Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)
aber sie war draußen. Es gab nichts mehr, was sie von ihrem Treffen mit Robin abhalten konnte.
Zufrieden schob sie den Rucksack über der Schulter zurecht, atmete tief durch und machte sich auf den Weg zum Schulgebäude. Die Toiletten dort dürften noch offen sein. Sie wollte sich noch ein bisschen hübsch machen.
Die Lampen auf dem Gelände brannten schon, als sie zum Schulhaus ging. Nur wenige Schüler waren unterwegs, denn ein ungewöhnlich kalter Wind pfiff durch die Bäume. Schon nach wenigen Metern fühlten sich Ricas Wangen eiskalt an. Wenn das so weitergeht, muss ich gar nicht erst Rouge auflegen, dachte sie und musste ein irres Kichern unterdrücken. Ihr Kopf war so voll von Gedanken an Robin, dass sie sich ein bisschen bescheuert vorkam.
Rica nahm die Abkürzung durch das kleine Wäldchen und versuchte, sich nicht von den im Wind knarrenden Bäumen einschüchtern zu lassen. Der ganze Wald roch nach feuchter Erde und Moder und erinnerte Rica unangenehm an ein Grab. Sie verdrehte die Augen über ihre eigene Dummheit, beschleunigte jedoch trotzdem ihre Schritte. Je schneller sie aus dem Wald heraus war, desto besser.
Sie hörte den Motor erst kurz bevor sie aus dem Schatten der Bäume heraustreten wollte. Ein leises Surren, kaum hörbar über dem Pfeifen des Windes und dem Ächzen der Bäume. Rica verlangsamte ihre Schritte, und ging leise weiter, bis sie den Waldrand erreicht und das Schulgebäude im Blick hatte. Ein Auto stand mit laufendem Motor auf dem Platz vor der Treppe. Es war eine dunkle, elegante Limousine, und Rica hatte sie schon einmal gesehen. Rica blieb stehen. Das Institut. Was wollten die wieder hier? Sie kniff ihre Augen zusammen und versuchte, mehr zu erkennen, doch es war zu dunkel, und das blasse Licht der Lampe über dem Eingang reichte nicht aus. Leute schienen jedenfalls nicht in der Nähe zu sein, das Auto stand einfach da.
Rica sah sich noch einmal um, dann beschloss sie, dass die einzige Möglichkeit, an weitere Informationen zu kommen, war, sich an das Auto anzuschleichen. Sie war ja ohnehin auf dem Weg ins Schulhaus, und wenn sie jemand fragte, wollte sie eben aufs Klo. Es war schließlich nicht verboten, nach sieben Uhr auf dem Gelände herumzulaufen.
Vorsichtig verließ Rica den Schatten der Bäume. Sie ging langsam, immer am Waldrand entlang, versuchte aber gleichzeitig, ganz natürlich zu wirken. Wenn sie sich richtig anschlich, sah das noch verdächtiger aus.
Sie kam nur quälend langsam voran und erwartete die ganze Zeit, dass das Auto einfach davonfahren würde, bevor sie eine Chance hatte, mehr zu erfahren. Doch erstaunlicherweise blieb der Wagen genau da, wo er war. Als Rica sich auf wenige Meter herangearbeitet hatte, duckte sie sich in den Schatten einiger Fliederbüsche. Wieder kniff sie die Augen zusammen, und dieses Mal erkannte sie tatsächlich eine dunkle Gestalt, die sie vorher nicht gesehen hatte. Ein Mann, ein bisschen untersetzt, aber muskulös, lehnte an einer Seite des Autos und beobachtete die Umgebung. Ab und zu warf er einen Blick auf sein Handgelenk. Rica schluckte. Sie konnte froh sein, dass er sie noch nicht gesehen hatte. Sie überlegte, sich noch näher heranzuschieben, aber offensichtlich passierte hier momentan nichts Spannendes.
Ich sollte es einfach lassen und zu Robin gehen, dachte Rica und zog ihr Handy aus der Tasche, um einen Blick darauf zu werfen. Sie war spät dran.
Gerade wollte sie sich abwenden, als sie Schritte auf dem Kiesweg hörte, der zu den Lehrerunterkünften führte. Zwei Leute eilten auf das Auto zu. Rica duckte sich tiefer zwischen die Äste des Fliederstrauches. Die Blüten strömten einen unerträglich süßen Duft aus, der ihr in der Kehle stecken zu bleiben schien. Rica unterdrückte einen Hustenreiz und lenkte all ihre Aufmerksamkeit auf das Auto.
»Endlich.« Der Mann, der am Wagen lehnte, sah noch einmal demonstrativ auf die Uhr.
»Es tut mir leid.« Rica zuckte zusammen, als sie die klare, kühle Stimme von Frau Jansen erkannte. Sie hatte nicht mehr viel mit der Frau zu tun gehabt, nachdem Lars festgenommen worden war, aber noch immer konnte sie nicht an sie denken, ohne tiefe Abneigung zu empfinden. Unwillkürlich zog sie sich noch ein Stück weiter in den Busch zurück, sodass ihr Blickfeld nun von kleinen Zweigen umrahmt war.
Gleich darauf tauchte Frau Jansens Gestalt auf. Sie trug ein helles Kostüm, ohne Mantel darüber, und ihr blondes Haar war zu einer komplizierten Frisur aufgesteckt. Ganz
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