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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Schweitzer fiel auf, daß der Nackte Jörg ganz schön zugelegt hatte. Ein Sixpack war dessen Bauch zwar noch nie gewesen, doch inzwischen konnte man ein solches darauf abstellen, ohne daß es herunterfiel. Der Nackte Jörg setzte sich auf einen Hocker an der freien Stirnseite, auf den er aus Gründen der Hygiene das Sachsehäuser Käsblättche vorher ausgebreitet hatte. Er bestellte sich ein kleines Bier. Sofort gingen die dummen Sprüche weiter.
    „Ich finde, der Nackte Jörg hat sich heute aber mal wieder ganz schön aufgebrezelt.“
    „Daß du das sagst, wundert mich gar nicht. Du bist ja schon aufgebrezelt, wenn du mal duschst.“
    „Was soll das heißen?“
    „Genau das, was ich gesagt habe.“
    „Ich hau dich gleich.“
    „Das versprichst du immer. Und dann tut’s nicht mal weh.“
    „Du bist ja pervers.“
    „Du vielleicht nicht? Immer nur Latex, Latex, Latex.“
    „Kinderchen, jetzt hört aber auf“, intervenierte nun Lola, „ich dulde hier keinen Beziehungsknatsch. Wenn ihr spielen wollt, geht nach unten.“
    Aha, der Darkroom, dachte Herr Schweitzer daraufhin. Und nach und nach beruhigten sich auch die Gemüter wieder.
    Als Lola die Getränke brachte, blieb sie zu Semmlers Entzücken bei ihnen sitzen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt ihrer roten Bluse, die bis zum Bauchnabel offen stand und einen freizügigen Blick gewährte. Ein schwarzer Seiden-BH kontrastierte die fast weiße Haut. Buddha Semmler flirtete, was sein Repertoire so hergab. Da auch Lola, oder wie auch immer der Mann mit richtigem Namen hieß, keine Scheu an den Tag legte, entwickelte sich eine altmodisch gezierte Poussage, die Maria sehr belustigte. Herr Schweitzer allerdings schwankte zwischen dem Bedürfnis, seinen Kumpel aufzuklären, und der Neugier auf dessen Reaktion, wenn dieser seinen Irrtum erkannte.
    Was letztendlich den Ausschlag gab, war die Vorstellung, daß Semmler ganz mächtig sauer auf Herrn Schweitzer sein könnte, weil er den Apfelweinkellner nicht gewarnt hatte. Unter dem Tisch versuchte er, dessen Fuß zu erwischen. Semmler schaute daraufhin auch ganz kurz zu ihm, ohne jedoch von seinem Gebalze abzulassen. Beim zweiten Tritt erntete Herr Schweitzer bereits einen bitterbösen Blick. Er änderte seine Taktik.
    Maria dachte sich nichts dabei, als er seinen Stuhl ganz nah an den ihren rückte. Dann war sie sehr erstaunt, weil er begann, sie über den Unterarm zu streicheln und an ihrem Ohrläppchen zu knabbern. Derart offensive Liebesbekundungen war sie von ihrem Freund, zumindest in der Öffentlichkeit, nicht gewohnt. „Du Maria, frag bitte mal nach dem Damenklo. Bitte“, flüsterte Herr Schweitzer ihr leise, aber eindringlich ins Ohr.
    Obzwar sie keine Ahnung hatte, was ihr Liebster damit bezweckte, befolgte sie seine Anweisung. „Du, Lola. Ich muß mal. Wo ist denn hier die Damentoilette?“
    „Gibt’s hier nicht. Aber du kannst zu den Männern gehen. Warte, ich geh voraus und paß auf, daß keiner reinkommt.“
    Maria erhob sich und folgte Lola.
    „Hast du gehört, Semmler? Hier gibt’s kein Damenklo“, klärte er nun seinen Freund auf, der wie paralysiert Lolas davonwatschelndem Hintern nachschaute. Herrn Schweitzers Worte der Aufklärung tat er als störende Geräuschkulisse ab.
    „Hallo, Semmler, hörst du mich?“
    Langsam eiste er seinen Blick von der geballten Ladung Erotik los und drehte sich um. „Was hast du gesagt?“
    „Ich sagte, hier gibt’s kein Damenklo. Lola und Maria sind zum Männerklo, verstehst du?“
    „Sag mal, Simon, glaubst du, ich bin total bescheuert? Natürlich haben die hier nur ein Männerklo. Ist schließlich eine Schwulenkneipe.“
    „Genau, Semmler, du Trottel. Das ist eine Schwulenkneipe. Was sagt uns das?“
    „Selber Trottel“, erwiderte erbost der Apfelweinkellner. „Meinst du vielleicht, ich geh hier aufs Klo, bei all den Typen dort am Tresen? Ich bin doch nicht doof.“ Und da gerade Maria und Lola wieder im Türrahmen des Aborts auftauchten, fügte er noch hinzu: „Ist sie nicht schnuckelig, die Lola?“
    Herr Schweitzer gab es auf, er jedenfalls hatte sein Bestes getan. Sollte sein Kumpel doch die Zeche für seine Blödheit zahlen.
    Maria setzte sich wieder zu ihnen. Lola wechselte die Musik. Lampenfieber von Rosenstolz hatte zur Folge, daß einige von den Jungs laut mitgrölten und zu tanzen begannen. Buddha Semmler erhob sich und zerrte Lola auf die kleine Tanzfläche. Die Mundschenkin warf Herrn Schweitzer einen Blick zu, der besagte, was kann ich

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