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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Maskenbildnerin damals, sie waren gut befreundet.«
    »Ja, ich kenne sie. Die war mal da, als Emil gerade ein Jahr alt war.«
    »Und daneben steht ihre Adresse in Forlì. Ich hoffe, sie wohnt da immer noch. Sie spricht ja gut Deutsch.«
    »Sie ist Deutsche, Georg, sie hat nur einen Italiener geheiratet.«
    »Ach so, umso besser! Und gleich darunter ihr damaliger Assistent, Jannis, einer der wenigen nicht schwulen Maskenbildner, die ich kenne. Der wohnte zu dem Zeitpunkt in München, vielleicht heute ja auch noch. Den sollte ich gleich mal anrufen!«
    Eva runzelte die Stirn. Der Name Jannis zog mit einem Hauch von schlechtem Gewissen durch ihr Gehirn. Sie war nicht nett zu ihm gewesen, das heißt, sie war zunächst sehr nett zu ihm gewesen. Vorspiegelung falscher Tatsachen. Sie war nicht frei gewesen. Die letzten zehn Jahre nicht. Elf Jahre.
    »Ach Mensch!« Georg schlug sich an den Kopf. »Du kennst ihn doch auch, er war doch auf unserer Hochzeit, am Trullo!«
    Am Trullo, genau, an unserem Trullo, dachte Eva, auch eins dieser Dinge, die ich unbedingt loswerden muss!
    Milena hatte von dem Geld, das sie in den drei Jahren bei der Serie »Julia« verdient hatte, in Apulien einen Hektar Land erworben. Begeistert hatte sie von ihrem Grundstück erzählt, von den alten Olivenbäumen und lustig aussehenden Trulli darauf. Das seien runde Häuschen ohne Fenster, die sie sich wie Stein-Iglus mit aufgesetzten Zwergenmützen vorstellen müsse. Gleich drei Stück besitze sie nun, drei Trulli, dicht beieinanderstehend, für 60 000 Mark, inklusive vierzig Olivenbäumen.
    Trulli mit Mützen? Milena hatte da bestimmt etwas falsch verstanden. Sie sprach nicht so gut Italienisch, und das Wort Trulli, oder die Einzahl Trullo, hatte Eva noch nie gehört. Nach einem Blick auf die Landkarte von Apulien musste sie ihre Skepsis jedoch ablegen, die Gegend hieß tatsächlich Paese dei trulli , Land der Trulli, und lag mitten im Nichts!
    Sie war mit Milena nach Bari geflogen, hatte ein Auto gemietet und so diplomatisch wie möglich versucht, ihre Schwester zu überreden, das Geschäft rückgängig zu machen. Eine von uns muss mal wieder die Vernünftige sein, hatte sie gedacht.
    Der November war in ganz Apulien feuchtkalt, selbst in den Restaurants war es ungemütlich. Eva und Milena machten es den anderen Gästen nach und zogen ihre dicken Jacken bei dem Treffen mit Bauunternehmer Mimmo gar nicht erst aus. Sie hatten zusammen gegessen und waren dann aus Ostuni heraus zum Grundstück gefahren, waren minutenlang über vom Regen ausgewaschene Wege geholpert, deren gröbste Löcher jemand mit Steinen aufgefüllt hatte.
    Bruchstücke einer eingefallenen Mauer schirmten das Gelände zu einer Seite notdürftig ab, zwei Torpfeiler standen wie vergessene Wächter am Anfang einer von Gräsern überwucherten Auffahrt. Vom Tor selbst war nichts mehr zu sehen, nur eine rostige Kette spannte sich zwischen den Pfeilern. Unter den Bäumen wuchs nichts, die rote Erde war glatt gestampft und nass, sie blieb in dicken lehmigen Brocken an Evas teuren grauen Wildlederschuhen hängen, um sie für immer zu verfärben. Die Trulli standen zwanzig Meter vom Weg entfernt wie drei versteinerte Zwergenmützen verloren auf einem Felsplateau, einzelne Steine waren aus den Kuppeln herausgebröckelt und lagen auf dem unebenen Boden.
    Milena schwenkte entzückt einen alten Reisigbesen, der vor einer der Ruinen gelegen hatte. »Das gehört alles uns! Und die Oliven an den Bäumen auch! Die tragen richtig gut, wir werden unser eigenes Öl machen!«
    »Wir? Du hast also immer noch vor, das durchzuziehen, Milli? Ich werde hier keinen Pfennig investieren. In diesen Iglus ohne Fenster gibt’s noch nicht mal Türen zum Zumachen! Dafür prima Feigenbäume, die aus den Mauern wachsen …«
    »Ja, aber warte doch erst mal ab, was Mimmo daraus macht! Natürlich werden wir Türen haben. Die beiden hier, die so eng beieinanderstehen und sich so ähnlich sehen wie Zwillinge, sind für unsere Gäste. An den größeren dort drüben könnte man mit wenig Aufwand ein richtiges Haus anbauen, ganz einfach, vier Wände, große Türen und Fenster …«
    »Die Renovierung wird dich das Doppelte von dem kosten, was dieser selbst ernannte Bauunternehmer Mimmo behauptet«, prophezeite Eva, während Mimmo trotz der winterlichen Temperaturen mit offenem Hemd, Goldkette und einem kalten Zigarrenstumpen zwischen den Zähnen wie seine eigene Karikatur über die rote Erde stapfte. Er zeigte stolz auf die

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