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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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mitnichten Lothar Beitz und dementsprechend fiel ihm auch ein Stein vom Herzen, als der Beamte ihm eine gute Reise wünschte.
    „Siehst du, so einfach war das“, sagte Waldemar Hanuch, als sie wieder vereint waren.
    „Ja, du hast recht. Ich bin aber erst beruhigt, wenn wir im Flieger sitzen.“
    „Mach dir da mal keine Gedanken. Du wirst sehen, alles wird gut.“
    „Dein Wort in Gottes Ohr.“
    Mord und Totschlag gehen sensiblen Menschen nahe. Man kann dann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und schlafen, als wäre nix gewesen. Drei randvolle Gläser Whiskey und Marias Anwesenheit hatten Herrn Schweitzer keinen unbeschwerten Schlaf finden lassen. Von unzähligen Gedanken war er gemartert worden. Zudem schmerzten seine Glieder ob der gestrigen Anstrengungen. Nur gelegentlich war er vom Dösen in einen kurzen Schlaf gesunken. Kein Wunder, daß er weit vor seiner Freundin das Bett verließ und sich einen Kaffee kochte.
    In den Fernsehnachrichten, die sich Herr Schweitzer hernach anschaute, wurde bereits über das Verbrechen berichtet. Er verschüttete fast den Kaffee, als die Neuigkeit über den Bildschirm flimmerte, die Kripo habe das Fluchtauto bei den Bootshäusern in der Nähe der geschichtsträchtigen Gerbermühle sichergestellt. Neue Erkenntnisse habe es aber noch nicht gegeben, gegenwärtig sei man dabei, die im Kofferraum sichergestellten Blutspuren zu untersuchen. Von der Flüchtigen fehle weiterhin jede Spur.
    Blut im Kofferraum, soso. Es war nachgerade naheliegend, daß sich Herr Schweitzer fragte, wie es wohl dorthin gekommen sein mochte. Und der logische Gedanke, ein außerplanmäßiger Leichentransport habe für diese Spuren gesorgt, stellte sich auch umgehend bei ihm ein. Doch warum sollte wer auch immer die Leiche fortschaffen wollen? Und da Bootshäuser naturgemäß am Wasser liegen, hier namentlich am Main, warum die Leiche in den Fluten versenken? War Sabine, nachdem er sie aus den Augen verloren hatte, zum Tatort zurückgekehrt? Genügend Zeit wäre ja gewesen, doch traute er diesem zierlichen Persönchen einen solchen Kraftakt nicht zu. Dann schon eher Lola. Doch auch hier stellte sich die Frage nach dem Warum und Wozu. Und wenn Lola auch tot war, hätte Sabine zwei Leichen beseitigt. Wie man es auch drehte und wendete, die Beantwortung der Fragen erforderte einen großen Geist. Herr Schweitzer dachte an sich.
    Wenn man keinen Plan hat, darf man sich nicht wundern, wenn der Plan schiefgeht, sinnierte er. Mit Sicherheit steht Sabine noch unter Schock und irrt irgendwo im Wald umher. Er, Herr Schweitzer, würde weniger konfus agieren. Er holte sich einen Zettel und notierte, was er heute alles zu tun gedachte. Ein Programmpunkt ließ sich sofort erledigen.
    Als Hemmschuh erwies sich, daß seine Klamotten noch feucht über der Wäscheleine hingen. Bei Maria hatte er zwar frische Unterwäsche und Hemden deponiert, aber keine Hose. Mit ihrem Fön trocknete er sein Beinkleid. Das ging nicht ohne Geräusche ab.
    „Was bist du denn schon auf? Und was machst du da?“ fragte ihn eine verschlafene Maria. Unerwartet hatte sie die Badezimmertür geöffnet.
    „Ich brauche meine Hose.“
    „Jetzt?“
    „Joo. Ich muß was nachgucken gehen.“
    „Komm mir aber ja nicht wieder mit einem Mord nach Hause, hörst du?“
    „Keine Sorge. Mein Bedarf ist gedeckt.“
    „Komm her und gib deinem Schatz mal einen Kuß.“
    „Schmatz.“
    „Schmatz.“
    Fummelfummel.
    „Ich muß jetzt los.“
    „Schade.“
    Herr Schweitzer hatte den 36er Bus genommen und die letzten Meter zu Fuß zurückgelegt. Ohne jedwede Bedenken, ob ihn jemand sehen konnte, öffnete er das kleine Tor. Die anläßlich des 471. Sachsenhäuser Brunnenfestes im Jahre 1961 eingeweihte Frau Rauscher wirkte, als wolle sie dem Detektiven Frühstücksbrötchen aus ihrem Korb reichen. Doch Herr Schweitzer hatte für solche Details kein Auge.
    Auf den ersten Blick erkannte er, was los war. Nur notdürftig waren die Spuren verwischt. Der Pflasterstein lag ein paar Zentimeter tiefer als seine Nachbarn. Die Kassette mit den Drogen war verschwunden. Was das jetzt bedeutete, war ihm höchst schleierhaft. Herr Schweitzer fragte sich, ob es klug war, der Polizei hiervon nichts zu erzählen. Doch nach wie vor sah er keinen kausalen Zusammenhang zu dem Mord oben im Bischofsweg. Das Lokal Zur schwulen Frau Rauscher lag einsam im Morgennebel. Die Rolläden waren heruntergelassen.
    Der zweite, eminent wichtige Punkt war Marias Fotoapparat. Daher steuerte

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