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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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er das Polizeirevier in der Offenbacher Landstraße an.
    Ja, man habe die Aufnahmen bereits überspielt, und auch ja, er könne das Gerät wieder mitnehmen. Herr Schweitzer kippte fast aus den Latschen, er hatte mit erheblichem Widerstand gerechnet. Und was besonders erfreulich war, der Apparat glänzte, als käme er direkt aus der Fabrik. Den Beamten kannte er vom Sehen. Vielleicht hatte ihn sein Kumpel Frederik Funkal mal mit in den Frühzecher genommen, überlegte ein vor Glück überschäumender Herr Schweitzer.
    Und so eine Glückssträhne soll man nicht achtlos an sich vorbeiziehen lassen. Ergo fragte er: „Habt ihr Frau Sikora schon gefunden?“
    Die Kripo habe ihre Einsatzzentrale kurzerhand hierher verlegt, man sei so besser am Geschehen dran, hörte er den Polizisten sagen, aber Frau Sikora sei nach wie vor vom Erdboden verschluckt. Das mache aber nichts, es sei nur eine Frage der Zeit, bis die wieder auftauche. Die Presse habe übrigens auch schon nach ihm gefragt.
    „Die Presse?“
    „Wer sonst? Schließlich ist so ein feinsäuberlich dokumentierter Mord ja eine feine Sache. Aber wir dürfen ja keine Personalien rausrücken.“ Der Polizist seufzte vernehmlich. „Die würden bestimmt gut zahlen.“
    Herr Schweitzer horchte auf. „Gut zahlen?“
    „Für Exklusivfotos. Ein paar Hunderter dürften da rausspringen bei.“
    Daran hatte er noch überhaupt nicht gedacht. „Ja, glauben Sie denn, Oberkommissar Schmidt-Schmitt würde das zulassen?“
    „Fragen Sie ihn doch, wenn er wiederkommt. Ich glaube aber, der ist immer noch oben.“ Der Polizist überreichte ihm ein Kärtchen. „Meine Schwester. Hat außerdem noch gute Kontakte zum Fernsehen. Viel Glück.“
    „Tschüs. Und nochmals vielen Dank.“
    „Wofür?“
    „Daß ich den Fotoapparat so schnell wiederbekommen habe. Wissen Sie, der gehört nämlicher meiner Freundin.“
    Im Flur betrachtete Herr Schweitzer die Visitenkarte. Ohne Lesebrille konnte er aber nur den Namen erkennen.
    Hinter der Tür hoffte der Beamte, dieser komische Detektiv möge sich sehr bald bei seiner Schwester melden. Und wie immer würde auch ein bißchen Kohle für ihn dabei rausspringen. Bei dem Gehalt konnte man ja fast verhungern. Und zu allem Überfluß hatte da gestern auch noch die zweite Mahnung für die Harley-Reperatur im Briefkasten gelegen. Im nächsten Leben würde er einen anständigen Beruf erlernen.
    Es war kaum zu glauben, aber über Oberrad war die Wolkendecke aufgerissen, und es zeigte sich ein blauer Himmel. Herr Schweitzer ergötzte sich an der Farbe, die ihm wie ein Omen erschien. Vielleicht hatte der Frühling Sachsenhausen doch noch nicht vergessen.
    Quietschende Reifen rissen ihn aus seinen kontemplativen Betrachtungen. Der ihm bekannte Oberkommissar entstieg einem dunklen Opel und öffnete die hintere Tür des Wagens. Ein weiterer Polizeibeamter hielt seine Hand unter den Rahmen, damit die nun aussteigende Person sich nicht den Kopf verletzte. Sabine Sikora. In eine graue Decke gehüllt. Ihr Gesicht, gezeichnet von Übernächtigung und Rotz- und Wasserheulen.
    Herr Schweitzer hielt inne. Eine weitere Tür schlug mit einem lauten Knall zu. Er dachte sich aber nichts dabei, bis er fast umgerempelt wurde. Ein Fotograf in Jeansjacke und roten Turnschuhen postierte sich vor ihm und machte Aufnahmen im Sekundentakt. Das Blitzlichtgewitter verzerrte Sabines Gesicht zusätzlich. Der ganz kurz auf Herrn Schweitzer gerichtete Blick verriet ihm nicht, ob sie ihn erkannt hatte. Aus ihren Augen sprach alles Elend dieser Welt. Schmidt-Schmitt bedeckte Sabines Haupt mit der grauen Decke und führte sie wie eine Blinde zum Eingang des Polizeireviers.
    Der Pressevertreter schmiß sich daraufhin an die Hauswand, ging in die Knie und fotografierte weiterhin wie verrückt. Aha, dachte Herr Schweitzer, so sieht er also aus, der Job eines Sensationsfotografen der hetzerischen Regenbogenjournaille. Es war das erste Mal, daß er so etwas live mitbekam. Obwohl er nichts dafür konnte, schämte er sich für den aufdringlichen Fotografen. Er wünschte sich, es wäre anders, doch peinliche Situationen ließen Herrn Schweitzer nie unberührt. Aber derartige Eigenschaften gehörten nun mal zum Wesenszug hochsensibler Menschen wie er einer war.
    „Entschuldigen Sie“, fragte nun der Pressefutzi, „können Sie uns sagen, ob es sich bei der festgenommenen Person um die gesuchte Mörderin handelt?“
    Oberkommissar Schmidt-Schmitt, dessen Augenringe ebenso tief und dunkel wie

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