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Opferspiel: Thriller (German Edition)

Opferspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Opferspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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während sie noch die schreckliche Trauernachricht verarbeitete, sondern warf auch die Information über den »Priesterzwilling« in die öffentliche Arena. Sie verstand ums Verrecken nicht, wieso diese Story attraktiver sein sollte als die über den in der Stadt wütenden Serienmörder, die Freeman doch hatte. Da zudem nicht ein einziges Mal das Wort »Mutimörder« oder »Ausländer« oder Ähnliches vorkam, wusste sie nun ohne den Schatten eines Zweifels, dass jemand aus ihrem Team ihn auf dem Laufenden hielt. Und sie hatte auch keinen Zweifel mehr daran, wer es war.

34
    Der Mörder bewegte sich durch die offenräumige Maisonettewohnung des Auserwählten. Seine bloßen Füße machten ein leicht schmatzendes Geräusch, als sie über den lackierten Holzfußboden schritten. Nur einmal blieb er stehen, um sich die tropischen Fische in dem leuchtenden Aquarium anzusehen. Langsam kippte er den Glaskasten nach vorn und wich dem Wasserfall seitlich aus. Die Fische hüpften und wanden sich auf dem Hartholz. Er platschte herum, bis er den fand, den er wollte, und trat dann auf ihn, wischte sich die feuchte Hand an der Rücklehne eines niedrigen weißen Sofas ab.
    Eine Reihe von Fernbedienungen lag auf einer Ansammlung von kleinen Couchtischen aus Holz. Er nahm sich eine und richtete sie ungezielt in den Raum, worauf in einem Rahmen an der Längswand ein bewegtes Bild von tanzenden Flammen zum Leben erwachte.
    Als Nächstes schaltete er den Flachbildfernseher an, dann die Stereoanlage. Er stellte die Lautstärke bei beiden genau gleich ein, um eine wirre Geräuschkulisse zu erzeugen.
    Anschließend ging er in die Küche, ringsum schwarze Schrankfronten und Messer und Geräte aus Edelstahl. Er holte ein weißes Tischtuch aus seiner Tasche, schüttelte es aus und breitete es über den runden Glastisch, strich die Falten mit der flachen Hand glatt, die hartnäckigeren mit einem Finger.
    Er deckte den Tisch für zwei Personen und drei Gänge, nahm Messer, Gabeln, Löffel und Weingläser aus seiner Gobelintasche. Ein Totenschädel als Tafelaufsatz bekam den Ehrenplatz in der Mitte, und drum herum verteilte er zehn Kerzen in exakt gleichen Abständen zueinander.
    Mit einem Stück Kreide schrieb er das Wort »Golgatha« auf jede verfügbare Oberfläche, die schwarzen Schrankelemente, den dunklen Steinfußboden.
    Er stieg die Treppe hinauf und schüttelte Silbermünzen aus einem Sackleinenbeutel, während er auf den Schlafbereich zuging.
    Zum Schluss band er den Strick um seine Taille los und warf ihn über einen der freigelegten Deckenbalken. Als die Schlinge so hing, dass sie von der Vordertür aus zu sehen war, machte er ein umgekehrtes Kreuzzeichen, berührte zuerst seine rechte Schulter, dann die linke, dann die Brust, dann den Kopf. Es dauert sieben Sekunden, um am Hals aufgehängt zu sterben, und in dieser Zeit würde der Auserwählte erfahren, was Göttlichkeit bedeutete.
    Der Mörder kniete nieder und begann zu singen.

35
    Jos Auto, das am Abend zuvor von einem Abschleppwagen nach Hause transportiert worden war, beschloss an diesem Morgen, ohne Mucken anzuspringen. Auf dem Weg zum Revier nutzte sie die roten Ampelphasen, um es ein wenig zu säubern, was darauf hinauslief, dass sie den größten Teil des Mülls auf den Boden und unter den Beifahrersitz fegte. Die Fahrerin vor ihr hatte es in derselben Zeit geschafft, sich zu schminken, und bürstete nun ihre Haare durch. Der Mann hinter ihr stocherte in seiner Nase.
    Bei Grün schaltete sie den Gang ein und warf das Handy mit gedrückter Lautsprechertaste in ihren Schoß, um beim Fahren ein paar Anrufe zu erledigen. Sie hatte bereits nacheinander die Nachrichtenredaktionen der Stadt kontaktiert und die Chefs vom Dienst informiert, dass sie um Punkt zwei eine Pressekonferenz vor dem Dienstgebäude abzuhalten beabsichtigte.
    »Gerry?«, sagte sie, als diesmal abgenommen wurde.
    »Gerry ist krank«, antwortete eine unbekannte Stimme.
    »Ist Wendy in der Nähe?«
    »Bei einer Besprechung.«
    »Sind Sie neu?«, fragte Jo.
    »Erster Tag.«
    »Ihr erster Tag! Wie heißen Sie?«
    »Jim. Wer sind Sie?«
    »Jim, haben Sie schon mal von Daithi Bhreathnach gehört?«
    »Nee. Wer spricht dort bitte?«
    »Erster Tag, erste Lektion in Verbrechen und Strafe, Jim: Das größte Problem mit unserem Strafrechtssystem ist, dass die Gesellschaft sich für den Geschädigten hält. Sie wissen ja, wie das mit großen Körperschaften ist, der Einzelne geht darin unter.«
    »Entschuldigen Sie, worum

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