Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)
dass ich wieder für sie arbeiten will.«
»Wie bitte, was?« Rica hielt mitten in der Bewegung inne, um Robin anzustarren. »Spinnst du jetzt total?« Robin grinste. »Nein, ich bin nicht bescheuert. Aber ich dachte, ich könnte so etwas sein wie ein Doppelagent. Ihr braucht doch jemanden, der hinter den feindlichen Linien ermittelt, sozusagen. Oder nicht?«
»Aber sie weiß doch bestimmt, dass du, dass wir beide …«
Robin zuckte mit den Schultern. »Umso lieber wollte sie, dass ich für sie arbeite. Das hat sie natürlich nicht gesagt. Aber ich konnte es ihr an den Augen ablesen. Sie will mich über dich ausquetschen, das ist klar, aber sie ist nicht blöd genug, mir das auf den Kopf zuzusagen.«
»Soso.« Rica wusste nicht genau, was sie sagen sollte, auf jeden Fall fühlte sie sich nicht wohl bei dem Gedanken, dass ihr Freund wieder für Frau Jansen arbeitete. »Und das war die Überraschung?«
»Fast. Gehst du heute Abend mit mir ins Kino?« Robin machte ein unschuldiges Gesicht.
Rica musste lachen. Es schmerzte fast gar nicht mehr.
»Wenn mich meine Mutter und Eliza rechtzeitig entlassen, gerne. Also?«
Robin grinste noch breiter, griff in seine Hosentasche und hielt Rica seine geschlossene Faust entgegen. Mit dem Gehabe eines Zauberkünstlers öffnete er sie, und Rica sah auf seiner Handfläche einen Schlüssel. »Voilà«, verkündete Robin. »Zutritt zu ihrem Büro.«
Ricas Herz begann, schneller zu schlagen. Hastig sah sie sich um. Ein paar Schüler, die verteilt an den anderen Tischen saßen, sahen neugierig zu ihnen herüber. »Tu das weg, schnell!«, zischte sie Robin zu und schob seine Hand von sich.
»Was ist denn los?« Etwas beleidigt steckte er den Schlüssel wieder ein.
»Wenn das jemand mitbekommt, dass du den Schlüssel geklaut hast … Meinst du nicht, dass ihr das auch auffallen wird?«
»Es ist der Zweitschlüssel«, grummelte Robin. »Und ich weiß schon ewig, wo der liegt. Ich wollte heute Abend in der Stadt eine Kopie davon machen lassen, dann kann ich ihn morgen wieder zurücklegen.« Er sah immer noch beleidigt aus. »Ich dachte, du freust dich.«
Rica schüttelte den Kopf, aber mehr aus Verzweiflung. »Es ist eine gute Idee, aber ich würde ihn wirklich nicht hier herumschwenken, wo ihn jeder sehen kann. Du weißt doch gar nicht, wer noch alles für Frau Jansen arbeitet, oder?«
»Okay, okay, du hast vermutlich recht«, meinte Robin und sah sich nun auch um. »Willst du den Schlüssel trotzdem haben?«
Rica nickte. »Natürlich will ich. Und wenn es nur darum geht, dass wir dadurch herausfinden, wo dieses verflixte Institut liegt.« Sie lächelte jetzt wieder.
»Wollen wir ein wenig spazieren gehen?« Sie sprang auf und hielt Robin die Hand entgegen.
Zögernd griff er danach. »Geht’s dir auch gut genug?«
»Mein Schädel ist härter, als du denkst«, erwiderte sie. »Komm! Ein kleiner Spaziergang. Du kannst mir erzählen, was du noch herausgefunden hast.«
Robin verzog das Gesicht. »Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir über andere Dinge sprechen könnten. Zum Beispiel darüber, wie hübsch deine Nase ist.«
Rica zog ihre Nase kraus. »Schmeichler.«
»Nein, ehrlich. Und besonders hübsch, wenn du sie kräuselst«, erwiderte Robin und duckte sich lachend unter dem spielerischen Schlag weg, den Rica ihm versetzen wollte.
Kapitel fünf
Neue Gefahren
Ricas Wangen brannten, als sie die letzten Stufen zu ihrer Wohnung hinauflief. Sie hatte sich schrecklich verspätet. Irgendwie hatte sich der harmlose Spaziergang mit Robin immer weiter und weiter ausgedehnt, bis es auf einmal später Nachmittag geworden war. Rica hatte alles vollkommen vergessen, inklusive ihres Nachmittagsunterrichts, der Kopfschmerzen und der Tatsache, dass ihre Mutter ja noch mit ihr hatte reden wollen.
Trotzdem konnte sie das Glücksgefühl in ihrem Bauch nicht ganz unterdrücken. Das waren schon keine Schmetterlinge mehr, das war mindestens ein ganzer Schwarm Kolibris.
Sie riss die Tür auf, warf ihren Schulrucksack in eine Ecke – und bemerkte erst da, dass ihre Mutter mit strengem Gesichtsausdruck vor dem Esstisch stand.
»Was hast du jetzt wieder angestellt?«, wollte ihre Mutter wissen. Sie kreuzte die Arme vor der Brust und schenkte Rica einen Blick, der so sehr »böse Stiefmutter« war, dass Rica am liebsten davongelaufen wäre.
»Nichts. Ich war mit Robin unterwegs«, antwortete sie und warf einen Blick auf die Küchenuhr. Es war bereits halb sechs. Um sieben wollte Robin sie
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