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Oracoli (German Edition)

Oracoli (German Edition)

Titel: Oracoli (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Becks
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zitternden Händen eine Handelsgold an. Siegfried fing sich wieder einigermaßen und fragte Roland gereizt: »Was ist, wenn das Siegel gebrochen ist? Was ist, wenn er den Inhalt kopiert hat? Wollen Sie dann immer noch nicht zahlen?« Roland zog kräftig an seiner Havanna und dachte nach. Er schaute an die Decke und blies Kringel in die Luft, dann sah er die Brüder nacheinander an. »Natürlich bekommen Sie, wenn das der Fall sein sollte, trotzdem Ihr Geld«, sagte er zu Siegfried, der sich daraufhin beruhigt zurücklehnte. Max machte auf Roland den Eindruck, als ob er nichts verstanden hätte, er sah immer noch so aus, als wollte er jeden Moment töten. »Und wenn das Siegel wirklich verletzt sein sollte«, fuhr Roland gelassen fort, diesmal ließ er seinen Blick auf Max ruhen, »… hm, dann könnten Sie sich noch ein hübsches Sümmchen dazu verdienen.« Das verstand Max, er zog ein Stilett aus seiner Jackentasche, ließ per Knopfdruck die Klinge herausschnellen und zog die Schneide, grinsend, von einem Ohr zum anderen. »50.000«, sagte er und rammte das Messer in das Ebenholz, das die Marmorplatte des Konferenztisches umrahmte. Roland betrachtete mit Entsetzen das nachwippende Messer. »Abzüglich des Sachschadens, den Sie mir gerade beschert haben. «Ferdinands Zittern verstärkte sich darauf hin, jetzt bekam er sogar vor seinem eigenen Bruder Angst.
     

Plan B
       Cora arrangierte die Stühle um den Tisch, den sie mit Ingo zuvor aus dem Keller nach oben ins Atelier geschleppt hatte. Sie war geschminkt und trug einen khakifarbigen Leinenanzug mit passendem T-Shirt. Sie hielt den versiegelten Umschlag in den Händen, als Ingo die Treppen hoch gestürmt kam. Schnell warf sie ihn mit der Aufschrift und dem Siegel nach unten, auf den Tisch. Ingo hielt einen Knochen in seiner Hand, Joschie, der hinter ihm herlief, versuchte verzweifelt danach zu schnappen. Beide waren außer Atem. »Du … Du hast Besuch, Mama, … ein Herr Saturn … ist ...« Cora schaute auf ihre Uhr. ›Viel zu früh‹, dachte sie. »Ja, lass ihn bitte rein.«
       »Er müsste … eigentlich gleich hier oben sein«, keuchte er und rannte wieder mit Knochen und Joschie davon. Geschickt wichen sie dabei Magnus Saturn aus, der ihnen entgegenkam. Sie stellte jetzt erst fest, wie gut Magnus Saturn im gepflegten Zustand aussah. Er erinnerte sie an ihren Vater, auch diese Ähnlichkeit bemerkte sie erst jetzt. Cora hatte ihren Vater mit 15 Jahren, durch ein Krebsleiden, viel zu früh verloren. Magnus hatte genau wie er, blonde, kurze Haare und ein kantiges, männliches Gesicht. Magnus Teint war frisch, die leicht braune Haut ließ die dichten, hellblonden Augenbrauen besonders hervortreten. Seine sanften, braunen Augen machten auf Cora einen gutmütigen Eindruck. Er trug eine kreideweiße Stoffhose, ein weißes T-Shirt und darüber ein blaues, offenes Wollhemd, das locker wie eine Jacke über seine Hose fiel. »Sie sind zu früh hier, wir haben erst …«
       »Entschuldigung, soll ich wieder gehen?« Cora gab ihm lächelnd die Hand. Er duftete angenehm nach Obsession. »Nein, ich freue mich, dass Sie gekommen sind. Hallo.« Magnus erwiderte den Gruß und sah sich interessiert die vielen Bilder an. »Haben Sie die alle gemalt? «
       »Ja, schauen Sie sich ruhig alle an, wenn Sie möchten.«
       »Und ob ich will, ich habe mal angefangen, Kunst zu studieren …« Er ging von Bild zu Bild und betrachtete sie eingehend. Cora bemerkte, dass sein Interesse für ihre Kunst nicht gespielt war. »Warum haben Sie mit dem Studium aufgehört?«
       »Weil ich kein Talent habe … wo haben Sie studiert, Frau Lahn?«
       »Ich bin Autodidakt … möchten Sie was trinken, Herr Saturn?«
       »Gerne, wenn Sie Kaffee haben.«
       »Natürlich, ich setze welchen auf. Das kann ein wenig dauern, wenn Sie so lange fernsehen
    Möchten.«
       »Nein danke, ich werde mich in der Zeit mit Ihren Bildern beschäftigen.«
    Cora bereitete eine größere Menge Kaffee zu, während ihr Sohn vor der Zeitung saß und grinste.
       »Was grinst Du so dämlich?«, fragte sie.
       »Dein Freund sieht gut aus, Mama.«
       »Das ist nicht mein Freund, … das ist vielleicht ein neuer Mitarbeiter … er bewirbt sich.«
    Es klingelte an der Tür, Ingo wollte gerade aufstehen, aber Cora drückte ihn in seinen Stuhl zurück. »Bleib sitzen, das ist für mich. Sei bitte so nett und bring uns den Kaffee nach oben, wenn er fertig ist, ja?«
       »Klar doch,

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