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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Die Schlacht bei Badr und Uhud und Khandaq und alles.«

    »Die Schlacht bei Siffin?«

    »Ja genau, das auch. Er redete von den heiligen Kriegern. Und auf einmal wollte er, dass wir heilige Krieger sein sollten. >Stopp mal<, hab ich gesagt, >ich will kein heiliger Krieger sein.< Arman war meiner Meinung und Mehran auch, glaube ich. Siamak fand es cool, sozusagen, einfach so. Keiner war besonders überzeugt. Aber Jamshid redete weiter, und er hat sie überredet. Ich hab nur gesagt: >Aber du machst Witze, Jammis, wir sind schwedische arme Schweine, wir können uns nie selbst in die Luft sprengen.< >Du bist vielleicht ein schwedisches armes Schwein, Kurush< - so hat mich seit der Oberstufe außer meiner Mutter niemand mehr genannt -, >aber wir sind es nicht, wir glauben an eine höhere Sache, eine höhere Berufung.< Arman, Mehran und Siamak haben sich so ein bisschen gegenseitig abgecheckt, um zu sehen, wie die anderen reagierten. Ich weiß noch, dass Mehran nickte und sagte: >Wir sind schon Bürger zweiter Klasse, Kräkan, das weißt du doch auch. Sogar an der Uni sehen sie es. Sobald sie deinen Namen hören, bist du außen vor, ganz egal wie scheißclever du bist. Sollen wir uns alle Kräkan nennen, um was zu sein?< Da bin ich sauer geworden und abgehauen.«

    »Für immer?«

    »Nein, verflucht. Am nächsten Tag war ich wieder da, aber da hatten sie sich irgendwie eingekapselt. Selbst Arman, der immer easy war, hat geschwiegen und mich weggestoßen. Und Siamak, mein alter Kumpel, mein Bruder - nein, völlig abgedreht. Der Arsch Jamshid hat der ganzen Gang das Gehirn gewaschen. Dann kamen sie hierher, wenn ich nicht da war, sie kannten ja meine Zeiten. Scheiß Reiter.«

    »Reiter?«

    »So nannten sie sich eine Zeit lang. Die Reiter also. Was ist das jetzt für'n Scheiß, ey?, hab ich mich gefragt. Aber dann hab ich es kapiert.«

    »Ein erstes Entwicklungsstadium, nehme ich an«, sagte Kerstin Holm. »Und wie heißen sie jetzt? Ich brauche die vollständigen Namen von Arman und Jamshid.«

    »Arman Mazlum und Jamshid Talaqani«, sagte Kräkan.

    »Weißt du, wo sie wohnen?«

    »Ich weiß, wo sie wohnten, als sie in die Oberstufe gingen, aber nicht, wo sie jetzt wohnen. Es ist auf jeden Fall hier in der Nähe.«

    »Kannst du alle Adressen, an die du dich erinnerst, hier auf den Zettel schreiben? Und hast du keine Handynummern?«

    Kräkan schrieb und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Und du heißt also - Kurash?«

    »Kurush Mahdavi«, sagte Kräkan, während er schrieb.

    »Ich schreibe es auch auf. Jetzt geht mir verdammt noch mal die Muffe. Glaubst du, sie wollen mich auch allemachen? Weil ich es weiß?«

    »Weil du was weißt?«

    »Dass sie die heiligen Reiter von Siffin sind.«

     

    *

     

    Please could you stop the noise, I'm trying to get some rest from all the unborn chicken voices in my head.

    Er hatte einen neuen Lieblingssong gefunden. Dass er immer das Bedürfnis hatte, mit seinen Kopfhörern Musik zu hören, wenn er den Mann mit all den ungeborenen Kükenstimmen im Kopf treffen sollte, war sicher kein Zufall.

    When I am king, you will be first against the wall,

    with your opinion which is of no consequence at all.

    Arvid Lagerberg betrat den Verhörraum mit diesem Blick des Erstaunens angesichts der Unendlichkeit des Weltalls.

    »Paranoid Android«, dachte Paul Hjelm und schaltete den auch diesmal gut versteckten MP3-Player ab.

    »Hej, Arvid«, sagte er. »Haben Sie gut geschlafen?«

    Arvid setzte sich. Der gelbweiße Bart umgab seinen Kopf in ganz und gar unvorhersagbarer Unordnung und erinnerte drastisch an eine Wolke.

    Viel eher an eine Wolke als an einen Glorienschein.

    »Ich schlafe nicht«, sagte Arvid Lagerberg ernst.

    »Nie?«, fragte Paul Hjelm.

    »Nein«, sagte Arvid ruhig.

    Hjelm beugte sich über den Tisch und sagte:

    »Erinnern Sie sich, worüber wir letztes Mal gesprochen haben, Arvid?«

    Arvid nickte stumm.

    »Worüber denn?«, fragte Hjelm schließlich. »Über den Polizisten«, sagte Arvid. »Wo ich ihn schon einmal gesehen hatte.«

    »Genau. Und ist es Ihnen eingefallen?«

    »Ich weiß nicht. Ein bisschen.«

    »Ein bisschen?«

    »Ich erinnere mich, wo ich gesessen habe. Ich saß am Wasser. Es war Frühsommer. Plötzlich kam eine Menge Menschen. Sie blieben vor einer großen Tür stehen und schoben sie auf. Sie schnitten eine schwere Kette durch und schoben die Tür zur Seite. Sie hatten Kameras. Ich dachte, sie seien vom Fernsehen. Aber dann sah ich, dass

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