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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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Welt, sein Angebot auszuschlagen, dessen war Jack sich bewusst. Doch etwas hatte sie zu ihm zurückgeführt, und er weigerte sich zu glauben, dass es  schlicht die Tatsache war, dass ein Waisenkind eine warme Mahlzeit gebraucht hatte. Nein, Amelia war in sein Haus zurückgekehrt, weil sie es für einen sicheren Ort hielt. Warum, war ihm zwar ein Rätsel, doch sie vertraute ihm offenbar noch immer, trotz allem, was er getan hatte, um dieses Vertrauen zu zerstören.
    Amelia musterte ihn schweigend. In diesem Augenblick fühlte sie sich ebenso unwiderstehlich zu ihm hingezogen wie eine Woche zuvor. Doch sie war nicht mehr dasselbe unerfahrene Mädchen wie in jener Nacht. Nur eine Woche war vergangen, und doch hatte sie sich verändert. Sie hatte die Rolle einer älteren, unabhängigen Frau angenommen, die Verantwortung trug, Fristen einzuhalten hatte und für ihre Arbeit entlohnt wurde, und obgleich sie es selbst kaum glauben mochte, waren die Leute höchst zufrieden mit ihrer Leistung. Wenn sie weiter hart arbeitete, würde sie schon bald in der Lage sein, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Jack hatte sie bei ihren Berufsplänen zwar nicht unterstützt, doch Amelia war bewusst, dass sie ihm ihr neues Leben verdankte. Wäre er nicht gewesen, hätte sie Whitcliffe geheiratet und sich jede Nacht aus Verzweiflung über ihr Schicksal die Augen aus dem Kopf geweint. Jack hatte ihr geholfen, dem zu entgehen. Er hatte etwas getan, was nie zuvor jemand getan hatte: Er hatte sie gefragt, was sie wolle.
    Und dann hatte er versucht, es ihr zu geben.
    „Gut. Wir bleiben... doch nur, bis ich genug Geld beiseite gelegt habe, um uns eine Wohnung zu mieten. “ Jack sollte nicht glauben, dass sie seine Großzügigkeit bis in alle Ewigkeit in Anspruch zu nehmen gedachte.
    Ein Gefühl der Erleichterung durchflutete ihn. „Ihr könnt beide bleiben, so lange ihr möchtet. Alex kann in diesem Zimmer wohnen, und du beziehst wieder das meine. “ Jack ging den Flur hinab und öffnete ihr die Tür seines Schlafzimmers. „Ich schicke Oliver morgen früh zu Annabelle, um deine Sachen abzuholen. “
    „Und wo wirst du schlafen? “
    „Auf dem Sofa im Salon. “
    „Das ist doch unbequem! “
    „Ich kann überall schlafen, Amelia“, versicherte er achsel-zuckend. „Ich bin daran gewöhnt. Außerdem wird es nur für einige Nächte sein. Dann gehe ich wieder auf Reisen. “ Natürlich. Ein Schatten der Sehnsucht legte sich auf ihr Herz. „Also dann“, sagte sie und fühlte sich mit einem Mal befangen, „gute Nacht. “
    „Gute Nacht, Amelia. “ Jack sah zu, wie sie die Tür schloss. Dann lehnte er sich an die Wand und holte tief Luft.
    Sie war zurück. Und sie waren noch immer Freunde.
    An alles, was darüber hinausging, wollte er vorerst nicht einmal denken.

12. KAPITEL
    Es begann als unbehagliches Gefühl.
    Seit dem Augenblick, als Amelia in sein Leben gestolpert war, hatte Jack sich wohl tausendmal nach möglichen Verfolgern umgedreht. In den fast zwei Wochen, die sie und Alex nun bei ihm lebten, hatte sich diese Gewohnheit so stark ausgeprägt, dass er allmählich einen steifen Hals bekam. Ganz gleich, ob Mann, Frau oder Kind, er beäugte jeden mit derart misstrauischem Blick, dass die Nachbarn gewiss bereits glaubten, er habe den Verstand verloren.
    Jack hatte sich in dieser sauberen kleinen Straße mit ihren elegant restaurierten Häusern, die von achtbaren Familien samt pausbäckigem Nachwuchs und hochnäsiger Dienerschaft bewohnt wurden, nie wirklich willkommen gefühlt. Er war überzeugt davon, dass sie froh waren, wenn er nicht da war, solange seine drei merkwürdigen Dienstboten nur einmal pro Woche vorbeischauten und dafür sorgten, dass sich kein Ungeziefer in seinem Haus einnistete. Wenn er fort war, bedeutete er keine Bedrohung für das wohl geordnete Leben seiner Nachbarn. Jetzt, wo er mit einer amerikanischen Witwe und einem mürrischen kleinen Mädchen unter einem Dach lebte, von dem man munkelte, es sei ein Waisenkind und eine Diebin, musterten seine Nachbarn ihn mit unverhohlener Verachtung. Jack versuchte, ihre Blicke zu ignorieren, doch sie riefen dasselbe Gefühl in ihm hervor, das er stets empfunden hatte, wenn er versuchte, in der privilegierten Welt zu leben, in die Genevieve ihn eingeführt hatte.
    „Ich glaube, wir werden verfolgt“, sagte er angespannt, während er aus dem Rückfenster der Kutsche starrte.
    Oliver verdrehte die Augen. „Sie glauben ständig, dass wir  verfolgt werden“, spottete

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