Opferzahl: Kriminalroman
einige von ihnen Uniformen trugen. Polizeiuniformen.«
»Prima, Arvid«, sagte Hjelm überrascht. »Sie haben sich wirklich angestrengt.«
»Danke«, sagte Arvid.
»Können Sie sich erinnern, wo das Wasser war? Wo haben Sie gesessen?«
»Es war eine Art Kanal. In der Nähe einer Brücke. Es war nicht weit zum anderen Ufer.«
»Sie schlafen meistens im Nattugglan, dem Obdachlosenheim der Stadtmission in der Fleminggata, und halten sich in der Gegend um den Fridhelmsplan auf, oder? War es dort in der Nähe?«
»Ich glaube ja«, sagte Arvid träumerisch. »Wenn es warm ist, gehe ich gern die Treppen hinunter. Ich liege unten am Wasser, bis mich jemand verjagt.«
»Es klingt so, als wären Sie nach Kungsholms Strand hinuntergegangen? Könnte das sein, Arvid? Nicht weit entfernt von der St. Eriksbro?«
Arvid Lagerberg nickte langsam und sagte:
»Aber als sie mit einer Menge verschiedener Autos daherkamen, ging ich ihnen entgegen. Das war nicht mehr unten am Wasser. Das war etwas weiter oben.«
Hjelm versuchte intensiv, sich den genauen Stadtplan ins Gedächtnis zu rufen. Den PC wollte er nur im Notfall bemühen. Es hätte Lagerberg verwirren können.
»Alströmergatan?«, schlug er vor, eher um Zeit zu gewinnen.
»Nein«, sagte Arvid, »wo die liegt, weiß ich. Dort ist auch das Room.«
Paul Hjelm sah den Mann ein wenig verwirrt an und überlegte, wie dessen Wahrnehmung eigentlich funktionierte. Das Room war eines der elegantesten Einrichtungshäuser im Lande.
»Es gibt dort irgendwo eine Nebenstraße, sie heißt Gjutargata, glaube ich«, sagte Hjelm.
»Ja«, nickte Arvid Lagerberg. »Das stimmt. Es war ganz in der Nähe. Eine ähnliche Straße.«
»Gibt es nicht auch eine Straße namens Svarvargata?«, fragte Hjelm, aber eher sich selbst.
»Die war es«, sagte Arvid bestimmt.
»Sind Sie sicher?«, fragte Hjelm.
»Die Autos fuhren alle auf ein großes Tor zu, und ich ging ihnen nach. Es sah aus wie eine Garageneinfahrt, aber das Tor ging zur Seite auf. Sie schnitten eine unheimlich dicke Kette durch. Mit einer Riesenschere.«
»Und einer der Polizisten war der, den Sie kürzlich nachts auf der St. Eriksgata gesehen haben?«
»Ja. So war es.«
»Ich muss noch ein bisschen mehr wissen«, sagte Hjelm, »um es in unseren Archiven finden zu können. Erinnern Sie sich zum Beispiel, was dort sonst noch war? Was war das für ein Tor?«
»Da waren Zeichen«, sagte Arvid. »Komische Zeichen.«
»Was für welche? Zeichnungen?«
»Nein, eigentlich nicht. Einer der Polizisten hat später auch was gesagt. Oder geschrien, er schlug mit der Faust an das Tor, dass es dröhnte. Als sich zeigte, dass es drinnen leer war. Ich glaube, der war es.«
»Erinnern Sie sich, was er geschrien hat?«
Zum ersten Mal schwieg Arvid Lagerberg nun und ließ sein Bewusstsein entgleiten. Als Hjelm bemerkte, dass es sich dem Reich der Farne näherte, sah er sich gezwungen einzugreifen und sagte:
»Was hat der Polizist geschrien, Arvid?«
»Verdammte Chinesen!«, schrie Arvid. »Es waren chinesische Zeichen.«
Paul Hjelm schwieg eine Weile und dachte nach. In seinem Kopf klingelte nichts. Ihm war kein Fall bekannt, der mit Chinesen zu tun und sich, ziemlich dramatisch, in der Svarvargata abgespielt hatte.
Und bei dem Kameras hätten dabei sein können.
»Können Sie warten, während ich im Polizeiarchiv nachschaue, Arvid?«, sagte Hjelm.
»Ja«, antwortete Arvid Lagerberg und verschwand tief in seiner Wolke.
Hjelm öffnete sein drahtlos vernetztes Laptop, suchte mithilfe einiger Schlüsselwörter und gelangte zu einem Fall, der unter der Bezeichnung »Yin Mo« lief. Es handelte sich offenbar um eine gemeinsame Aktion, an der die Einwanderungsbehörde, die Schwedische Botschaft in China, Europol und die Säpo beteiligt waren. Aber auch die Reichskriminalpolizei.
Er überflog den Bericht und suchte im Speicher nach einem Film. Nach einer Weile fand er ihn. Er ließ sich ohne Probleme abspielen.
Zuerst wurde die Umgebung der Chinesischen Botschaft gezeigt, dann die Umgebung einer Importfirma, die sich Fan Wan Import AB nannte. Dann waren die Flure des Präsidiums zu sehen und schließlich die Svarvargata. Einige Autos hielten vor einem Tor mit einer Kette, darunter zwei Einsatzwagen. Uniformierte Polizisten sprangen heraus, einer hielt einen gigantischen Bolzenschneider in der Hand. Dazu kamen einige Zivilpolizisten, die sich in der Nähe aufstellten. Zwei von ihnen zogen ihre Dienstwaffen.
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