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Optimum - Kalte Spuren

Optimum - Kalte Spuren

Titel: Optimum - Kalte Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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sie endlich wieder an ihrer Unterkunft ankamen. Zwar hatte sie sich die meiste Zeit auf Robin stützen können, aber dennoch war der Weg zurück durch den hohen Schnee zu einer Tortur geworden. Rica hatte das Gefühl, ihre Skischuhe müssten ihr mindestens zwei Nummern zu klein sein, als sie endlich durch die Eingangstür in den Aufenthaltsraum trat. Zudem war sie vollkommen durchgefroren. Sie wollte nur noch zwei Dinge: eine heiße Dusche und ein warmes Abendessen.
    In der Hütte roch es verheißungsvoll nach Pizza. Die Langläufer und fortgeschrittenen Skiläufer saßen bereits an den Tischen, unterhielten sich lautstark und warfen immer wieder begehrliche Blicke in Richtung der Durchreiche. Dahinter konnte man das heutige Küchenteam erahnen, das hin und her lief und das Geschirr zusammentrug. Eine Ofentür klappte, und Rica lief das Wasser im Mund zusammen.
    Sie machte sich freundlich, aber bestimmt von Robin los, hinkte zur nächsten Bank hinüber und legte ihren Rucksack mit dem Tagesproviant und der Kamera ab.
    Eliza sprang von ihrem Platz auf und kam zu ihr herüber geeilt. »Was ist passiert?«
    Rica winkte ab. »Nichts Schlimmes. Ich bin gestürzt und habe mir mein Knie ein bisschen verdreht. Aber ich denke, morgen wird es wieder in Ordnung sein.«
    Eliza schenkte ihr einen besorgten Blick, nickte und half Rica, die Schuhe auszuziehen.
    »Ich brauche eine heiße Dusche«, verkündete Rica dann.
    »Okay, und danach sagst du mir, was passiert ist, ja?«, flüsterte Eliza. Sie warf einen vielsagenden Blick in die Runde, und Rica verstand, dass Eliza ihr den einfachen Sturz nicht ganz abnahm. Rica nickte und wandte kaum merklich den Kopf in die Richtung, wo Saskia sich gerade auf eine Bank fallen ließ. Das andere Mädchen schenkte ihnen überhaupt keine Beachtung, Eliza verzog jedoch wissend das Gesicht.
    »Eifersüchtig«, flüsterte sie.
    Rica nickte und stand vorsichtig auf.
    »Brauchst du Hilfe?« Eliza war im nächsten Moment ebenfalls auf den Beinen, doch Rica wehrte sie mit einer Hand ab.
    »Geht schon.« Sie brauchte jetzt einfach mal ein paar Minuten für sich und hatte keine Lust auf Gesellschaft. Mühsam hinkte sie zur Rückseite des Raumes und zog die Tür auf, die zu den Duschen führte.
    * * *
    Eliza sah Rica besorgt nach. Es war klar, dass sie Schmerzen hatte und diese nur zu überspielen versuchte. Wie schlimm war dieser Sturz denn wirklich gewesen? Warum hatte sich noch keiner der Betreuer um Ricas Verletzung gekümmert?
    Eliza wandte sich Robin zu, um ihn zu fragen, was denn wirklich passiert war, doch zu ihrer Überraschung fand sie ihn nicht neben sich auf der Bank. Stattdessen stand er jetzt neben Saskias Sitzplatz und redete leise auf das Mädchen ein. Saskia sah ihn gar nicht an, sondern starrte geradeaus auf die Wand. Ab und zu schüttelte sie den Kopf.
    Was geht da vor? Eliza reckte den Hals, aber viel mehr gab es nicht zu sehen. Wenn ich Rica wäre, würde ich mich jetzt an die beiden heranschleichen und sie belauschen. Eliza blinzelte. Warum eigentlich nicht? Sie musste doch nicht Rica sein, um so etwas durchziehen zu können. Gestern noch hatte sie Ricas Privatsphäre verletzt, indem sie – zwar unbewusst, aber deswegen nicht weniger effektiv – ihre seltsame Gabe der Beeinflussung gegen sie eingesetzt hatte. In Elizas Augen hatte Rica dafür etwas bei ihr gut. Wenn sie herausfinden konnte, ob Saskia wirklich hinter ihrem Unfall steckte und was Robin mit ihr zu schaffen hatte, war das doch schon etwas.
    Kurz entschlossen stand Eliza auf. Dass in diesem Moment die Tür zur Küche aufging und die Kochgruppe mit ganzen Blechen voll Pizza hereinkam, machte ihre selbst gewählte Aufgabe nur einfacher. In dem allgemeinen Chaos, das ausbrach, weil jeder sofort ein Stück Pizza haben wollte, gelang es Eliza, sich unbemerkt durch die Schülermenge zu schlängeln. Die ganze Zeit über versuchte sie, möglichst langweilige Gedanken in ihrem Kopf zu wälzen. Sie betete Multiplikationsreihen herunter und versuchte, sich an die Interpretation der Leiden des jungen Werther zu erinnern. Sie hoffte inständig, dass ihre Gabe sie auch dazu befähigte, besonders langweilig zu wirken.
    Ob das nun erfolgreich gewesen war, oder ob es sich doch nur um einen Zufall handelte – jedenfalls gelangte Eliza unbemerkt an Saskia und Robin heran. Robin hatte sich inzwischen auf die Bank fallen lassen und einen Teller mit Pizza zu sich herangezogen, schob das Pizzastück allerdings nur mit seiner Gabel hin und

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