie wurden Hunderttausende von Volt aus dem Innern des Gebäudes in eine Reihe von metallischen und – so vermutete Amelia – keramischen oder anderen isolierten Bauteilen geschickt, weiter zu noch komplizierteren Gerüsten und Streben und Türmen. Sie teilten sich auf und verliefen in unterschiedliche Richtungen weiter wie Knochen, die vom Arm zur Hand und weiter in die Finger reichten.
    Sachs legte den Kopf in den Nacken und sah hoch über sich die vier Schornsteintürme, ebenfalls schmutzig rot und grau verrußt.
Ihre Warnleuchten blinkten hell durch die dunstige Dämmerung. Natürlich kannte Amelia die Schlote schon seit vielen Jahren; wer nach New York kam, konnte sie gar nicht übersehen, denn sie waren das auffälligste Merkmal des trostlosen Industriegebiets am East River. Doch Sachs hatte sich noch nie in so großer Nähe zu ihnen befunden und war angesichts der imposanten Erscheinung nachhaltig beeindruckt. Im Winter konnte man Rauch oder Dampf erkennen, der aus den Türmen aufstieg, aber im Augenblick entwich ihnen nichts als Hitze oder unsichtbares Gas und ließ den ansonsten ruhigen Himmel darüber leicht flimmern.
    Von der anderen Seite des Parkplatzes ertönten Stimmen. Sachs entdeckte dort eine Gruppe von ungefähr fünfzig Demonstranten. Sie reckten Schilder in die Höhe und riefen einen wenig freundlichen Sprechgesang, mit dem sie sich vermutlich über den ölverschlingenden Energiemoloch beklagten. Keinem dort war bislang aufgefallen, dass Amelia mit einem Wagen vorgefahren war, der fünfmal so viel Sprit verbrauchte wie ein Toyota Prius.
    Sachs hatte den Eindruck, unter den Füßen ein Rumpeln zu verspüren, als würden irgendwelche riesenhaften Maschinen aus dem neunzehnten Jahrhundert ächzend ihre Arbeit verrichten. Und sie hörte ein leises Summen.
    Sie verriegelte das Auto und ging zum Haupteingang. Zwei Wachleute beobachteten sie. Die beiden fragten sich eindeutig, was diese große Rothaarige mit ihrem alten braunen Muscle Car hier verloren hatte, und sie schienen Amelias Reaktion auf das Gebäude belustigt zur Kenntnis zu nehmen. Ja, so was sieht man nicht alle Tage, nicht wahr? , stand ihnen in die Gesichter geschrieben. Auch für uns ist das immer wieder ein Erlebnis .
    Als Sachs ihre Dienstmarke vorzeigte, wurden die Männer schlagartig rege. Sie hatten offenbar bereits mit einem Cop gerechnet – wenngleich nicht mit diesem äußeren Erscheinungsbild
– und führten Amelia sofort in den Verwaltungstrakt der Algonquin Consolidated.
    Im Gegensatz zu dem modernen Bürogebäude einer großen Datensammelfirma in Midtown, mit der Sachs bei einem ihrer letzten Fälle zu tun gehabt hatte, wirkte die Zentrale der Algonquin wie ein Museumsdiorama über das Leben in den Fünfzigerjahren: helles Holzmobiliar, farbenfrohe Fotos der Gebäude und technischen Anlagen, brauner Teppichboden. Die Kleidung der Angestellten – fast alles Männer – war ultrakonservativ: weiße Hemden und dunkle Anzüge.
    Sie gingen weiter die langweiligen Flure entlang. An den Wänden hingen gerahmte Zeitschriften, in denen Artikel über die Algonquin standen. Power Age . Electricity Transmission Monthly . The Grid .
    Es war schon fast

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