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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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dunklen Himmel schimmern. Auf Tisch und Regal brannten Kerzen und erfüllten die kleine Kammer mit flackerndem Schein. Klara setzte sich wieder in ihren Sessel und aß und trank ein wenig von der Vesper, die die hilfreichen Frauen offenbar aufgetischt hatten, während sie selbst noch geschlafen hatte. Diesmal gab es Eierspeise und kalten Braten und unter anderen Umständen hätte Klara bestimmt mehrere Teller voll vertilgt. Aber ihre Kehle und ihr Magen waren noch immer wie zugeschnürt.
    »Was Trithemius und Faust auch vorhaben mögen«, sagte Mutter Sophia irgendwann noch, »allein mit den magischen Kräften, die
Das Buch der Geister
erweckt, werden sie die Macht und Herrlichkeit der alten Heidenmagier niemals zurückerlangen. Auch ich habe mich oft gefragt, was sie in dir und Amos so Besonderes sehen. Ich kenne die Antwort nicht, aber eines weiß ich, Klara: Ohne euch beide können sie ihren Plan nicht verwirklichen. Darin liegt eure Macht und darin liegt eure große Verantwortung – schwöre mir, dass du das niemals vergessen wirst.«
    Sie reichte Klara ihre Hand und Klara ergriff sie und schwor es ihr unter Tränen. Mutter Sophias Hand fühlte sich so kalt und klamm an, als ob die Äbtissin schon kaum mehr am Leben wäre.
    »Mutter Sophia«, flüsterte Klara, »wir werden versuchen, alles richtig zu machen. Nur sagt mir bitte eines noch – was ist mit Kronus geschehen? Glaubt ihr, dass er noch lebt?«
    Da konnte auch die alte Frau ihren Kummer nicht länger verbergen. Klara umarmte sie behutsam und gemeinsam weinten sie noch einmal viele Tränen.
    »Ich weiß es nicht«, brachte Mutter Sophia schließlich hervor. »Manchmal meine ich zu spüren, dass er noch am Leben ist – aber dann wieder scheint es mir, dass Valentin im Himmel auf mich wartet.« Bei diesen Worten lächelte sie wie eine scheue junge Braut.
    Klara umarmte sie noch einmal, küsste sie auf Hände und Wangen. Sie spürte, dass dies bereits ihr Abschied war – vielleicht sogar ein Abschied für immer, zumindest in dieser Welt. Das Herz wurde ihr so schwer, dass sie beinahe aufs Neue geweint hätte. Rasch löste sie sich aus Mutter Sophias Armen und ging nach hinten in ihre Kammer. Doch im nächsten Moment vergaß sie allen Kummer und Schmerz und stattdessen wurde ihr heiß vor Beschämung.
    »Die Zettel im Truhenfach, du weißt schon«, murmelte Mutter Sophia, und es klang, als ob sie mehr schon im Traum als im Wachen spräche, »die nimm nur an dich, Klara – sie waren sowieso für dich bestimmt.«
    Klara war mit einem Fuß schon in der hinteren Mansarde. »Verzeiht, Mutter Sophia«, flüsterte sie, »ich wollte nicht neugierig sein.«
    Doch sie bekam keine Antwort mehr, und als sie sich umwandte, war der Kopf der alten Frau vornübergesunken und sie schlief allem Anschein nach tief und fest.
7
    A
uf Zehenspitzen kehrte Klara
noch einmal in die vordere Kammer zurück und nahm sich eine der Kerzen, die auf dem Tischchen brannten. Sie würde nur rasch einen Blick auf das Manuskript in der Truhe werfen, dachte sie, aber auf gar keinenFall heute noch darin lesen. Nach alledem, was sie heute erlebt und was sie vor allem von Mutter Sophia erfahren hatte, fühlte sie sich ziemlich durcheinander und aufgewühlt. Vor allem aber wollte sie Amos endlich eine Gedankenbotschaft schicken, damit er wusste, dass sie wohlauf war. Sie machte sich sowieso schon ein wenig Sorgen, weil sie den ganzen Tag über nichts von ihm gehört hatte. Sie musste ihm unbedingt noch einmal einschärfen, dass er vor Trithemius und Faust auf der Hut sein sollte.
    Klara ließ ein paar Wachstropfen von der Kerze auf einen Balken rinnen, der gerade neben dem Kopfende des Bettes verlief. Sie klebte die Kerze darauf, schlich sich zur Truhe hinüber und öffnete abermals das Seitenfach. Es war ihr immer noch ziemlich peinlich, dass Mutter Sophia sie dabei ertappt hatte, als sie zum ersten Mal um die Truhe herumgestrichen war. Aber es war auch tröstlich, zu wissen, dass die gütige Äbtissin sich so sehr um sie bekümmerte, sogar jetzt noch, da sie von Schwäche und Schmerzen geplagt wurde. Und genauso wie Valentin Kronus hatte auch Mutter Sophia die magischen Kräfte, die durch
Das Buch
in ihr erweckt worden waren, stets nur verwendet, um anderen Menschen zu helfen. Auch wenn ihnen das wohl nicht immer geglückt war.
    Klara nahm die ineinander gefalteten Bögen aus dem Fach heraus und kehrte zu dem ungemein bequemen Bett zurück, in dem Mutter Sophia wohl nie mehr eine Nacht mit

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