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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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die Sabines waren, stutzte, blieb stehen und ging gefährlich langsam auf den Fotografen zu. „Verschwinden Sie, Sie Arschloch, sonst lasse ich Sie festnehmen.“
    Dem Hannebambel – hessisch und sehr frei übersetzt für nicht ernstzunehmende Person – verschlug es daraufhin die Sprache.
    Auf Herrn Schweitzers Sympathieskala machte der Herr Oberkommissar einen gewaltigen Schritt nach vorne.
    „Selber Arschloch“, murmelte der Fotograf. Aber erst, nachdem die Tür des Polizeireviers ins Schloß gefallen war.
    Das Loch über Oberrad hatte sich wieder geschlossen. Das Einheitsgrau der letzten Tage war präsenter denn je. Herrn Schweitzer fröstelte. Er entfernte sich.
    Beim Bäcker am Wendelsplatz kaufte er frische Brötchen.
    Die Aufnahmen waren exzellent. Wenn man es nicht besser wüßte, man könnte meinen, ein professionelles Filmteam sei am Werk gewesen und habe die Szene nach allen Regeln der Kunst ausgeleuchtet. Selbst durch den Regen und das Verandafenster hindurch waren Sabine und Jürgen gestochen scharf zu erkennen.
    Maria hatte ihm dabei geholfen, die Bilder von der Kamera auf den PC zu überspielen. Wegen der Qualität staunte Herr Schweitzer noch immer Bauklötze. Gemeinsam mit seiner Freundin hatte er die Szene mehrmals angeschaut. Bis auf das verwackelte Ende, nachdem die zwei Schüsse gefallen waren, hatte er ein ruhiges Händchen bewiesen.
    „Echt stark, Simon. Auf Anhieb hast du die richtige Brennweite getroffen. Das gelingt den wenigsten, die mit dieser Kamera arbeiten. Normalerweise bedarf es da viel Übung vorher.“
    Herr Schweitzer hatte mal gar nichts eingestellt. Und die Brennweite erst recht nicht. Er war heilfroh gewesen, als er den Kasten überhaupt zum Funktionieren gebracht hatte. „Da kannst du mal gucken, was für einen tollen Mann du dir da geangelt hast.“
    „Ja, scheint so. Warum unterschätze ich dich bloß immer?“
    „Dasselbe frage ich mich schon seit langem.“
    Man küßte sich.
    „Tja, und damit dürfte Sabine wohl für längere Zeit hinter schwedischen Gardinen landen“, sagte Herr Schweitzer und schaltete den Computer aus.
    „Man könnte es Ironie des Schicksals nennen. Sabine zahlt dir sechstausend Euro, damit du ihr ein Foto lieferst, und dann überführst du sie bei diesem Auftrag des Mordes. Das hat sie sich bestimmt anders vorgestellt.“
    „Jetzt, da du es sagst … Eigentlich müßte ich Sabine ihr Geld zurückgeben. Immerhin ist Lola gar nicht auf dem Film drauf. Wo sie wohl ist?“
    „Ach ja, Lola. Die hatte ich ganz vergessen. Aber laß das mal Aufgabe der Polizei sein. Trotzdem, du hast recht. Wieso ist sie untergetaucht? Sie ist doch nur eine Zeugin.“
    Herr Schweitzer hatte eine Idee. „Liebling …“
    „Ja?“
    „Wir hatten schon lange keinen Sex mehr.“
    „Du vielleicht.“
    „Blödmann.“
    „Blödfrau, wenn schon … Und jetzt komm.“
    „Wohin?“
    „Schlafzimmer, du Dabbes, du.“
    Bei Kühen ist gemeinsames Grasen Teil des Vorspiels. Maria hingegen stand mehr auf markige Sprüche.
    Wie an einen Rettungsanker klammerte sich Herr Schweitzer ans Pikkolöchen. Was anderes gab’s nicht. Zumindest nichts Alkoholisches. Gerade wurden die Lampen wieder eingeschaltet. Er hatte einen Film über sich ergehen lassen müssen, der zeigte, wie die Künstlerin arbeitete. Es war ein sehr verständliches Muster. Man nehme einen Farbeimer, entferne den Deckel und gebe der Dose einen kleinen Schubs, auf daß sie beim Rollen über die auf dem Ateliersboden ausgebreitete Leinwand ihre Farbe ergoß. Das mache man kreuz und quer auch mit anderen Farbdosen. Wenn man keine Lust mehr hatte, hängte man die Leinwand zum Trocknen auf.
    Die Resultate hingen angestrahlt um Herrn Schweitzer herum an den Wänden. Am Nachmittag hatte er den Schlaf nachgeholt, an dem es ihm in der Mordnacht gemangelt hatte. Maria war Fotos schießend irgendwo in der Menge verschwunden.
    Ein Mann mit einer Rotweinnase gleich einem Termitenhügel sprach ihn an: „Finden Sie nicht auch, Frau Sacradas Werke haben an Tiefe gewonnen?“
    Herr Schweitzer wollte nicht unhöflich sein: „Ja.“
    „Und die perspektivische Symmetrie … man erkennt doch sofort ihren Lehrmeister. Was meinen Sie?“
    Das war keine Frage, bei der ein profanes Ja genügte. Folglich griff Herr Schweitzer tief in die Trickkiste: „Genau. Und doch sticht einem sofort die seelische Kompaktheit in Frau Sacradas Bildern ins Auge.“ Er war lange genug mit der Skulpteurin Maria von der Heide zusammen, um wie die

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