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Opus 01 - Das verbotene Buch

Titel: Opus 01 - Das verbotene Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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glühender Asche wirbelten auf sie hernieder, als sie zwischen den brennenden Bäumen hindurchliefen, die Arme erhoben, um ihre Köpfe vor herabstürzenden Ästen zu schützen.
    Dann, plötzlich, hatten sie den Buchenhain hinter sich, mochte ihnen der Stecken mit der eingeritzten Formel dabei geholfen haben oder auch nicht. Doch hier draußen im unwegsamen Fichtendickicht wurde es nur noch ärger – in der schwarzroten Nacht stolperten sie über Wurzeln und Steine und rannten an endlos sich windenden Dornenhecken entlang, ohne einen Durchlass zu finden. Hinter ihnen prasselte und fauchte dasFeuer, und die Luft war so voller Rauch und Funken und Asche, dass sie kaum mehr atmen konnten, doch Amos und Klara rannten weiter und weiter. Ab und an waren von der Kuppe her immer noch Schüsse zu hören, dabei konnte hinter ihnen eigentlich niemand mehr am Leben sein – die Wächter von Rogár so wenig wie die Bücherjäger.
    Die Lichtung kann nicht mehr weit sein . Klaras Gedankenstimme war nur noch ein atemloses Japsen. Achtung! Sie schrie auf und geriet ins Taumeln. Die Vögel!
    Von den Bäumen vor ihnen, die vom Feuer noch nicht erfasst worden waren, stürzten drei riesenhafte Nachtvögel auf sie zu. Eine mächtige Eule, zwei gewaltige Nachtkäuze mit glimmenden Augen, bernsteingelb und glühend grün. Klara schrie und fuchtelte mit den Armen. Sie fiel hin und blieb zusammengekrümmt auf dem Boden hocken. Die Eule saß auf ihrem Kopf und hackte auf sie ein. Die Käuze stießen krächzend auf sie nieder. Amos warf einen raschen Blick nach hinten – das Feuer raste den Hang hinab, in wenigen Minuten würden sie von Flammen umzingelt sein.
    Er hob den Stock des Puppenspielers. Wirf dich zur Seite – jetzt! Die Eule stob empor und im selben Moment krachte der Stecken auf den riesenhaften Vogel nieder. Die Eule fiel mit einem kläglichen Schrei zu Boden und auch die Käuze flogen nun empor und ließen von Klara ab. Sie sprang auf, noch einmal ließ Amos den Stecken durch die Luft wirbeln, dann rannten sie weiter, dem prasselnden Feuer bloß noch drei Schritte voraus.
    Die Luft war nun so brandig, dass jeder Atemzug wehtat. Es stank nach verschmortem Haar und Fell. Der Rauch war so dicht wie Spinnweb, und selbst die Tränen, die sich Amos wieder und wieder aus den Augen wischte, fühlten sich siedend heiß an. Wir schaffen es nicht, dachte er, das Feuer hat uns gleich eingeschlossen – da endlich öffnete sich zu ihrer Linken das Dickicht und sie stolperten hustend und japsend den schmalen Pfad zu der kleinen Lichtung entlang, wo sie Pferde und Wagen zurückgelassen hatten.
    Doch Karols Karren brannte bereits lichterloh. Von der Plane waren nur noch ein paar flammende Fetzen übrig. Darunter lagen die brennenden Puppen auf der eingeäscherten Bühne, der Hanswurst in Flammen, der dampfend prallbäuchige Mönch. Um für alles gerüstet zu sein, hatten sie die Pferde in der Frühe bereits eingespannt und ihre Füchsin hatte Klara sogar zusätzlich gesattelt. Jetzt rannten sie um den Wagen herum, und da erst sah Amos, dass Karols alte Schecke gleichfalls in Flammen stand. Das arme Tier rollte mit den Augen und riss wieder und wieder sein Maul auf. Doch zu hören war nichts, kein angstvolles Wiehern und Schnauben, denn das Fauchen des Feuers, das Dröhnen umstürzender Bäume, das Prasseln niederkrachender Äste übertönten jeden anderen Laut.
    Klara war mit einem Satz in den Sattel der Füchsin gesprungen und spannte mit fliegenden Fingern beide Pferde aus. Auch das Fell der Füchsin begann bereits Feuer zu fangen, und sie schlug mit der bloßen Hand die Flammen aus, die ihrem Pferd aus Flanke und Mähne krochen. Komm schon, Amos!, schrie sie mit überkippender Gedankenstimme und lenkte dabei die Füchsin, die vor Hitze und Todesangst kaum mehr bei Sinnen schien, zur Mitte des kleinen Platzes.
    Amos sprang hinter ihr auf die Kruppe des Pferdes, gerade als Karols alter Klepper zusammenbrach und brennend und zuckend vor den Wagentrümmern liegen blieb. Einen Arm schlang Amos um Klara, in der anderen Hand hielt er noch immer Karols Stecken mit der eingeritzten Formel
Llóma – fárá – móhagár
. Doch auch der Stecken hatte Feuer gefangen, und obwohl Amos über seinem Kopf wild damit um sich schlug, leckten die Flammen gierig an dem Stab empor. Die Füchsin bäumte sich auf, und Klara klopfte ihr den Hals und beugte sich weit nach vorn, um ihr beruhigende Laute ins Ohr zu schreien, und schließlich setzte sich das Pferd in

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