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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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es oben hätte hören sollen. Dachte Rica jedenfalls.
    Doch im gleichen Augenblick brach das Gespräch oben abrupt ab, und eine laute Stimme rief: »Halt! Wer …!« Rica wirbelte herum, packte Nathan am Arm und rannte wieder auf den Gang hinaus. Dort zog sie ihn mit sich in Richtung der Gaststube, stieß die Tür zur Gaststube auf, zerrte Nathan zu ihren Sitzplätzen und schnappte sich ihre Tasse Kakao. Ihr Atem ging stoßweise, und sie musste sich sehr darauf konzentrieren, sich zu beruhigen.
    »So anstrengend?«, spottete Vanessa. »Ich möchte wissen, was Robin davon hält.«
    »Robin geht das überhaupt nichts an« , fauchte Rica zurück. Sie wollte noch so einiges hinzufügen, aber in diesem Moment ging die Tür zum Flur auf, und Herr Röhling und Herr Muhlmann traten ein. Rica starrte ihnen ängstlich entgegen und fragte sich, wie um Himmels willen sie verbergen sollte, dass sie gerannt war, doch Nathan reagierte blitzschnell.
    Auf einmal fand sich Rica in seinen Armen wieder und spürte seine Lippen auf den ihren. Den Bruchteil einer Sekunde lang verspürte sie ein leichtes Kribbeln im Bauch, dann jedoch schrie alles in ihr danach, sich loszureißen. Rica verstand der Versuchung, und kuschelte sich in die Umarmung, als würde sie sie genießen. Ein paar Schüler pfiffen. Vanessa gab irgendeinen hämischen Kommentar ab, aber Rica achtete gar nicht darauf. Sie hatte die Augen geschlossen und hoffte inständig, dass die beiden Lehrer ihre Scharade nicht durchschauen würden.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Nathan sie wieder losließ. Rica rückte vorsichtig ein Stück von ihm ab und vermied es, ihm in die Augen zu sehen. Stattdessen blickte sie sich unauffällig im Raum um. Herr Röhling und Herr Muhlmann standen noch immer vor der Tür zum Flur. Beide sahen zu ihnen herüber, einen schwer zu deutenden Ausdruck auf dem Gesicht. Rica kam es beinah wie Entsetzen vor, und auf einmal war sie sich sicher, dass einer der beiden sie auf der Treppe gesehen haben musste. Gleich würden sie sie zur Rede stellen. Beunruhigt rutschte sie wieder näher an Nathan heran und kuschelte sich in seinen Arm.
    Die beiden Lehrer sahen noch einen langen Augenblick zu ihnen herüber, doch dann wandte sich Herr Röhling den anderen Schülern zu.
    »Wenn ihr fertig seid, dann gehen wir jetzt raus auf die Piste«, meinte er, und die Heiterkeit war vollkommen in seine Stimme zurückgekehrt. »Bis jetzt haben sich ja noch nicht viele an die Abfahrt gewagt.« Wieder sah er zu Rica herüber.
    Protestierende Stimmen wurden laut, aber Herr Röhling winkte ab. Er wollte offensichtlich nichts mehr hören.
    »Simon ist noch nicht wieder da!« Die Stimme war so leise, dass sie fast im Gemurmel der anderen Schüler unterging. Rica sah hin und erkannte das Mädchen, das mit Simon vor dem Kamin gesessen hatte. Als sie merkte, dass sich nun alle Schüler zu ihr umwandten, wurde sie rot und senkte ihren Blick zu Boden.
    »Jasmin ist verlieeeebt!«, fingen sofort ein paar der jüngeren Schüler an zu singen. Rica war drauf und dran, sie zurechtzuweisen – das junge Mädchen tat ihr wirklich leid –, als Jasmin den Kopf hob und ihre Mitschüler anfunkelte.
    Rica erstarrte.
    Jasmins Blick erinnerte sie an Eliza, wie sie aussah, wenn sie ihre seltsamen Fähigkeiten einsetzte. Nur war das hier viel intensiver. Ihre Augen schienen gleichzeitig Funken zu sprühen und alle Anwesenden zu Eis erstarren zu lassen. Jasmin sah von einem Schüler zum anderen, und je länger das andauerte, desto ruhiger wurden alle. Nach und nach verstummten die Avenir-Schüler und sahen stumm und betreten auf ihre Tassen hinunter. Einen kurzen Moment lang fiel Jasmins Blick auch auf Rica, und sie fühlte sich, als habe ein Eisklotz sie gestreift. Eine unerklärliche Angst vor Jasmin befiel sie, und am liebsten hätte sie sich unter dem Tisch verkrochen.
    Dann sah Jasmin wieder weg, und die unerklärliche Angst ließ ein wenig nach. Rica atmete erleichtert auf und wandte ihren Blick ebenfalls ab. Auf den Gesichtern der Schüler um sie herum zeichnete sich die gleiche Angst ab, aber auf die beiden Betreuer schien das Ganze weniger Eindruck gemacht zu haben. Sie standen immer noch am Kopfende des Raums, die Arme überkreuzt und schauten Jasmin mit einem etwas vorwurfsvollen Gesichtsausdruck an. Nur Herr Röhling sah ein klein wenig beunruhigt aus.
    »Wir warten natürlich …« , begann er, doch in diesem Moment öffnete sich die Tür hinter ihm, und Simon schlüpfte in den

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