Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)
hatte. »Was willst du wissen?«
»Das Labor«, sagte Eliza sofort. »Wo ist es?«
Wenn sie gehofft hatte, Torben überraschen zu können, hatte sie sich getäuscht.
»Das weiß ich nicht«, erwiderte er.
»Aber du warst doch da.«
»Ich war da. Aber ich hab das Gebäude fast nur von innen gesehen. Und wenn ich einmal draußen auf dem Gelände war, standen da nicht gerade Ortsschilder, weißt du?«
Eliza verdrehte die Augen. »Du bist doch sonst so schlau. Hast du denn keinen Anhaltspunkt?«
Torben sah aus, als wolle er etwas Sarkastisches erwidern, doch dann huschte plötzlich ein nachdenklicher Ausdruck über sein Gesicht. Er schwieg, dachte nach und nickte dann. »Ich glaube, da war doch was. Das Meer. Das Institut muss ganz in der Nähe des Meeres gelegen haben. Man konnte es riechen. Du weißt schon, dieser Salzgeruch. Und außerdem waren da diese Gräser auf dem Gelände, und der Boden war auch seltsam. Also nicht wie hier.« Er zuckte mit den Schultern. »Es ist schwer, zu beschreiben, aber alles an dieser Umgebung sagte für mich: Meer.«
Eliza nickte. Sie wusste, was Torben meinte. »Und was hast du da gemacht?«
»Mit Ärzten geredet. Blutproben abgegeben, Therapiesitzungen gehabt. Wir hatten sogar Unterricht. Nicht viel anders als hier.« Wieder zuckte Torben mit den Schultern und tat so, als ginge ihn das alles nichts an, aber dieses Mal merkte Eliza, dass er log. Sie schenkte ihm einen vorwurfsvollen Blick, doch er ging nicht weiter darauf ein.
Eliza seufzte. Sie überlegte, ob sie noch mehr nachbohren sollte. Besonders viel hatte sie nicht herausgefunden. Aber sie glaubte auch nicht, dass sie mehr aus ihm herausbekommen konnte. Zumindest momentan nicht.
»Wenn du dich noch an irgendwas anderes erinnerst …«, begann sie und kam sich dabei so vor wie ein Cop in einer amerikanischen Fernsehserie, »sagst du mir dann Bescheid?«
»Dir oder Rica?«, wollte Torben spöttisch wissen.
Eliza ließ sich davon nicht beeindrucken. »Ist egal. Aber mach das, ja?«
Torben zögerte, dann nickte er widerstrebend. Er stand auf und klopfte sich imaginären Dreck von den Hosen. »Ich gehe jetzt besser Sarah suchen«, meinte er. Eliza erwiderte nichts darauf, und er wandte sich von ihr ab.
* * *
»Hey, hier bist du!«
Rica schrak auf, als sich Robin neben ihr auf einen Stuhl fallen ließ. Sie hatte sich einen freien Tisch im Café gesucht, eine Alibi-Cola bestellt und dann die Zeit damit verbracht, vor sich hinzudösen. Sie wagte noch nicht, nach Hause zu gehen. Bisher war ihr noch nicht eingefallen, was sie ihrer Mutter zu dem Überfall am Badesee sagen sollte.
»Hey!« Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande. Ihr Kopf hatte aufgehört zu schmerzen, aber inzwischen fühlte sie sich matt und ausgelaugt.
Robin streckte vorsichtig seine Hand nach ihr aus und berührte ihr Haar, ein kleines Stück über der Platzwunde. Rica machte sich auf einen Schmerzstoß gefasst, aber Robins Berührung war so sanft wie die einer Feder.
»Ich hab gehört, was passiert ist«, murmelte er. »Schlimm?«
Rica schüttelte den Kopf. Sie hoffte nur, dass Robin sie jetzt nicht auch noch zum Arzt schickte. Noch einmal hatte sie nicht die Energie, sich zu widersetzen.
»Hast du eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?« Robin betrachtete von seiner hohen Warte aus Ricas Kopf. Es verunsicherte sie ein bisschen, dass er den Schaden sehen konnte, und sie nicht.
»Janina«, antwortete sie sofort. »Oder jemand aus ihrer Clique.« Sie warf Robin einen scharfen Blick zu. Bis vor ein paar Monaten hatte Robin selbst für Frau Jansen gearbeitet und kannte Janina darum besser, als Rica lieb war.
Er machte ein nachdenkliches Gesicht. »Kann schon sein«, meinte er. »Auch, wenn das schon ein bisschen krasser ist, als alles, was man je von mir verlangt hat.«
»Janina kann mich schließlich nicht leiden«, knurrte Rica. »Vielleicht hat sie ihre Aufgabe etwas zu ernst genommen.«
Robin zupfte nachdenklich an seinem Ohrläppchen herum. »Klingt möglich«, meinte er schließlich und grinste. »Dann ist die Überraschung, die ich für dich habe, doppelt so schön.«
»Überraschung?« Rica merkte, dass ihre Fingerspitzen zu kribbeln begannen. Trotz ihres dumpfen Schädels waren da wieder die Schmetterlinge, die ihren Bauch unsicher machten. Sie sah Robin von unten herauf an, und staunte einmal mehr, wie gut er aussah. Und wie sehr sie an ihm hing.
»Ich war heute bei Frau Jansen«, verkündete Robin. »Und ich habe ihr gesagt,
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