Opferspiel: Thriller (German Edition)
sich die Namen all ihrer Freier in ein Büchlein notierte, würde das Ihre Erinnerung auffrischen?«
»Sie machen Witze. Rita konnte sich nicht mal merken, sich morgens die Zähne zu putzen …«
»Sie kannten Sie nur vom Sehen, hm?« Jo hielt seinen Blick fest. Dann holte sie ein kleines schwarzes Adressbuch hervor, das auf ihrem Schoß gelegen hatte, und blätterte darin. »Interessante Lektüre, das. Was sagten Sie, wann Sie Rita das letzte Mal lebend sahen?«
»Ich will meinen Anwalt.«
Jo griff nach den Papieren in der Mappe auf dem Schreibtisch. »Ich würde jetzt gern über den Jungen sprechen, der während Ihrer Wache in der Zelle gestorben ist.«
»Was? Das ist Jahre her. Was hat das denn mit Rita Nulty zu tun?«
»Das will ich von Ihnen wissen. Wissen Sie überhaupt noch, wie er hieß?«
»Was soll der Scheiß hier?« Mac ging auf sie los. »Was hab ich Ihnen eigentlich getan, hä?«
Sexton sprang auf und wollte ihn zurückhalten, aber Jo bedeutete ihm mit ausgestrecktem Arm, sich wieder hinzusetzen. »Sie auch«, sagte sie zu Mac.
Er schlurfte zurück auf seinen Platz.
»Das ist lange her«, schnaufte er. »Sie sind da vielleicht nicht ganz auf dem neuesten Stand, Sarge, denn ich wurde von jedem Fehlverhalten freigesprochen.« Er wandte sich an Sexton. »Also, der Name meines Anwalts ist Jasper Flood.«
»Hier heißt es, dass die Familie des Jugendlichen, der während Ihrer Wache starb, einen Zivilprozess gegen Sie anstrengen wollte«, fuhr Jo fort. »Das muss ein ganz schöner Schreck für Sie gewesen sein. Gerade, als Sie dachten, dass die Sache endgültig vom Tisch wäre. Ein Junge stirbt in einer Zelle, das kommt nun mal vor …«
»Das war doch alles nur heiße Luft. Die hätten das nie durchgezogen.«
»Sind Sie sicher?«, fragte Jo. »Ich habe nämlich vorhin mit dem Vater des Jungen gesprochen. Er sagt, Sie hätten bei ihm angerufen, nachdem Sie die Vorladung erhalten hatten, und damit gedroht, ihm das Leben zur Hölle zu machen. Sie hätten ›Freunde auf unterster Ebene‹, hätten Sie gesagt, wörtliches Zitat. Was bedeutet das? Mit was für Leuten geben Sie sich ab, Mac?«
Mac sah zu Boden.
»Darüber hinaus habe ich Foxy gebeten, eine Liste aller Fälle zusammenzustellen, mit denen Sie sich in den vergangenen zwölf Monaten beschäftigt haben. Und nun raten Sie mal. Er hat Ihren Namen lediglich auf einem Haftbefehl ge gen einen Skid gefunden, gegen den die Anklage je doch fallen gelassen wurde, weil es irgendeine Verwechslung bezüglich des Datums gab. Ich wette, wenn wir noch weiter zurückgehen, werden wir mehr Skids finden, stimmt’s?« Jo beugte sich vor und zwang Mac, sie anzusehen. »Sie standen auf ihrer Gehaltsliste, nicht wahr?«
»Ist Ihnen nicht bekannt, dass es vor Gericht als Be einflussung betrachtet wird, wenn Sie dieselbe Frage mehr mals stellen, mit der Folge, dass der Verdächtige schweigen darf?«
»Natürlich«, sagte Jo, »über Ihre Rechte wissen Sie Bescheid, Sie kennen sich mit dem Gesetz aus. Sie halten die Hand auf, Mac, stimmt’s? Sie brauchen sich keine Sorgen um Ihre berufliche Stellung oder Ihre Überführungsquote zu machen, weil Sie einen einträglichen Nebenjob gefunden haben.«
Mac wurde bleich. »Beweisen Sie das.«
»Nur so aus Interesse …« Jo hielt ein Schulfoto aus der Akte in die Höhe. Es zeigte eher ein Kind als einen Teenager. »Wie war er?«
»Ganz ehrlich? Er war ein kleines Arschloch. Nicht politisch korrekt, das zu sagen, aber das Leben ist es auch nicht, oder?«
»Also dachten Sie, Sie sollten ihm ein paar Manieren beibringen, ja?«
»Ich habe ihn nicht angerührt.«
»Das behaupten Sie. So, wie Sie behauptet haben, Rita nicht zu kennen.« Jo schob die Papiere zusammen und klappte die Mappe zu.
»Herrgott noch mal, warum haben Sie’s so auf mich ab gesehen?«, brüllte Mac plötzlich. »Besorgt’s Ihnen niemand zu Hause? Soll ich Ihnen mal meine Spezialbehandlung angedeihen lassen?«
Jo schluckte. Jetzt machte er sie nervös. »Stuart Ball – haben Sie den gekannt?«
Mac musterte sie verächtlich. »Frigide Ziege.«
»Was ist mit Anto Crawley?«, fragte Jo, froh über Sextons Anwesenheit.
»Ach, jetzt bin ich auch noch Ihr Serienkiller, ja?« Mac sah zu Sexton hin, als wäre das ein Mordswitz gewesen.
Sexton wich seinem Blick aus.
»Sind Sie es?«, sagte Jo.
»Sie sind erbärmlich«, kam es von Mac. »Sie rauschen hier rein, denken, Sie sind was Besseres, weil Sie den Boss geheiratet haben, um voranzukommen.
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