Oracoli (German Edition)
Mama.«
Cora öffnete die Haustür und erstarrte vor Schreck. Vor ihr stand Sonja Zobiak. An der 40 jährigen Galeristin war alles dunkel, ihre pechschwarzen Haare waren nach hinten zu einem Knoten zusammengebunden. Sie trug einen schwarzen Anzug. Die weiße Krawatte ließ alles an ihr nur noch dunkler erscheinen. Die schwarz geschminkten, grünen Augen sahen sie nicht unfreundlich an, doch Cora trat automatisch einen Schritt zurück und begrüßte ihr Gegenüber mit einem giftigen Blick. Cora brachte in erstem Moment keinen Ton zustande, doch als sie sich einiger Maßen gefangen hatte, sagte sie im eiskalten Ton: »Ach, Frau Zobiak, mein Mann ist leider nicht zu Hause, er ist tot.« Sonja Zobiak lächelte. »Ihren Sarkasmus können Sie für sich behalten, liebe Frau Lahn. Ich bin hier, um die Rolex und die Cartier-Halskette, die ich Ihrem Mann geschenkt habe, abzuholen.« Cora stand da wie erstarrt, ihr blieb die Spucke weg. »Dann wollte ich Sie auch noch fragen, ob Sie nicht wieder eine Ausstellung bei mir in der Galerie machen möchten. Das war doch so …« Cora verschränkte die Arme vor ihre Brust und ging nun einen Schritt auf Sonja Zobiak zu. »Wenn Sie den Schmuck wiederhaben möchten, dann müssten Sie erst meinen Mann ausgraben.« Bevor sie fortfuhr, zeigte Cora ihr schönstes Lächeln. »Ich habe ihm die Uhr und die Kette mit in den Sarg gelegt. Ich dachte, das wäre auch in Ihrem Sinne gewesen, nicht wahr, Frau Zobiak?« Sonjas Gesicht verdunkelte sich. Sie wurde laut: »Sind Sie wahnsinnig? Wissen Sie eigentlich, was so was kostet? Sie können nicht verlieren, das ist Ihr Problem, meine Liebe. Mich hat Ihr Mann geliebt, nur mich! Hahaha!« Sonja drehte sich um und ging, gleichzeitig kam Schrauber. Als sie auf gleicher Höhe waren, ging sie grußlos an ihm vorbei, stieg in ihren weißen Porsche Carrera, knallte die Fahrertür hinter sich zu und fuhr mit Vollgas davon. Cora begrüßte Schrauber lächelnd. »Hab ich was verpasst? «, fragte Schrauber. »Nein, bestimmt nicht, Herr Schrauber. Herzlich Willkommen.«
»Nur Schrauber, bitte. Ohne Herr.«
Das Atelier war voller Rauch. Nachdem Cora den randvollen Aschenbecher geleert hatte, öffnete sie ein paar Fenster. Der rote Himmel war wunderschön, Cora hätte ihn gemalt, wenn sie alleine gewesen wäre. Daran war aber nicht zu denken, es würde dunkel sein, bis sie mit ihrem Plan einigermaßen fertig wären. Bisher drehten die drei sich nur im Kreis, sie berieten sich schon vier Stunden und es war nicht der Hauch eines Planes dabei herausgekommen. Sie ging zu den beiden zurück und stellte den Ascher auf den Tisch. »Möchten Sie noch Kaffee, meine Herren?«
»Nein danke, vier Tassen sind genug«, sagte Magnus. Schrauber kritzelte sich Notizen auf einem Zettel.
»Ich auch nicht, Frau Lahn … also, ich würde es mit einem U-Boot machen.«
»Ein U-Boot?«, fragten Cora und Magnus gleichzeitig. Cora setzte sich wieder zu ihnen und schaute gebannt zu Schrauber. »Natürlich kein richtiges großes, nein, ich meine ein kleines Modell-U-Boot, etwa so groß.« Schrauber breitete seine Arme ganz aus. Cora sah ihn skeptisch an. »Und wie soll das gehen? Und vor allem, wie teuer wird das werden?« Schrauber setzte seine Lesebrille auf und schaute auf den Zettel, auf dem er sich im Laufe des Abends Notizen gemacht hatte. »Also, wir brauchen ein Kilo TNT.«
Magnus sah ihn überrascht an. »Was soll das werden? Eine Bombe?« Schrauber machte mit seinen Händen eine beruhigende Geste und sah Magnus über seine Brille an. »Nein, ich brauche das TNT für ein Täuschungsmanöver und wahrscheinlich reichen dafür 100 Gramm, aber ich brauche die Menge für die vorherigen Tests.« Magnus lehnte sich zurück. Cora machte sich über die Finanzierung Gedanken. »Was brauchen Sie noch, Schrauber?« Schrauber sah auf seinem Blatt. »Zehn Quadratmeter Alu-Blech, drei starke Akkus, am besten die, die man auch in die guten Laptops einsetzt … Schiffsschrauben und Motor … einen kleinen Kompressor für die Pressluft … die restlichen Sachen dürften in meiner Werkstatt zu finden sein. Das macht …« Schrauber zählte zusammen und schaute Cora an. »Mit 8.000 müssten wir hinkommen.« Cora sah resigniert auf die Tischplatte. »So viel habe ich nicht.« Schrauber überlegte. »Ich kriege höchstens 900 Euro zusammen, Frau Lahn.« Magnus steckte sich eine Zigarette an. »Wenn ich ein paar Spielschulden eintreibe, bekäme ich
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