Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk

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zusammengekauert auf dem Bett liegen. Sie hatte sich in die Decken geschmiegt und rührte sich nicht. Offenbar hoffte sie, ihr vorgetäuschter Schlaf würde ihn davon überzeugen, dass er sich getäuscht hatte, und zum Gehen bewegen.
    Stattdessen trat er über die Schwelle und schloss die Kajütentür hinter sich.
    „Was fehlt Ihnen? “ fragte er.
    Amelia blieb noch eine Weile reglos liegen. Dann setzte sie sich auf und schaute ihn mit glitzernden Tränen in den Augen an.
    „Es tut mir Leid“, entschuldigte sie sich mit leiser Stimme. „Ich wollte Sie nicht stören. “
    „Sie stören mich nicht. Was fehlt Ihnen? “
    „Nichts. “
    Er machte keine Anstalten, den Raum zu verlassen.
    „Es ist alles in Ordnung. Ich bin nur ein wenig erschöpft, das ist alles. “
    Er schwieg.
    „Ich glaube, es ist einfach zu viel geschehen in den vergangenen Tagen“, verkündete sie aufs Geratewohl, als sie spürte, dass er sich mit ihrer Antwort nicht zufrieden gab. „Vor ein paar Tagen noch war ich eine reiche Erbin, die auf der spektakulärsten Hochzeit des Jahrzehnts mit dem Duke of Whitcliffe vermählt werden sollte, und heute bin ich ein Niemand auf einem alten Frachtschiff mit Kurs auf Inverness, auf dessen Kopf eine Belohnung ausgesetzt ist und der keine Ahnung hat, was aus ihm werden soll. Ich nehme an, ich habe das wohl plötzlich alles recht überwältigend gefunden. “
    Sie hatte das Kinn vorgestreckt, und ihre Stimme klang aufgesetzt munter, so, als nehme sie ihre Lage auf die leichte Schulter. In ihren Augen jedoch lag tiefer Schmerz, und Jack wusste, dass sie lediglich versuchte, seine Sorgen zu zerstreuen.
    „Sie sind wohl kaum ein Niemand, Amelia. “
    Ein freudloses Lachen entschlüpfte ihrer Kehle. „Ach ja, ich bin die berühmte amerikanische Erbin, Amelia Belford, ungeratene Tochter von John Henry Belford, jüngst aus dem Schoße der Familie verstoßen. Ich habe kein Geld. Ich habe keine Verwandten, an die ich mich wenden könnte. Ich habe kein Zuhause, keinen Beruf, keine Pläne und keine Zukunftsaussichten. Das Einzige, was ich wirklich zu besitzen glaubte, waren mein Aussehen und mein Charme, von denen Lord Philmore fälschlicherweise behauptete, sie hätten ihn dazu gebracht, sich in mich zu verlieben, während ich in Lord Whitcliffes Augen weder das eine noch das andere je besessen habe. Ich sei zu amerikanisch für seinen Geschmack, meinte er, was bedeutete, dass mein Teint zu sommersprossig und meine Zähne zu groß waren und ich es noch dazu wagte, eine eigene Meinung zu haben. Außerdem verstand ich all die Regeln nicht, die jeden Schritt hemmen, den man in der englischen Gesellschaft tut. Ach ja, und dann ist da noch mein fürchterlicher Akzent“, schloss sie bitter. „Philmore und Whitcliffe sind Schwachköpfe“, erwiderte
Jack verärgert und trat näher an ihr Bett. „Sie sind ohne die beiden besser dran. “
    „Bin ich das? “ Sie biss sich auf die Lippe und blickte auf
den milchigen Lichtschleier, der durch das Bullauge fiel. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Als ich vor Lord Whitcliffe davonlief, hielt ich mich für ungemein mutig und tapfer, doch da glaubte ich noch, es für Percy zu tun. Der jedoch liebte mich nicht um meiner selbst willen, wie er so oft behauptet hatte, sondern war nur hinter meinem Geld her. Wenn man aus einer so wohlhabenden Familie stammt, lässt es sich wohl kaum vermeiden, dass Menschen derart oberflächlich sind. “ Sie schlang die Arme um die Knie und wirkte mit einem Mal klein und verloren. „Als ich heute Abend erkennen musste, dass Percy mich verraten hat, war mir, als zerbreche etwas in mir“, gestand sie verzweifelt.
    „Mir wurde plötzlich klar, dass alle Beziehungen, die ich in meinem Leben je hatte, auf dem Reichtum meiner Eltern gründeten. Dass jedes Mädchen, das sich mit mir angefreun det hat, jeder Diener, der mir geholfen hat, jeder Mann, der je mit mir geplaudert, mit mir gelacht oder mir seine Liebe be teuert hat, dies nicht um meinetwillen tat, sondern weil ich die Tochter eines der reichsten Männer Amerikas bin. Ir gendwie erhofft sich jeder, dem ich begegne, einen Nutzen davon. “ Ihre Stimme klang bruchig, als sie leise und niedergeschlagen hinzufügte: „Das ist eine grausame Lektion. “
    „Sie irren sich! “
    Sie schaute zu ihm auf, verwundert über seinen erbosten Tonfall.
    „Ich habe Ihnen nicht wegen Ihres Reichtums geholfen, der Vermählung mit Whitcliffe zu