Opferspiel: Thriller (German Edition)
Größen bedeckt, die teilweise mit zerbrochenen Dachschindeln, Glas und Dosen vollgemüllt waren. Als er einen Schritt hinein machte, traf ihn der Gestank bis in den Rachen. Es roch nach altem, nassem Hund.
Er stöhnte und wich zurück.
»Warten Sie, bis Sie die hintere Wand sehen«, sagte der Polizist. »Ich muss leider die Tür hier wieder zumachen, Kollege – Vorschrift ist Vorschrift.«
»Haben Sie eine Taschenlampe?«
»Weiter hinten brennt Licht. Passen Sie auf die Spritzen auf, die liegen hier überall herum.« Der uniformierte Beamte lachte. »Wenn man sich nichts an den Spritzen holt, dann garantiert die Weil-Krankheit.«
Sexton nickte und stopfte seine Hosenbeine in die Socken, während er vorsichtig weiterging. Die Tür schloss sich knarrend hinter ihm, was das Ganze noch unheimlicher machte. Eine nackte Glühbirne warf ein kaltes, aber ungleichmäßiges Licht.
»Oh Gott!« Er blieb stehen, als er im finstersten Teil des Lagerhauses angekommen war. Vier Metallfesseln waren an der Wand angebracht worden, dazwischen hineingesprüht das Wort »Schlampe«. Hatten sie Katie hier gefangen gehalten? Ihm drehte sich der Magen um.
Sein Blick fiel auf eine Reihe vor sich hin rostender Gerätschaften. Haken und gezackte Schneidblätter, bei deren Anblick man es schon mit der Angst zu tun bekam, hingen in Halterungen nebeneinander. Er ging hin, um sie sich genauer anzusehen. Wofür waren die hier benutzt worden? Etwas streifte seine Schulter, und er sah eine Hand aus dem Augenwinkel.
Instinktiv wirbelte er herum und holte mit der Faust aus.
»Halt!«, sagte eine Frauenstimme.
Sextons Arm gefror. Es war Jo Birmingham, die genauso vom Donner gerührt aussah.
»Sie haben mich zu Tode erschreckt«, keuchte er und stützte vornübergebeugt die Hände auf die Knie.
»Was machen Sie hier?«, fragte sie eisig.
Sexton holte ein paarmal tief Luft. Er war nicht sicher, was ihn mehr erschreckt hatte, der Zustand des Speichers oder Jos Auftauchen. »Ich wollte nur mit eigenen Augen sehen, wo Anto Crawley gestorben ist.«
»Sie sollten doch Crawleys bessere Hälfte befragen. Das hier hätten Sie mit mir absprechen müssen.«
Er holte seine Benson & Hedges heraus und bot ihr eine an, wobei er merkte, dass seine Hände zitterten.
Jo bemerkte es ebenfalls. Sie fasste ihn am Ellbogen und führte ihn aus dem Speicher in die helle Sonne draußen.
24
Jo hätte Sexton umbringen können, so wütend war sie, als sie ihn hinaus auf die Lower Sheriff Street bugsierte, aber abgesehen davon, dass sie beim Notieren der zu klärenden Fragen einen Tick zu lange brauchte, ließ sie sich nichts anmerken. Das Licht funktionierte in dem Lagerhaus. Wer zahlte freiwillig die Stromrechnung für ein verlassenes Gebäude, das nur noch als Fixersalon genutzt wurde? Sie vermerkte, dass Foxy der Sache nachgehen sollte. Die Lage musste ebenfalls von Bedeutung sein, denn diese Straße kreuzte sowohl die Castleforbes Road, wo Rita getötet worden war, als auch die New Wapping Street, in der Stuart Ball sein Ende gefunden hatte. Sie skizzierte grob den Straßenverlauf und die Kreuzungen und kennzeichnete die Fundorte, die allen bisherigen Erkenntnissen nach den Tatorten entsprachen, mit einem X.
Sie blickte auf und merkte, dass Sexton neben ihr die Hände in die Hosentaschen gestopft hatte und von einem Fuß auf den anderen trat. Er sah mitgenommen aus, sein Hemd war zerknittert, und er hatte aufgeplatzte Äderchen unter den Augen. Aber falls er glaubte, sie würde ihm deswegen alles durchgehen lassen …
»Also?«, sagte sie, als sie bereit war. »Wollen Sie mir jetzt verraten, was Sie dort drin verloren hatten?«
Sexton öffnete den Mund zu einer Antwort, wurde aber plötzlich abgelenkt. Jo folgte seinem Blick und sah einen Mann auf sie zukommen. Sie kannte das Gesicht, brauchte jedoch ein paar Sekunden, um es in dieser ungewohnten Umgebung Ryan Freeman zuzuordnen. Er trug eine Cabanjacke und ein Spiralnotizbuch unterm Arm. Komischerweise war er viel kleiner, als er im Fernsehen wirkte, wenn er über Abschaum und Verbrecher wetterte, und hatte Hängebacken und einen Bauchansatz, während er sonst schlank war, was darauf schließen ließ, dass er die überflüssigen Pfunde erst kürzlich angesetzt hatte. Nach seinem hohläugigen Blick zu urteilen, schlief er auch seit einer Weile nicht gut.
»Detective Inspector Birmingham, nicht wahr?«, sagte er und nickte Sexton zu. »Ich bin Ryan Freeman und habe von einer meiner Informationsquellen
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