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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Anblick seines dunkelblauen Algonquin-Overalls dachte sie automatisch an Galt. Der Zeuge aus dem Hotel hatte anscheinend behauptet, der Verdächtige halte sich ganz in der Nähe auf, und der Polizei stand zur Identifizierung des Täters lediglich ein schlechtes Führerscheinfoto zur Verfügung.
    Doch als der Mann näher kam, wurde klar, dass er deutlich jünger als Galt war.
    »Detective«, keuchte er. »Der Officer da drüben hat gesagt, ich soll mich an Sie wenden. Ich muss Ihnen was erzählen.« Er verzog angewidert das Gesicht, weil ihm der Rauch aus dem Hotel in die Nase stieg.
    »Legen Sie los.«
    »Ich arbeite bei der Stromfirma, der Algonquin. Hören Sie, mein Partner ist unter uns in einem der Tunnel.« Er wies auf das Amsterdam College. »Ich versuche die ganze Zeit, ihn zu erreichen, doch er antwortet nicht. Unsere Funkgeräte sind aber in Ordnung.«
    Unter der Erde. Wo die Stromleitungen verliefen.
    »Ich dachte mir, dieser Raymond Galt war vielleicht auch
da unten, und Joey ist ihm über den Weg gelaufen. Sie wissen schon. Ich mache mir Sorgen.«
    Sachs rief zwei Streifenbeamte zur Unterstützung herbei. Zu dritt begleiteten sie den Algonquin-Techniker zu dem Schulgebäude. »Im Keller liegt einer unserer Einstiege. Auf diese Weise kommt man am besten in den Tunnel.«
    Daher trug Galt also die Vulkanasche an sich: Er hatte den Ausstellungssaal der Schule durchquert. Sachs rief Rhyme an und brachte ihn auf den neuesten Stand. »Wir gehen jetzt runter, Rhyme. Er könnte noch dort sein. Ich melde mich, wenn ich mehr weiß. Hast du inzwischen noch irgendwas herausgefunden, das uns helfen könnte?«
    »Nein, Sachs.«
    »Dann bis später.«
    Sie trennte die Verbindung und folgte den anderen zu der Tür, die in den Keller führte. Auch hier war der Strom abgeschaltet, aber die Notbeleuchtung glühte wie eine aus rot-weißen Augen bestehende Lichterkette. Der Arbeiter wollte die Tür öffnen.
    »Nein«, sagte Sachs. »Sie warten hier.«
    »Okay. Sie gehen zwei Treppen nach unten bis zu einer roten Tür, auf der ›Algonquin Consolidated‹ steht. Dahinter führt eine weitere Treppe in den Wartungsschacht. Hier ist der Schlüssel.« Er gab ihn ihr.
    »Wie heißt Ihr Kollege?«
    »Joey. Joey Barzan.«
    »Und wohin wollte er?«
    »Am Ende der Treppe gehen Sie nach links. Dreißig oder vierzig Meter weiter hat er gearbeitet. Ungefähr unter dem Hotel.«
    »Wie sind die Sichtverhältnisse da unten?«
    »Es gibt ein paar Batterieleuchten, die auch ohne Stromzufuhr funktionieren.«
    Batterien. Großartig.

    »Aber es ist trotzdem ziemlich dunkel. Wir benutzen immer Taschenlampen.«
    »Verlaufen dort unten Hochspannungsleitungen?«
    »Ja, mehrere. Die für diesen Bezirk sind jetzt tot, aber andere führen bloß hier durch und stehen weiterhin unter Strom.«
    »Liegen die Kabel frei?«
    Er sah sie ungläubig an. »Die Spannung beträgt hundertdreißigtausend Volt! Da sind die Kabel natürlich isoliert.«
    Es sei denn, Galt hatte sie freigelegt.
    Sachs zögerte. Dann richtete sie den Stromdetektor auf den Türgriff. Der Arbeiter beobachtete sie neugierig. Sie erklärte ihm nicht, um was für ein Gerät es sich handelte, sondern bedeutete ihren Begleitern lediglich, sie sollten zurückweichen. Dann riss sie die Tür auf, mit der anderen Hand an der Waffe. Aber da war niemand.
    Sachs und die beiden Beamten stiegen die dunklen Stufen nach unten. Amelias Klaustrophobie meldete sich sofort, aber wenigstens roch es hier nicht mehr so stark nach verbranntem Gummi, Haut und Haaren.
    Sachs ging voran, die zwei Streifenbeamten folgten. Sie hielt den Schlüssel fest umklammert, aber als sie die rote Tür erreichten, stand diese ein Stück offen. Die drei zogen ihre Waffen. Sachs flüsterte den Kollegen zu, sie sollten hinter ihr langsam vorrücken. Dann schob sie die Tür leise mit der Schulter auf.
    Blieb stehen und sah nach unten.
    Scheiße . Die Treppe, die zum Tunnel führte – über etwa zwei Etagen, wie es schien –, war aus Metall. Ohne Anstrich.
    Amelias Herz klopfte laut.
    Falls möglich, halten Sie sich vom Strom fern.
    Falls das nicht geht, schützen Sie sich.
    Falls das nicht geht, schlagen Sie ihm den Kopf ab.
    Doch keine von Charlie Sommers’ magischen Regeln ließ sich hier anwenden.

    Sachs schwitzte stark. Ihr fiel ein, dass feuchte Haut wesentlich leitfähiger war als trockene. Und hatte Sommers nicht auch gesagt, dass salziger Schweiß alles noch schlimmer machte?
    »Können Sie was sehen, Detective?«
    »Soll

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