Ophran 3 Die entflohene Braut
war natürlich nie der Fall. Der arme Oliver hatte alle Hände voll damit zu tun, ihn daran zu hindern, aus der Kutsche zu springen und unbescholtene Bürger zu beschuldigen. “
„Ja, das stimmt“, bekräftigte Oliver. „Doch eines Abends sind wir offenbar tatsächlich verfolgt worden, nicht wahr, Junge? “
Jack lehnte lässig an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt. Er wusste, dass Oliver vermutete, ihm sei während seines Besuches bei Lord Hutton etwas Bedeutsames eröffnet worden. An jenem Abend hatte er die Angelegenheit heruntergespielt und lediglich gesagt, es habe etwas mit den Angriffen auf seine Schiffe zu tun gehabt. Oliver hatte ihn zweifelnd angeschaut, ihn jedoch nicht weiter mit Fragen bedrängt. Eines Tages würde Jack seiner Familie von seiner Beziehung zu dem Grafen erzählen, doch erst, wenn er sich selbst damit abgefunden hatte. Sie würden sich zwar darüber freuen, dass er das Geheimnis um seinen Vater gelüftet hatte, doch es würde nichts an ihm selbst oder seinem Leben ändern. Seine Familie würden immer die Menschen bleiben, die ihn nun umgaben und die alles für ihn tun würden, so wie auch er alles für sie täte.
Und zu dieser Familie gehörte nun auch Amelia.
„Ich erinnere mich nicht mehr. “ Jack zuckte mit den Schultern.
„Jetzt, wo Amelia ihre Familie abermals verlassen hat, wird ihr Vater die Belohnung für ihre Ergreifung gewiss erhöhen“, verkündete Haydon. „Wir werden immer noch wachsam sein müssen, sogar hier in Inverness. “
„Da bin ich mir nicht so sicher“, entgegnete Jack. „Ihr Vater wirkte recht angewidert, als Whitcliffe flüchtete. Jetzt, wo er nicht mehr da ist, werden Amelias Eltern wohl endlich von dem Versuch ablassen, ihre Tochter in eine ungewollte Ehe zu drängen. “
„Dazu werden sie keine Gelegenheit mehr haben“, erklärte Amelia unverblümt. „Du und ich werden heiraten, und meine Eltern werden keinerlei Gewalt mehr über mich haben. “
Alle Augen richteten sich auf Jack, dem es plötzlich die Sprache verschlagen hatte.
„Was ist los? “ Amelia guckte Jack erwartungsvoll an. „Du wirst mich doch heiraten, oder nicht? “
„Antworten Sie ihr besser schnell, Junge“, riet Oliver.
„Mädchen mögen es nicht, wenn ihre Liebsten in Herzensdingen unentschlossen sind“, fügte Eunice hinzu.
„Fragen Sie einfach eine Ihrer Schwestern“, schloss Doreen.
„Wenn Jack dich nicht heiratet, Amelia, dann tu ich’s“, bot Jamie hilfsbereit an. „Wir würden gewiss gut miteinander auskommen. “
„Sie will keinen Arzt heiraten, der ständig unterwegs ist, um sich um irgendwelche kranken Leute zu kümmern“, widersprach Simon. „Mit mir wäre sie viel glücklicher. Wir können gemeinsam neue Erfindungen austüfteln. “ „Wirklich, ihr zwei, jetzt hört mit euren Neckereien auf! “ Annabelle tat, als sei sie verstimmt. „Wenn Jack Amelia nicht heiratet, können Alex und sie bei mir leben. Wir könnten zusammen an einem neuen Buch arbeiten:, Die Waisenkinder von Argyll und die davongelaufene Erbin'. “
„Ich finde, Amelia und Alex sollten bei mir wohnen“, meinte Grace. „Amelia versteht viel von Mode, und wir könnten wunderschöne neue Kleider für die kommende Frühjahrssaison entwerfen. “
Charlotte sah Jack mit einer Mischung aus Mitgefühl und Belustigung an. „Ich glaube, Jack hält nicht viel von euren Vorschlägen. “
„Warum sagt er dann nichts? “ Alex warf ihm einen finsteren Blick zu. „Wirst du sie jetzt heiraten oder nicht? “
Jack funkelte seine Familie wütend an. „Ich hatte sie eigentlich zuerst um ihre Hand bitten wollen, wenn wir endlich allein sind. “
Alex schnaubte ungeduldig. „Warum musst du sie fragen, ob sie dich heiraten will, wo sie dich doch längst gefragt hat? “
„Da ist was dran“, sagte Oliver vergnügt.
„Miss Amelia hat zuerst gefragt, weil sie Amerikanerin ist“, verkündete Lizzie den Anwesenden im Brustton der Überzeugung. „Amerikanische Mädchen sind sehr direkt, das kommt von ihrer Erziehung. “
„Ich hab Miss Amelias direkte Art immer gemocht. “ Beaton warf ihr einen bewundernden Blick zu. „Sie ist ein echtes Prachtstück. “
„Vielleicht sollten wir alle Jack und Amelia nun eine gute Nacht wünschen“, schlug Genevieve vor, denn sie vermutete, dass die beiden einander viel zu erzählen hatten, was nicht für fremde Ohren bestimmt war.
„Ich finde, das ist ein guter Einfall. “ Haydon bot seiner Frau den Arm und zog sie an
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