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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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schneller, als Rica ihr das zugetraut hätte. »Lass mich dir helfen«, meinte sie, dieses Mal eindringlicher. »Dafür bin ich schließlich da.«
    Rica schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob mir jemand helfen kann«, sagte sie, drängte sich an Ute vorbei und trat auf den Flur hinaus. In diesem Moment schlug die Panik endgültig zu. Ihre Beine gaben unter ihr nach, und sie musste sich gegen die Wand lehnen, um nicht einfach zusammenzuklappen. Ihre Finger fühlten sich eiskalt an, dabei standen Schweißperlen auf ihrer Stirn. Für kurze Zeit schloss sie die Augen und versuchte, ruhig und gleichmäßig zu atmen, aber sobald sie die Augen zugemacht hatte, konnte sie die Stimme des Polizisten wieder hören. »Wir müssen dich natürlich vor einen Jugendrichter bringen«, sagte er in Ricas Kopf und grinste dabei höhnisch.
    Ricas fröstelte noch mehr. Was passierte, wenn sie vor Gericht kam? Klar, sie hatte schon von der gemeinnützigen Arbeit gehört, die man Jugendlichen aufbrummen konnte, aber war das alles, was passieren würde? Sie hatte angeblich Waren in einem Wert von über eintausend Euro gestohlen, kam man dafür schon ins Gefängnis? Und was dann?
    Und wie hatten sie es arrangiert? Das Mädchen auf den Fotos hatte ausgesehen wie Rica, daran gab es keinen Zweifel. Hatten sie die Aufnahmen gefaked? Ein Model hingeschickt, das sich dann fotografieren ließ? Oder waren die Bilder Fotomontagen? Nein, dafür waren sie viel zu gut gemacht. Es war bestimmt ein Model. Und wenn die Sache tatsächlich vor Gericht ging, würde Rica große Schwierigkeiten haben, nachzuweisen, dass sie das auf den Fotos überhaupt nicht war. Sie bezweifelte nicht, dass das Institut einige Angestellte der Läden bestach, um zu beschwören, dass sie dort gewesen war. Wie ja auch schon die Lehrer behauptet hatten, dass Rica nicht im Unterricht gewesen war.
    Froh, wenigstens irgendeine plausible Antwort gefunden zu haben, stieß sich Rica von der Wand ab und ging in Richtung ihres Zimmers. Sie durfte sich nicht einschüchtern lassen, das war alles.
    Doch als sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, sah sie Herrn Wolf auf ihrem Bett sitzen. Rica erstarrte, die Klinke noch in der Hand. Sie konnte wieder die Kälte spüren, die von dem Mann auszugehen schien und ihren Körper lähmte.
    »Was machen Sie noch hier?«
    »Ich wollte mit dir reden, ohne dass diese Schnepfe dabei ist«, sagte er ruhig. »Bitte mach die Tür zu!«
    Rica blieb im Türrahmen stehen, die Tür weit geöffnet. Sie warf einen Blick auf den Flur hinaus, wo gerade eines der Mädchen vorbeilief, die hier wohnten. Rica winkte ihr betont gelassen zu. Das Mädchen stutzte, fragte sich offensichtlich, woher sie Rica kennen musste, und winkte dann knapp zurück.
    »Was haben Sie mir zu sagen?« Rica gab sich mutiger, als sie sich fühlte. »Das ist mein Zimmer. Ich wäre dankbar, wenn Sie verschwinden würden.«
    »Und ich wäre dankbar, wenn du endlich deine Nachforschungen sein lässt«, sagte Herr Wolf. »Darüber haben wir doch schon gesprochen.«
    »Ich habe den Facebook-Account gelöscht«, protestierte Rica halbherzig.
    »Aber du hast mit jemandem gechattet«, erwiderte er ruhig. »Gestern. Man hat dich dabei beobachtet.«
    Dieses verflixte kleine Mädchen. Rica fluchte innerlich. »Sie haben nichts davon gesagt, dass ich mich nicht mit anderen unterhalten darf«, meinte sie locker. »Wie ist das denn nun eigentlich mit dieser genetischen Manipulation. Spielen sie am Gencode von Kindern herum?«
    Er verzog keine Miene.
    Er sollte Poker spielen, dachte Rica, ganz sicher wäre er ein fantastischer Bluffer .
    »Wir verhelfen kinderlosen Paaren zu Kindern«, sagte er. »Natürlich ist in dem Angebot auch eine genetische Beratung enthalten. Die Leute wollen schließlich nicht, dass ihre Kinder später an Erbkrankheiten leiden.«
    Rica presste die Lippen kurz aufeinander und schüttelte den Kopf. »Das ist doch noch nicht alles«, sagte sie. »Das Blut, die Pheromone, die ständige Beobachtung – Sie können mir nicht weismachen, dass …«
    Herr Wolf erhob sich von seinem Bett. Stehend erschien er Rica so viel größer als zuvor. Die Kälte hatte noch zugenommen. Rica spürte, wie sich die Härchen auf ihren Armen aufrichteten. »Ich habe dir heute doch schon gezeigt, was passieren kann, wenn man sich zu sehr in unsere Angelegenheiten einmischt«, sagte er. »Ich dachte, das sollte ausreichen. Aber sei dir sicher: Wir haben noch ganz andere Methoden. Du willst sie nicht

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