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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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und strich ihm eine dunkle Haarlocke aus der Stirn.
    Dann verließ sie das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich, niedergeschmettert von der Erkenntnis, dass sie Jack verlassen musste, bevor er ihr vollends das Herz brach.

11. KAPITEL
    Amelia stopfte ein halbes Dutzend Notizblätter in ihr Retikül und eilte die Treppen des „Royal Hotel“ hinunter. Es war bereits halb sieben, und sie wusste, dass Oliver seit mehr als einer Stunde auf sie wartete. Die Vorbereitungen für die Hochzeitsfeier von Miss MacCulloch waren noch längst nicht abgeschlossen, doch sie würde sich nach dem Abendessen weiter damit befassen.
    Seit sie vor einer Woche zu Annabelle und ihrem Mann gezogen war, hatte Oliver sie jeden Tag zur Arbeit kutschiert und nach Feierabend wieder abgeholt. Zuerst hatte Amelia sein Angebot nicht annehmen wollen, aus Furcht, dem alten Mann zu große Umstände zu bereiten, doch Oliver hatte sich nicht davon abbringen lassen. Schließlich hatte Amelia eingewilligt, da sie auf diese Weise mit Jacks Haushalt in Verbindung blieb und sich täglich nach Eunice und Doreen erkundigen konnte. Nachdem sie Oliver ausführlich nach dem Befinden der beiden älteren Frauen befragt hatte, schwieg Amelia für gewöhnlich eine Weile und erkundigte sich dann mit gespielter Gleichgültigkeit nach Jack. Ihre Miene blieb unbewegt, während sie begierig alles in sich aufsog, was Oliver von Jack zu berichten wusste.
    Am Morgen nach ihren schockierenden Vertraulichkeiten hatte sie sein Haus verlassen, ohne Jack noch einmal zu begegnen oder sich von ihm zu verabschieden. Sie hatte versucht, ihm die Gründe für ihren hastigen Aufbruch in einem Brief zu erläutern, doch ein überwältigendes Gefühl der Scham und der Verwirrung hatte sie nicht die rechten Worte finden lassen. Eunice, Doreen und Oliver waren zwar enttäuscht über ihr Fortgehen gewesen, hatten sich jedoch of-fenbar mit ihrer Erklärung abgefunden, es sei einfach schicklicher für sie, bei Annabelle und ihrem Ehemann zui wohnen. Außerdem würde ihr Auszug Jack von seiner Verantwortung für sie befreien, hatte Amelia betont, und er könne nun an Bord eines seiner Schiffe gehen und fahren, wohin immer seine Geschäfte es erforderten, während Oliver, Eunice und Doreen auf Haydons und Genevieves Anwesen zurückkehren konnten.
    Entgegen allen Erwartungen war Jack jedoch zu Hause geblieben. Amelia konnte sich nicht vorstellen, was ihn in Invemess hielt, denn er hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er dringend verreisen musste, doch sie wollte keine bohrenden Fragen stellen. Sie hatte ihn von seiner Beschützerrolle befreit und war nun dabei zu lernen, mit einem völlig ungewohnten Maß an Freiheit und Verantwortung umzugehen. Natürlich versorgten Annabelle und ihr Mann sie mit einem Dach über dem Kopf, doch in ihrer Rolle als Mrs. Marshall Chamberlain erlebte sie eine Eigenständigkeit, die sie nie zuvor gekannt hatte. Ihr neues Leben hatte wenig mit ihrem behüteten Dasein als Amelia Belford gemein, der zukünftigen Braut des Duke of Whitcliffe. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, einen gewissen Einfluss auf ihr Schicksal zu haben, mehr noch, sie hatte das Gefühl, etwas Nützliches zu tun, etwas, das sie forderte und bei dem man sie nicht wegen ihres Reichtums schätzte, sondern um ihrer eigenen Verdienste willen.
    Es war ein herrliches Gefühl.
    „’n Abend, Mrs. Chamberlain“, sagte Oliver, als er ihr den Wagenschlag öffnete, für den Fall, dass ihnen jemand zu- hörte.
    „Guten Abend, Oliver. Es tut mir so Leid, dass ich Sie habe warten lassen... “
    Amelias Satz endete in einem erschrockenen Aufschrei, als ihr plötzlich das Retikül vom Handgelenk gerissen wurde.
    „Meine Notizen! “ Amelia schrie entsetzt, während eine | schmächtige Gestalt die Straße hinabrannte. „Haltet den Dieb! “ Sie raffte ihre Röcke und machte sich, so schnell es ihre sperrigen Unterkleider erlaubten, an die Verfolgung des Kindes.
    „Na so etwas... Kommen Sie zurück! “ Als er erkannte, dass er nicht beide gleichzeitig verfolgen konnte, kletterte Oliver zurück auf den Kutschbock und knallte mit den Zügeln, bis die Kutsche sich mit klappernden Rädern in Bewegung setzte.
    Ein stämmiger Gentleman packte den Übeltäter am Kragen, als dieser an ihm vorbeilaufen wollte. „Hab ich dich, du kleiner Schurke! “ rief er triumphierend.
    „Lass mich los, verdammter Mistkerl! “ Der junge Dieb rammte seinem Häscher das knochige Knie in den Schritt.
    „Herr im

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