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Opus 01 - Das verbotene Buch

Titel: Opus 01 - Das verbotene Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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verbergen. Es war alles vollkommen unbegreiflich, und doch erstaunte es Amos weit weniger, als er erwartet hätte.
    Auch ihm selbst begannen die Sinne zu schwinden, denn der Hauptmann lag auf ihm wie ein Grabstein. Jener sausende Schwindel kehrte wieder, und diesmal suchte Amos gar nicht erst nach einer Möglichkeit, sich vor ihm davonzustehlen. Und als Meinolf über ihnen murmelte, dann dem Hauptmann von hinten zwischen die Rippen stach, da wurde es auch um Amos schwarze Nacht.
5
    A
ls sie mit dem Eisenwagen
bei der Brücke über den Mühlbach ankamen, war das Gehöft bereits hell erleuchtet. Cellari und Skythis mussten lange vor ihnen eingetroffen sein – dabei hatte der Unterzensor seinen Hilfsschreiber eigens vorher losgeschickt, damit Hannes und Gregor mit dem behäbigen Eisengefährt vorausfuhren.
    Aber Hannes hatte schon für den Fußweg von der Burg hinab zur Straße mehr als eine Stunde gebraucht – eine Spanne, die ihm noch weit länger vorgekommen war, da er sich unterwegs fast zu Tode gefürchtet hatte. Allein bei Nacht im stockfinsteren Wald – an so etwas war er einfach nicht gewöhnt. Dieses Knacken im Unterholz,das Knurren und Fiepen von Kreaturen, die sich im Buschwerk zu schaffen machten – immer wieder war er zusammengeschreckt, herumgefahren, ins Stolpern geraten. Doch am ärgsten von allem waren die beiden Augenpaare, die ihn, zwischen den Bäumen schwebend, den ganzen Weg über verfolgt oder jedenfalls begleitet hatten – eines bernsteingelb, das zweite glühend grün.
    Als Hannes endlich am Fuß des Burghügels angekommen war, den Kutscher Gregor in seinem Versteck aufgespürt hatte und hinten in den Eisenwagen geklettert war, da fühlte er sich bereits so erschöpft, als ob er die ganze Nacht über Truhen voller Schriftstücke geschleppt hätte – dabei hatten sie diese Plackerei erst noch vor sich. Und kaum hatte Gregor die beiden Lastgäule eingespannt und den Wagen auf die Straße gelenkt, da war auch schon die Kutsche des Inquisitors mit ihrem berittenen Gefolge an ihnen vorbeigejagt – ein halbes Dutzend Purpurkrieger mit dem jungen Alexius vorneweg.
    Hannes kletterte aus dem Wagen und schaute sich missmutig um. Sein lahmer Fuß fühlte sich so unförmig wund an, als ob ihm unter dem linken Bein wirklich ein Klumpfuß gewachsen wäre. Behutsam hinkte er zu der hölzernen Brücke, die mit seinem Gespann zu passieren Gregor gar nicht erst versucht hatte: Schon ohne die zusätzlichen Lasten, die sie jetzt einladen würden, war der Eisenwagen für das wacklige Brücklein viel zu schwer. Hannes ahnte bereits, was das bedeutete: Sie beide, Gregor und er, müssten die Teufelsbücher packenweise bis hier heraus schleppen – und den Bücherteufel Kronus obendrein, falls der sich sträubte, auf seinen eigenen Füßen mitzugehen. Oder falls er nach der Befragung durch Cellari dazu nicht mehr imstande wäre.
    Alexius jedenfalls würde keinen Finger krumm machen, um ihnen bei derlei niederen Arbeiten zu helfen. Und Meinolf war ohnehin oben in der Burg geblieben, worüber Hannes allerdings nicht gerade unglücklich war. Als er vorhin allein durch den finsteren Wald gestolpert war, hatte er bei jedem kräftigeren Knackenim Unterholz damit gerechnet, dass der Dominikaner aus dem Dickicht hervorbrechen würde, um seinen Rachedurst an ihm zu stillen.
    Mit raschen Schritten überquerte Gregor die Brücke, und Hannes beeilte sich, ihm zu folgen. Wieso hatte Skythis ihn überhaupt angewiesen, den endlos langen Reiterweg zur Straße hinabzulaufen? Noch immer verspürte er gegenüber dem Unterzensor einen leisen Groll. Skythis musste doch wissen, dass er mit seinem lahmen Fuß für derlei Gewaltmärsche nicht geschaffen war. Oder hatte er etwa durchschaut, dass sein Hilfsschreiber nicht von Natur aus hinkte, sondern sich absichtlich angewöhnt hatte, einen Fuß nachzuziehen? Aber das machte ja sowieso keinen Unterschied mehr – schließlich konnte man eine solche eingefleischte Gewohnheit nicht einfach für eine nächtliche Wanderung abstreifen wie einen alten Strumpf.
    So schimpfte Hannes im Stillen vor sich hin, während sie einen baufällig wirkenden Stall durchquerten, der weder Fell- noch Federvieh Obdach bot. Der aus dem Stroh aufsteigende Geruch ließ allerdings erkennen, dass der Holzverschlag noch vor Kurzem Pferde beherbergt haben musste.
    Auf der anderen Seite ging es durch eine knarrende Tür wieder hinaus und Hannes kam auf einen kleinen Hof, der trotz der hellen Beleuchtung düster

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