Opium bei Frau Rauscher
trifft.“ Schmidt-Schmitt schaute auf seine Armbanduhr. „Oh, muß mal die Zeit umstellen.“
Herr Schweitzer war da schon weiter: „Fünf Uhr, Thailand-Zeit.“
„Danke. In einer Stunde macht sie auf. Wir werden uns dort auf die Lauer legen. Sie ist gleich um die Ecke. Es kann aber ein paar Stunden dauern, bis die Gäste eintrudeln. So richtig ab soll’s erst später gehen. Gegenüber ist ein Laden für Foot massage. Von dort aus haben wir den Eingang im Auge, ohne gleich die Pferde scheu zu machen.“
Wegen der Zeitverschiebung wäre es unsinnig gewesen, Maria gleich nach seiner Ankunft in Chiang Rai anzurufen, sie hätte noch selig geschlummert. Nun kam Herr Schweitzer ihrer Bitte nach. In aller Kürze, so ein Auslandsgespräch kann kosten, berichtete er ihr von seinem reibungslosen Flug und der bevorstehenden Observation, bei der man dann, wenn alles planmäßig verlaufe, Lola und Jürgen hopsgehen lassen wolle. Denkbar sei auch, sie erst bis zu ihrer Unterkunft zu verfolgen, um dann zuzuschlagen, das käme auf die Umstände drauf an. Schmidt-Schmitt und vor allem er, Herr Schweitzer, hätten alles im Griff.
Das höre sich gut an, entgegnete Maria, und, kleiner Scherz am Rande, er solle bei der Foot massage unbedingt ein Kondom benutzen, er wisse ja, AIDS und so.
Er müsse jetzt auflegen, man wolle jetzt gleich zu Potte kommen, Schmidt-Schmitt warte schon ungeduldig. Er vermisse sie. Und wegen AIDS brauche sie sich keine Sorgen machen, auch wenn er hier fremd war, gehe er nicht fremd.
Asiaten müssen sehr feine Näschen haben, überlegte Herr Schweitzer, als er sich auf die Liege zwischen dem Oberkommissar und dem Kontaktbeamten Rungroj niedergelassen hatte, denn obwohl er bereits im Wang Come Hotel ausgiebig geduscht hatte, begann die Dame, die ihn unter ihre Fittiche genommen hatte, umgehend mit einer wohltuenden und äußerst entspannenden Fußsäuberung. Herr Schweitzer war ein bißchen neidisch auf die beiden anderen, weil diese von hübschen und jungen Dingern bedient wurden, während die seinige wohl schon auf die sechzig zuging. Und weh tat sie ihm nun auch noch. Derweil sein rechter Fuß in ein warmes grünes Tuch gewickelt war, massierte sie seinen linken mit einem kleinen, vom vielen Gebrauch glattpolierten Holzstöckchen in einer Art, als wolle sie ihm die Knochen brechen. Doch auch Brachialgewalt konnte ihm nichts anhaben. „Very good“, stöhnte er. Dann zerrte die werte Dame kräftig an seinen Zehen und kitzelte mit den Fingernägeln deren Oberseite. Nichts von alledem erschütterte den Detektiv. Er wollte ja vor den anderen beiden nicht als Waschschlappen dastehen.
Bei der Gay-Bar drüben blieb es ruhig. Der junge Mann, der sie vor einer halben Stunde geöffnete hatte, fegte die Straße, goß Blümchen und setzte sich rauchend in einen grünen Plastikstuhl. Und wie es Herr Schweitzer von sich und Sachsenhausen kannte, immer wenn jemand Bekanntes vorbeikam, wurde ein kleines Schwätzchen gehalten.
Die Foot massage war beendet, fünf Euro hatte sie umgerechnet gekostet, und noch immer war kein einziger Gast in der Gay-Bar aufgetaucht. Rungroj schlug nun eine Ganzkörpermassage vor, die Schmidt-Schmitt aber ablehnte, weil man ja trotz aller Annehmlichkeiten immer noch einsatzbereit bleiben müsse. „Oder willst du, Simon, vielleicht in ein Handtuch gewickelt den Gesuchten nachjagen?“
„Wieso nicht? Ich hab damit keine Probleme, schließlich leg ich mich auch in Boxershorts an den Pool.“
„Kannst du knicken. Mit mir nicht. Rungroj, sag den Damen, wir möchten hier einfach nur sitzenbleiben. Es gibt auch ein Extra-Trinkgeld. Und was zu trinken wäre nicht schlecht.“
Ganze drei Stunden warteten sie nun schon. Die Schwulenbar hatte sich mit Herren aus aller Herren Länder gefüllt. Ab und an verschwand ein Pärchen auf unbestimmte Zeit, um hernach erleichtert wieder zurückzukehren. Herr Schweitzer fragte sich bereits, ob sich Lola und Jürgen etwa aus dem Staub gemacht oder heute einfach nur keinen Bock hatten auszugehen. Da die Liegen im Massagesalon von anderen Touristen in Beschlag genommen wurden, saßen die drei Musketiere mittlerweile auf Korbstühlen davor. Rungroj gebärdete sich wie ein waschechter italienischer Casanova, so forsch flirtete er mit einer der jungen Angestellten. Schmidt-Schmitt rauchte eine Zigarette nach der anderen. Wie in den Bergen von Laos wurde Herr Schweitzer von Moskitos weitestgehend verschont. Nur selten näherte sich ein lebensmüder
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