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Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition)

Titel: Optimum - Purpurnes Wasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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Tasse, eine Schale mit Kaffeesahne und eine Zuckerdose zu ihr herüber und wartete ab.
    »Danke«, murmelte Rica und riss ein Sahnedöschen auf. Als sie die dritte Sahne in ihren Kaffee leerte, seufzte die Betreuerin.
    »Ich glaube nicht, dass wir uns schon vorgestellt haben«, sagte sie. »Ich bin Ute Tannbaum. Kannst Ute zu mir sagen.«
    »Rica«, gab Rica zurück.
    »Rica«, wiederholte Ute, als sei das eine vollkommen neue Information. »In was hast du dich da reingeritten?«
    Rica zuckte mit den Schultern. »Wenn ich Ihnen sage, dass ich das Zeug nicht geklaut habe, glauben Sie mir ja doch nicht.«
    Ute legte den Kopf schief. »Und genau damit liegst du falsch«, sagte sie. Rica blickte überrascht auf, aber Ute war noch nicht fertig. »Jeder, der Augen im Kopf hat, konnte sehen, dass du vollkommen überrascht warst«, meinte sie. »Glaub mir – ich habe eine Menge Mädchen gesehen, seit ich hier arbeite. Auch Mädchen mit Problemen. Auch Mädchen, die stehlen. Mädchen, die lügen. Die sehen anders aus als du, wenn sie damit konfrontiert werden. Meistens cooler.« Ute grinste flüchtig, dann wurde sie wieder ernst. »Das heißt aber nicht, dass du nicht trotzdem in Schwierigkeiten bist. Ich weiß ja nicht, was hier vorgeht, aber mir scheint, da will dich jemand reinlegen, und dieses Institut – was auch immer es macht – hängt da irgendwie drin. Habe ich recht?«
    Rica war Utes Ausführungen vollkommen überrascht gefolgt. Sie merkte, dass ihr Mund offen stand, und klappte ihn hastig zu. »Du glaubst mir?«, fragte sie schließlich.
    »Das habe ich doch schon gesagt.« Jetzt klang Ute ein wenig genervt. Sie fuhr sich mit der Hand durch die kurzen blonden Haare und warf einen nervösen Blick zur Bürotür. »Sagst du mir, was du für Schwierigkeiten hast? Vielleicht kann ich dir ja helfen, weißt du? Immerhin arbeite ich fürs Jugendamt.«
    Rica griff nach der Kaffeetasse, und trank einen Schluck. Viel zu viel Sahne. Sie verzog das Gesicht, stellte die Tasse ab und wurde sich bewusst, dass sie nur Zeit schinden wollte. Sie betrachtete Ute nachdenklich. Die Betreuerin sah erstaunlich nett aus. Sie wirkte wie jemand, dem sich Rica normalerweise, ohne zu zögern, anvertraut hätte.
    Normalerweise.
    Vor einigen Monaten noch.
    Aber seitdem war so viel passiert, so viele Leute hatten sie betrogen und belogen, hatten sich ihre Freundschaft erschlichen, dass Rica nicht mehr wusste, wem sie vertrauen konnte. Und selbst wenn Ute es ehrlich meinte – was konnte sie schon unternehmen? Sie arbeitete fürs Jugendamt, schön und gut, aber das brachte Rica überhaupt nichts. Das Institut würde sich über Entscheidungen vom Jugendamt hinwegsetzen, oder es würde sich dort einkaufen, wie es sich offensichtlich auch bei der Polizei eingekauft hatte. Außerdem konnte es gut sein, dass Rica Ute in Gefahr bringen würde, wenn sie ihr zu viel erzählte.
    »Das ist kompliziert«, murmelte sie in ihre Kaffeetasse. Sie versuchte dabei, Utes fragenden, freundlichen Blick zu meiden. »Ich kann nicht so einfach darüber sprechen.«
    Ute verdrehte die Augen. »Du hörst dich an wie ein Geheimagent«, meinte sie. »Oder als hättest du Drogenprobleme.« Sie musterte Rica scharf. »Das ist es doch hoffentlich nicht, oder?«
    »Keine Drogen«, flüsterte Rica. Sie vermied es immer noch, Ute anzusehen. Die sah sie so durchdringend an, dass sich Rica vorkam wie beim Röntgen. Stattdessen rührte sie in ihrer Kaffeetasse herum. Ein einzelner Sonnenstrahl fiel durch das schmale Bürofenster und malte einen goldenen Kranz um Ricas Tasse.
    Ute sagte nichts, und als Rica schließlich wagte, den Blick zu heben, sah sie, dass die Betreuerin mit überkreuzten Armen zurückgelehnt auf ihrem Stuhl saß. Offensichtlich hatte sie nicht vor, einfach aufzugeben. Rica seufzte.
    »Dieses Institut … Ich glaube, die machen nicht so astreine Sachen«, murmelte sie und sah sich gleich darauf um. Hoffentlich wurden sie hier nicht überwacht. »Ich hab versucht, ein bisschen was herauszufinden.« Wieder rührte sie in ihrer Tasse herum, als könne sie die Wörter, die ihr fehlten, dort finden. »Seitdem habe ich Probleme«, fügte sie etwas lahm hinzu.
    »Das klingt nun wirklich nach Agententhriller«, sagte Ute in einem Tonfall, der Rica klar machte, dass sie ihr nicht richtig glaubte.
    Rica stand auf. »Ich gehe jetzt in mein Zimmer«, sagte sie und war erleichtert, festzustellen, dass ihre Stimme kaum dabei zitterte.
    Ute erhob sich ebenfalls, viel

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