Opferspiel: Thriller (German Edition)
diesen Verdächtigen auszuschließen«, mischte sich Waters, der Profiler, ein.
»Vielleicht werden Sie das anders sehen, wenn der Mörder heute wieder zuschlägt«, sagte Jo. »Unser Skinny wird nämlich ein wasserdichtes Alibi haben, weil Merrigan ihn gleich hierherbringen und den ganzen Tag festhalten wird.«
Foxy stieß sie mit dem Fuß an, um sie zu warnen, sich nicht selbst in die Ecke zu drängen.
Friar raschelte geräuschvoll mit der Zeitung. »Sie setzen ein gutes Stück Ihrer Glaubwürdigkeit für eine vage Ahnung aufs Spiel, Sergeant«, sagte sie, nicht unzufrieden.
»Ich bin Detective Inspector.«
Friar fuchtelte mit der Zeitung vor Jo herum. »Ihre Priester-Hypothese wird unsere potenziellen Informationsquel len einschränken. Zeugen, die eventuell Grund hätten, jemanden zu verdächtigen, werden sich nun nicht melden, weil der Betreffende kein Geistlicher ist.«
»Ich habe nie behauptet, dass unser Mann ein Priester ist«, erwiderte Jo. »Im Gegenteil, er ist wahrscheinlich Atheist und, wie ich vermute, jemand aus unserem näheren oder weiteren Umfeld. Er arbeitet möglicherweise in einem Bereich der Strafverfolgung oder des Militärs. Er ist kein Moslem, es ist gut möglich, dass er schon einmal auffällig geworden ist, und die Lage der Tatorte ist der Schlüssel zur Lösung des Rätsels.«
»Wir drehen uns im Kreis«, bemerkte Friar.
Foxy sprang ihr bei. »Du hast vergessen zu erwähnen, dass der Mörder einen Groll gegen die Kirche hegt«, sagte er.
Jo sah ihn dankbar an. »Stimmt.«
»Und er geilt sich an toten Frauen auf«, fügte Sexton hinzu.
Merrigan wischte sich den Mund ab. »Und er ist ’n Neger!«
Friar schnaubte hörbar.
»Danke für eure Unterstützung, Jungs«, sagte Jo und führte das Trio hinaus in den Gang.
»Merrigan«, sagte sie, »ich will, dass Sie den Hauptverdächtigen unserer Kollegen herbringen. Sagen Sie Skinny, wenn er schön kooperiert, werden wir ihn nicht wegen Behinderung der Polizeiarbeit durch eine Falschaussage drankriegen. Egal wie, er verbringt den Rest des Tages hier, okay? Ihn hinter Schloss und Riegel zu halten, wenn der Mörder wieder aktiv wird, ist anscheinend die einzige Möglichkeit, die Herrschaften davon zu überzeugen, dass sie auf dem Holzweg sind.«
Merrigan nickte und warf sich in die Brust, als er abmarschierte.
Sexton griff in seine Innentasche und zog ein paar in der Mitte gefaltete Blätter heraus, die er Jo gab.
»Was ist das?«
»Die Namen der Polizisten, die Sie wollten – die schon mal mit unseren Opfern zu tun hatten«, sagte Sexton ruhig. Er drehte die oberste Seite für sie herum und zeigte auf einen Namen am Ende der Liste.
Jo blieb abrupt stehen. »Ist er noch im Einsatzraum?«
»Ist Mac noch da drin?«, rief Sexton ein paar uniformierten Beamten zu, die ein Stück weiter hinten im Gang zusammenstanden.
»Ich bin ihm gerade begegnet, als er zum Klo wollte«, antwortete einer.
»Bringen Sie ihn bis Mittag ins Vernehmungszimmer«, sagte Jo. »Sagen Sie ihm, ich will mit ihm über Rita Nulty sprechen.«
36
Jo fuhr mit Foxy zur Leichenhalle und sagte Sexton, er solle allein dorthin kommen. Sie fürchtete sich beinahe davor, es auszusprechen, selbst Foxy gegenüber, aber die Entdeckung, dass Mac früher schon einmal Umgang mit Rita Nulty gehabt hatte, ließ sämtliche Alarmglocken bei ihr läuten. Alle Eigenschaften des Täters trafen auf ihn zu: kannte sich mit dem Strafrecht aus – Häkchen, könnte der korrupte Polizist sein, auf den Skinny angespielt hatte – Häkchen, und dann war da noch die Kleinigkeit, dass er vergessen hatte, seinen Kontakt mit Rita zu erwähnen.
Kaum hatte Foxy sich angeschnallt, kam Jo kaum noch zu Wort. Das seien bloß Mutmaßungen, schob er voraus, aber er sei einmal bei Mac zu Hause gewesen.
»Seine Wohnung ist der Hammer, von so was können du und ich nur träumen, Jo«, sagte er. »Also, ich bin wirklich der Erste, der einräumt, dass es eine harmlose Erklärung dafür geben mag – eine Erbschaft, Rennpferde – , was weiß ich, wie er sein Konto ausgleicht. Nur, dass wir anderen mal gerade so mit unserem Gehalt über die Runden kommen, während der dort oben in seinem Penthouse im Internationalen Finanzzentrum residiert wie ein Lord. Ich sage nur: Bilder an den Wänden, die einen roten Punkt unten in der Ecke haben, weil sie auf einer Auktion ersteigert wurden.«
Jo umklammerte das Lenkrad. Sie wusste, dass Foxy kein Tratschmaul war, und Macs Adresse im IFSC lag obendrein
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