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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Güney klingeln. Da könne sie dann auch gleich fragen, er selbst habe es, sorry, vergessen, ob er sich nicht mal die defekte Waschmaschine angucken möchte. Und wegen der Flasche Wein brauche sie sich auch nicht zu sorgen, er organisiere eine neue, wenn er wieder zurück sei. Tschüssi, schönen Urlaub auch.
    Pünktlich wie früher die Maurer klingelte Schmidt-Schmitt. Herrn Schweitzer rutschte das Herz in die Hose. Sein Gemütszustand befand sich irgendwo zwischen totaler Euphorie und dem Wunsch, sich einem gerade wo auch immer stattfindenden Massenselbstmord anzuschließen. Die eiserne Faust des Abenteurerlebens umklammerte seinen Magen. Kleine Schweißperlen benetzten sein Gesicht. Ein letzter Schluck direkt aus der Rotweinflasche und Herr Schweitzer war reisefertig. Paß, Geld und Haustürschlüssel – alles andere konnte er in Thailand nachkaufen.
    Das Taxi, von dem Schmidt-Schmitt gesprochen hatte, war nichts anderes als ein Polizeiauto. Auf dem Weg zum Flughafen hing ein jeder seinen eigenen Gedanken nach. Gesprochen wurde kaum. Ein nasses Gewitter mit erheblichem Anteil an Schneematsch erleichterte die Abreise. Herrn Schweitzer fiel ein, daß er die Badehose vergessen hatte. Es konnte ja sein, der Oberkommissar hatte ein Hotel mit Swimmingpool gebucht, und Badehosen in Herrn Schweitzers Größe ließen sich nicht so ohne weiteres überall erstehen. Doch was soll’s, sagte er sich, laß dich einfach überraschen.
    Und die Überraschung ließ nicht auf sich warten. Man reiste erster Klasse.
    Als Herr Schweitzer das nächste Mal wieder zur Besinnung kam, befand er sich an einem Ort, wo unser Alt-Bundeskanzler nach der Spendenaffäre seinerzeit auch hingehört hätte, lebten wir in einem Rechtsstaat: im Knast. Zu seinen Füßen gaben sich possierliche Kakerlaken ein fröhliches Stelldichein. Die Suppe, die vor knapp einer halben Stunde serviert wurde, hatte er nicht angerührt. Die Ingredienzien, eher spärlich als üppig, waren nicht so der Hit. Die Betreiber einer deutschen Fertigsuppenfabrik wären dafür hinter Gitter gelandet, hätten ihm also Gesellschaft leisten können. Herrn Schweitzers Magen knurrte wie der eines ausgehungerten Braunbären. Den Teller hatte er weit von sich geschoben. Er schwitzte, denn der Deckenventilator drehte sich in einer Geschwindigkeit, daß eine Fliege ihn als Karussell benutzte. Immerhin war Herr Schweitzer nicht alleine. Außer Schmidt-Schmitt schmückten noch drei weitere deutsche Staatsangehörige das etwa zwölf Quadratmeter große Verlies. Trotz dieser eher mißlichen Begleitumstände hoffte Herr Schweitzer, nicht auch noch die Nacht hier verbringen zu müssen, oder, aber da hätte es schon knüppeldick kommen müssen, nicht am Strang sein irdenes Dasein zu beenden. Im Prinzip, so redete er sich ein, war es doch nur ein unbedeutendes Kompetenzgerangel zwischen Polizei und Militär, welches zumindest den Oberkommissar und ihn vorübergehend außer Gefecht gesetzt hatte. Bestimmt löste sich dieses Mißverständnis in Bälde in Wohlgefallen auf. Bestimmt. Was die drei anderen Herrschaften anging, sah die Sache schon erheblich trauriger aus. Gut möglich, daß ein Teil davon demnächst am Galgen baumelte. Oder wie auch immer thailändische Behörden Drogendealer ins Jenseits beförderten. Ein elektrischer Stuhl wird’s wohl nicht sein, dachte Herr Schweitzer – so, wie hier Ventilatoren nach Stromversorgung gierten.
    Dabei hatte alles recht gut begonnen. Die Einreise und der Anschlußflug nach Chiang Rai waren wie am Schnürchen verlaufen. Schon bei der Paßkontrolle wurde Schmidt-Schmitt ein offizielles Schreiben überreicht, in dem ihm mitgeteilt wurde, die von der Sedlurak in die Wege geleiteten Maßnahmen zur Ergreifung und Auslieferung von Waldemar Hanuch alias Lola und Jürgen Sikora würden von der thailändischen Polizei mit allen nur erdenklichen Kräften unterstützt. Herr Schweitzer hatte sich noch über diese reibungslose länderübergreifende Zusammenarbeit gewundert, doch Schmidt-Schmitt hatte ihm lapidar erklärt, das sei mittlerweile gang und gäbe. So, wie das Verbrechen, habe sich auch dessen Verfolgung globalisiert. Und wenn man genügend Druck ausübe, klappe das schon. Auf die Frage, wie er das denn in aller Eile so prima hinbekommen habe, hatte der Oberkommissar erst recht geheimnisvoll getan, dann aber, auf wiederholtes Nachbohren Herrn Schweitzers, etwas undurchsichtig gesagt, er sei ja schließlich mal mit der Frau Oberkommissarin liiert

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