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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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zuerst.«
    Die beiden Männer legten sich auf den dreckigen Boden und zielten voraus.
    Auch Sachs richtete ihre Glock nach vorn. Dann streckte sie
den Arm mit der Taschenlampe zur Seite, um kein allzu deutliches Ziel abzugeben, und drückte den Knopf. Der grelle Lichtstrahl erhellte den schmutzigen Tunnel.
    Keine Schüsse, keine elektrischen Entladungen.
    Doch Galt hatte ein weiteres Opfer zu verantworten.
    Knapp zehn Meter vor ihnen lag ein Algonquin-Arbeiter auf der Seite. Man hatte ihm die Hände auf den Rücken gefesselt und den Mund mit Klebeband verschlossen. Er blutete aus Wunden an der Schläfe und hinter dem Ohr.
    »Vorwärts!«
    Die Streifenbeamten standen auf. Dann eilten sie zu dritt zu dem Mann, bei dem es sich vermutlich um Joey Barzan handelte. Jedenfalls nicht um Galt, so viel konnte man erkennen. Der Arbeiter war schwer verletzt und blutete stark. Einer der Streifenbeamten wollte ihm helfen. Barzan schüttelte panisch den Kopf und heulte unter dem Klebeband laut auf.
    Im ersten Moment glaubte Sachs, dass der Mann im Sterben lag und der Todeskampf seinen Körper erzittern ließ. Doch dann bemerkte sie seine weit aufgerissenen Augen und folgte seinem Blick. Er lag nicht auf dem nackten Boden, sondern anscheinend auf einem dicken Stück Teflon oder Plastik.
    »Stopp!«, rief sie ihren Begleitern zu. »Das ist eine Falle!«
    Die Beamten erstarrten.
    Sachs erinnerte sich, dass Sommers gesagt hatte, Wunden und Blut würden den Körper nur umso leitfähiger machen.
    Sie ging hinter den Arbeiter, ohne ihn zu berühren.
    Ja, seine Hände waren gefesselt. Aber nicht mit Klebeband oder Schnur, sondern mit blankem Kupferdraht. Und das andere Ende des Drahtes war an eine der Wandleitungen angeschlossen. Sachs nahm den Stromdetektor und richtete ihn auf Barzans Handgelenke.
    Die Skala reichte nur bis 10 000 Volt und war sofort bis zum Anschlag gefüllt. Hätte der Streifenbeamte den Mann berührt,
wäre der Strom durch Barzan, durch den Helfer und von dort in den Boden geflossen und hätte beide augenblicklich getötet.
    Sachs wich zurück und griff zum Funkgerät, um Nancy Simpson zu verständigen. Sie sollte Bob Cavanaugh aufsuchen und ihm mitteilen, dass er einer weiteren Schlange den Kopf abschlagen musste.

… Neununddreißig
    Ron Pulaski hatte es geschafft, Ray Galts klemmenden Computerdrucker wieder zum Leben zu erwecken. Er nahm nun die noch warmen Seiten aus dem Ausgabefach.
    Der junge Beamte überflog den Inhalt und suchte nach Hinweisen auf den Aufenthaltsort des Mannes, auf Komplizen, das Versteck von »Gerechtigkeit-für« … oder sonst irgendwas, das ihnen hätte helfen können, den Anschlägen ein Ende zu bereiten.
    Detective Cooper schickte ihm eine SMS, in der stand, Galt habe in einem Hotel in Downtown zugeschlagen. Das Gebiet rund um die Wall Street werde derzeit noch nach dem Täter abgesucht. Hatte Pulaski etwas gefunden?
    »Noch nicht, aber hoffentlich bald.« Er schickte die Nachricht ab und widmete sich wieder den Ausdrucken.
    Es waren insgesamt acht Seiten. Keine enthielt Informationen, mit denen der Killer sich unmittelbar aufspüren ließ. Doch Pulaski erfuhr etwas, das sich noch als hilfreich erweisen könnte: Ray Galts Motiv.
    Manche der Seiten waren Ausdrucke von Beiträgen aus Blogs oder Foren. Andere waren Downloads von medizinischen Forschungsergebnissen, teilweise sehr detailliert und von namhaften Ärzten verfasst. Wieder andere klangen eher nach Scharlatanen und Verschwörungstheorien.
    Ein Text stammte von Galt persönlich. Er hatte ihn in einem Blog gepostet, in dem es um Umwelteinflüsse als mögliche Auslöser schwerer Krankheiten ging.

    Meine Geschichte ist typisch für viele Betroffene. Ich habe jahrelang für diverse Energieunternehmen als Techniker gearbeitet und bin dabei ständig mit Leitungen in Kontakt gekommen, die unter mehr als einhunderttausend Volt Spannung standen. Da die elektromagnetischen Felder dieser Kabel nicht abgeschirmt werden, haben sie bei mir Leukämie ausgelöst, davon bin ich überzeugt. Außerdem wurde inzwischen bewiesen, dass Stromleitungen Aerosolpartikel anziehen, die unter anderem zu Lungenkrebs führen, aber das wird in den Medien natürlich verschwiegen.
    Wir müssen allen Energieunternehmen – und noch viel wichtiger: der Öffentlichkeit – diese Gefahren bewusst machen. Denn freiwillig werden die Firmen nichts tun, warum sollten sie auch? Falls die Leute ihren Stromverbrauch auch nur um fünfzig Prozent reduzieren würden, könnten

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