Opus 01 - Das verbotene Buch

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Als Laurenz … die schmale Tür ganz oben im Muschelturm … vollkommen außer Atem … Er keuchte und … hob und senkte sich unter dem silbrig schimmernden …
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    Die letzten Stufen der Wendeltreppe ging Amos auf Zehenspitzen hinab. Unten im Eingang lag die Turmtür, wie er es vorausgesehen hatte – Schloss und Scharniere zerschossen, Holz und Beschläge von Kugeln nicht durchlöchert, aber zerfurcht und zerbeult. Auf der untersten Stufe blieb er stehen, an die Turmwand gedrückt, und lauschte.
    Von der Kammer drang weiterhin Johannes’ Glücksgewinsel zu ihm herab: »
Auf der Treppe hatten zumindest einige der Musikanten ihre Lungen … gerade als Laurenz auf weichen Knien in den Turmsaal …
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    Drüben auf der anderen Schluchtseite besprachen sich murmelnd die Bücherjäger. Er hörte ihre heiseren Stimmen, konnte aber kein einziges Wort verstehen. Das Wasser unten in der Schlucht toste und gurgelte beinahe so laut wie der Strom, an dem Laurentius Answer sein Pferd entlanggeführt hatte.
    Der Fluchtplan war in ihm schon vorhin aufgeblitzt, als der Gepanzerte in die Schlucht gefallen und von den Fluten talwärts gerissen worden war: Er bräuchte nur ein Boot oder zumindest ein Floß, damit er mit halbwegs heilen Gliedern auf dem steilen und wie eine Schlange sich windenden Flusslauf bis nach unten käme. Und da bereits hatte er an die schmale, aber äußerst stabil wirkende Turmtür gedacht, die genau die richtigen Maße aufzuweisen schien. Mit ihren Schüssen auf Schlösser und Scharniere hatten die Bücherjäger ihm eigentlich sogar einen Gefallen getan.
    Jedenfalls dann, wenn ihm gelang, was er jetzt vorhatte – und was er nun auch schleunigst in die Tat umsetzen musste, denn dieDämmerung war schon weit fortgeschritten und im Dunkeln ließe sich eine solche Teufelsfahrt wohl selbst mit dem stabilsten Floß nicht heil überstehen. Außerdem begann das Wasser in der Schlucht bereits wieder zu sinken – nicht mehr lange und da unten würde nur noch ein Rinnsal zu Tale gluckern, in das sich hinabzustürzen nichts anderes als Selbstmord wäre.
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… und die Narren hoben wieder zu kreischen … während die Dichter abermals alle zur gleichen Zeit ihre Verse vortrugen …«
    Viel Glück, Johannes, dachte Amos. Blitzschnell bückte er sich zu der umgestürzten Tür hinab, stemmte sie hoch und ging mit einem Sprung dahinter in Deckung. Mit dem Fuß fischte er dabei schon nach seinem Seil, das noch hier vor der Treppe lag, wie er es in der Frühe hingeworfen hatte. Nach einem Augenblick sprachloser Verblüffung fingen draußen die Bücherjäger an, wild durcheinanderzuschreien. Eine Hand gegen das Türblatt gestemmt, bückte sich Amos seinem emporgewinkelten Fuß entgegen, nahm das Seil auf, rollte es notdürftig zusammen und warf es sich gleichfalls über die Schulter.
    »Feuer!«, bellte drüben der Wölfische und gleich darauf krachten fast gleichzeitig zwei Schüsse. Der Anprall tat Amos an den Händen weh, als ob er in Flammen gegriffen hätte. Doch aus dem metallischen Pfeifen schloss er, dass beide Kugeln auf Eisenbeschläge getroffen waren. War sein Plan nicht allzu gewagt? Laurenz Answer war in ganz ähnlicher Weise auf den unterirdischen Fluss hinabgesegelt, doch das war eben in einer magischen Erzählung geschehen – und nicht hier in der unwirtlichen Wirklichkeit des Felslabyrinths. Aber mir bleibt ja gar keine Wahl, dachte Amos – ich muss es wagen, oder ich werde in diesem Turm elendig sterben. Und während die Gepanzerten drüben ihre Gewehre nachluden und Johannes sich oben in der Kammer die Geschichte vom Ritter Laurenz vorsang, packte Amos das Türblatt links und rechts und sprang hinaus auf den Turmfuß und warf sich noch in derselben Bewegung mitsamt seinem Floß nach rechts in die Schlucht hinab.
    Die Luft rauschte um ihn herum, und der Wind riss und rüttelte an seinem Untersatz, aber Amos hielt die Tür krampfhaft fest. Erst ganz kurz bevor sie auf dem Wasser aufschlug, zog er seine Finger weg und kauerte sich auf seinem Floß zusammen. Der Aufprall war weniger hart, als er befürchtet hatte, doch der Schmerz fuhr ihm wie mit Klingen durch Knie und Hände. Die Tür ächzte in allen Fugen und Fasern, aber offenbar war sie noch immer an einem Stück. Amos kauerte darauf, mit Zehen und Fingern an die Eisenbeschläge gekrallt, so gut es gehen mochte. Die tosende Strömung packte sein Floß und riss ihn mit sich die Schlucht hinab. Im Kauern drehte er seinen Kopf ganz kurz über die