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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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elektrisches Fanal verwandeln würden. Auf den Stahlträgern hielten sich ungefähr zweihundert Arbeiter auf. Und es gab nur zwei kleine Aufzüge, mit denen sie nach unten in Sicherheit gebracht werden konnten.
    Bis dreizehn Uhr blieben noch zehn Minuten.

… Sechsunddreißig
    »Was ist denn da los?«, fragte Sam Vetter den Kellner im Restaurant des Hotels. Er und die anderen Tagungsteilnehmer sahen soeben zu, wie offenbar sowohl das College als auch die zwischen Hotel und Schule gelegene Baustelle geräumt wurden. Immer mehr Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge fuhren vor.
    »Es ist doch sicher, nicht wahr?«, fragte ein Gast. »Hier, meine ich.«
    »Oh, aber ja, Sir, absolut«, versicherte der Kellner.
    Vetter erkannte, dass der Mann keine Ahnung hatte, wovon er da redete. Und da Vetter vom Fach war, vergewisserte er sich sogleich, ob ausreichend Notausgänge zur Verfügung standen.
    »Haben Sie das gestern mitbekommen?«, fragte einer der Geschäftsleute an seinem Tisch, der Mann aus Santa Fe. »Die Explosion bei dem Umspannwerk? Womöglich hat das hier damit zu tun. Es war von Terroristen die Rede.«
    Vetter hatte irgendwas in den Nachrichten gehört, aber nur beiläufig. »Was war denn los?«
    »Jemand hat am Stromnetz herumgefummelt.« Der Mann zeigte zum Fenster hinaus auf einen Wagen der Algonquin Consolidated. »Vielleicht hat er das auch bei der Schule gemacht. Oder auf der Baustelle.«
    »Aber doch hoffentlich nicht hier«, sorgte sich einer der Gäste. »Nicht im Hotel.«
    »Nein, nein, nicht bei uns.« Der Kellner lächelte und verschwand.
Vetter fragte sich, zu welchem Ausgang er in diesem Moment wohl rannte.
    Immer mehr Leute standen auf und gingen zu den Fenstern. Vom Restaurant aus hatte man einen guten Blick auf das Durcheinander.
    »Nein, das waren keine Terroristen«, hörte Vetter. »Das war irgendein frustrierter Angestellter der Stromfirma, ein Techniker oder so. Im Fernsehen wurde sein Bild gezeigt.«
    Da kam ihm ein Gedanke. »Wissen Sie, wie er aussieht?«, fragte Vetter einen der anderen.
    »Nur, dass er Anfang vierzig ist. Und er soll die Arbeitskleidung der Firma tragen. Einen blauen Overall und einen gelben Helm.«
    »O mein Gott. Ich glaube, ich habe ihn gesehen. Vor nicht mal einer halben Stunde.«
    » Was? «
    »Ich habe einen Arbeiter mit blauem Overall und gelbem Schutzhelm gesehen. Er hatte ein aufgerolltes Stromkabel über der Schulter.«
    »Das sollten Sie sofort den Cops erzählen.«
    Vetter stand auf. Er ging einen Schritt, hielt dann inne und griff in die Tasche, weil er fürchtete, seine neuen Freunde könnten glauben, er versuche sich vor der Rechnung zu drücken. Er hatte gehört, New Yorker seien anderen Leuten gegenüber generell misstrauisch, und er wollte bei seinem ersten Ausflug in die Geschäftswelt der Großstadt nicht gleich einen schlechten Eindruck hinterlassen. Also nahm er einen Zehner, um sein Sandwich und das Bier zu bezahlen. Dann fiel ihm ein, wo er war, und er legte lieber einen Zwanziger auf den Tisch.
    »Sam, machen Sie sich deswegen keine Gedanken! Beeilen Sie sich!«
    Er versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, wo genau der Mann aus dem Boden gestiegen war und seinen Anruf getätigt
hatte, um dann in das Schulgebäude zu gehen. Falls Vetter den ungefähren Zeitpunkt des Telefonats angeben konnte, würde die Polizei das Gespräch vielleicht zurückverfolgen können. Der Mobilfunkanbieter konnte den Beamten verraten, mit wem der Mann gesprochen hatte.
    Vetter eilte die Rolltreppe hinunter und nahm dabei mit jedem Schritt zwei Stufen. Dann lief er in die Lobby. Vor der Rezeption stand ein Polizist.
    »Officer, verzeihen Sie. Aber ich habe gerade gehört … suchen Sie nach jemandem, der für die Stromfirma arbeitet? Dem Mann, der gestern diese Explosion verursacht hat?«
    »Ganz recht, Sir. Wissen Sie etwas darüber?«
    »Ich glaube, ich habe ihn gesehen. Ich bin mir aber nicht sicher. Womöglich ist er das gar nicht gewesen. Aber ich dachte, ich sollte mich trotzdem melden.«
    »Moment.« Der Mann nahm sein klobiges Funkgerät. »Officer Sieben Acht Sieben Drei an Leitstelle. Ich habe hier einen Zeugen, der den Verdächtigen gesehen haben könnte. Kommen.«
    »Roger«, ertönte es blechern aus dem Lautsprecher. »Warten Sie kurz … Okay, Sieben Acht, schicken Sie ihn nach draußen zur Stone Street. Detective Simpson möchte mit ihm sprechen. Kommen.«
    »Roger. Sieben Acht, Ende.« Der Cop sah Vetter an. »Gehen Sie zum Vordereingang hinaus und dann nach

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