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OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger

Titel: OPUS - Die Bücherjäger - Gößling, A: OPUS - Die Bücherjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Schloss herum. »Kann sich selber nicht aufkriegen, ha!« Er winselte in sich hinein, und Amos dachte beunruhigt, dass Johannes’ Geist und Herz noch sehr viel ärger durcheinandergeschüttelt waren, als es bisher für sie den Anschein hatte. Und gerade in diesem Moment, als er noch fieberhaft überlegte, ob er seine Hände mitsamt Schloss und Ketten nicht doch lieber wieder in Sicherheit bringen sollte – gerade daschwang Johannes den Hammer hoch über seinen Kopf und ließ ihn auf den Nagel herunterkrachen. Mit einem hässlichen Kreischton, der in den Ohren wehtat, zersprang das Schloss, und Amos spürte unsagbar erleichtert, wie der Druck um seine Handgelenke endlich, endlich wich.
    Nur ein paar Atemzüge, ein wenig Gewinsel, einen weiteren Hammerschlag später war er auch von seinen Fußfesseln befreit. Er stieß und trat die grässlichen Ketten so weit wie möglich von sich weg, sprang auf und fiel Klara um den Hals. »Und ich dachte schon, ich müsste dieses Zeug für den Rest meines Lebens mit mir herumschleppen!«
    Wie leicht er sich fühlte ohne diese scheppernden Zentnergewichte – und wie großartig, wenn man nicht bei jeder Bewegung klirrte wie ein Ritter in rostiger Rüstung. Und wie köstlich Klaras Lippen schmeckten, wie wunderbar es sich anfühlte, sie in seinen Armen zu halten. Er war frei, endlich wieder frei! Amos spürte, wie der Albtraum der zurückliegenden Tage von ihm abfiel – die Kerkerhaft, die Angst, die Hoffnungslosigkeit.
    Da hörte er scharrende Schritte hinter seinem Rücken – Johannes? Voller Bedauern löste er sich von Klara und fuhr herum. »He, du verdammter Kerl!«
    Das Gewehr lehnte noch am Stuhl, wo Klara es vorhin abgestellt hatte, Gott sei Dank. Doch in der Jagdstube war außer ihnen niemand mehr.
    Klara riss die Waffe an sich und eilte in die Diele hinaus. »Ist gut, ist ja schon gut«, hörte Amos sie murmeln – offenbar sprach sie wieder mal mit der Füchsin. Gleich darauf kam sie zurück und erklärte: »Raus ist er nicht.«
    Amos nickte ihr zu, einen Finger auf dem Mund. Er muss in der Kammer sein . Er zeigte zu dem schmalen Türchen am Ende der Küchennische. Ich spüre es ganz deutlich .
    Und was jetzt? Klara hängte sich das Gewehr am Trageriemen über die Schulter. Da drin sitzt er in der Falle. Und gleichzeitig wie die Made im Speck .
    Sie beide hatten auf einmal Mühe, sich das Lachen zu verbeißen. Was hatten sie nicht schon alles durchstehen müssen! Ihre Eltern waren von Mordbrennern umgebracht worden. Klara hatte monatelang in Nürnberg auf der Straße leben müssen, nachdem auch noch Mutter Sophia von der Inquisition verhaftet worden war. Die Purpurkrieger des Inquisitors hatten Burg Hohenstein überfallen und jede einzelne Menschenseele dort gemeuchelt – einzig und allein Amos hatte jene furchtbare Nacht überlebt. Er war von dem Bücherjäger Skythis und seinem Gehilfen, ebendiesem verrückten Johannes, der jetzt in ihrer Vorratskammer hockte, durch den Wald gehetzt worden, als ob er ein Rehbock bei der Treibjagd wäre. Im Felslabyrinth bei Wunsiedel hatten ihn die Bücherjäger wieder aufgespürt, und nur durch eine waghalsige Flucht war er ihnen abermals entkommen – auf einer zerschossenen Tür die Felsschlucht hinabrasend, die durch ein Unwetter in einen reißenden Fluss verwandelt worden war. Im unwegsamsten Fichtelgebirge hatten die Bücherjäger Klara und ihn schließlich aufs Neue aufgespürt – und diesmal hatten ihre Verfolger den halben Wald in Brand gesetzt, und sie beide waren nur um Haaresbreite dem Feuertod entronnen, an die Fuchsstute geklammert, aus deren Fell buchstäblich schon kleine Flammen züngelten.
    Dagegen war das hier doch wirklich nicht ganz ernst zu nehmen: ein Verfolger, der mitleiderregend humpelte und winselte. Der offenbar nicht ganz richtig im Kopf war – und der sich auch noch selbst in einer Kammer eingesperrt hatte, aus der man nur durch dieses Zimmer hier wieder herauskam.
    Allerdings begann es gerade in diesem Augenblick von der Vorratskammer her entsetzlich zu krachen und zu dröhnen. Es klang, als ob da drinnen jemand Holz hacken würde.
    Der Hammer! Panisch sah sich Amos nach allen Seiten um. Von dem verdammten Hammer war weit und breit nichts zu sehen. Er hat uns übertölpelt! Uns den Idioten vorgespielt – und in Wirklichkeit …
    Er hat solche Angst , fiel ihm Klara ins Wort. Und er ist furchtbar durcheinander – du hast es doch selbst in seinem Innern gesehen. Glaub mir, Amos, wenn ich ihm erst die

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