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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Männer.«
    Eva rollte mit den Augen. »Ich ruf ihn ganz bestimmt nicht an. Ruf du Jannis doch an, wenn die Nummer überhaupt noch stimmt! Er wird dir sicher bereitwillig Auskunft geben, mit wem Milena wann und wo geschlafen hat.«
    Georg rieb sich über die Stirn und malte sich dabei mit dem Kugelschreiber einen Strich auf die Haut. Eva bemerkte es, sagte aber nichts. »Ich war lange genug selbst beim Film«, sagte er. »Das Maskenmobil ist ein zuverlässiger Umschlagplatz für Informationen. Maskenbildner wis sen alles. Nur sie, und vielleicht noch die Kostümleute, kom men so nah an die Schauspieler heran.«
    Eva zwirbelte an ihrem Zopf herum. Er verlangte also von ihr, dass sie ein Telefonat mit ihrem schlechten Gewissen führte.
    »Ich habe mir das so gedacht: Nächste Woche fangen die Sommerferien an. Ich bringe Emil mit meiner Mutter für zehn Tage zu ihrem Bruder nach München, und von da aus geht’s dann los. Erst Jannis und dann weiter. Und du kommst mit …« Eva schüttelte heftig den Kopf, doch Georg fuhr unbeirrt fort: »… weil du Italienisch kannst, weil sie deine Schwester war, weil du mir helfen willst und weil das alles ohne dich nicht geht!«
    Eva zog die Schultern nach oben in Richtung Ohren und ließ sie dann tief hinuntersacken. Entspann dich, flüsterte eine Stimme in ihr Ohr, eine Reise mit Georg! Eine Woche, nur mit ihm, vielleicht sogar zehn Tage! Verschiedene Städte, Hotels, Restaurants. Immer auf Tuchfühlung, warum nicht auch in einem Doppelzimmer?
    Mein Gott, du hast diese On-off-Geschichte seit fünf Wochen beendet. Erinnere dich! Du kannst doch jetzt nicht mit ihm auf die Suche nach irgendeinem italienischen Beleuchter-Massimo oder -Giovanni gehen, den ihr sowieso nie finden werdet.
    »Ich habe keinen Urlaub beantragt und werde so schnell auch keinen kriegen! Kann gut sein, dass wir wie letzte Woche plötzlich drei Fälle mit höchster Priorität haben.«
    »Ja und? Dann bist du eben nicht da!«
    Eva seufzte, doch sie fühlte bereits, wie ihr Widerstand bröckelte. Die Sandburg. Kaum mehr sichtbar. »Wie stellst du dir das vor?«
    »Versuch es wenigstens. Bitte! Für mich!«
    Eva atmete tief ein und aus, um einen neuen Schutzwall um sich zu bauen und Zeit zu gewinnen.
    »Eva! Wir werden durch Italien reisen, die Namen auf der Stabliste einen nach dem anderen abstreichen, Zahnbürsten, Haare und was weiß ich noch für DNA-Proben sammeln, und wenn wir uns am Ende bei keinem der Kandidaten sicher sind, kannst du sie in deinem Labor überprüfen.«
    »Wie stellst du dir das vor, Georg? ›Zahnbürsten, Haare und was weiß ich‹ ist total illegal. Außerdem geht das bei uns nicht, jede Probe bekommt einen Barcode, ist einem Fall zugeordnet, wird im strengen Vier-Augen-Prinzip in das System eingepflegt. Da kann ich nicht unbemerkt irgendwelche italienischen Zahnbürsten oder Zigarettenkippen einschmuggeln. Das ist Polizeiarbeit. No chance! « Und auch keine Chance mehr für dich! Doch da nahm er schon wieder ihre Hände. »Eva!«
    Okay, diesmal wusste sie wenigstens, was er nicht sagen würde. »Nach Milenas Tod ist das das Furchtbarste, was mir je im Leben passiert ist.«
    Ich weiß, dachte sie und drückte unwillkürlich seine Finger. Und guck mich nicht so traurig an, das ertrage ich nicht!

 
    4
    »Das soll alles noch mit!?«
    Eva beobachtete Georg vor dem geöffneten Kofferraum seines Autos. »Meine Mutter hat noch nie verstanden, wie man für eine Reise packt. Wozu braucht sie zwei von diesen komischen Beautycases, die schwere Reisetasche hier und dann noch diese drei Tüten?!« Er stemmte kurz die Hände in die Hüften und begann alles wieder aus dem Kofferraum hervorzuzerren, um es dann erneut einzuladen.
    Eva schenkte André einen fragenden Blick, der zuckte nur mit den Schultern. Als schwuler Mann war er zu einigem zu gebrauchen, das Beladen eines Pkw gehörte allerdings nicht unbedingt dazu. Eva verkniff sich ein: Kann ich dir helfen?, und reichte Georg wortlos Reisetaschen, Koffer und die drei ausgebeulten, ehemals schicken Boutique Tüten an, in die seine Mutter Helga in letzter Minute noch alles Mögliche hineingestopft hatte. Aus der einen ragte ein Strohhut heraus, aus einer anderen baumelte ein Stecker, vermutlich von einem Föhn.
    »Helga?«, rief Georg in die Richtung der geöffneten Haustür. »Ihr bleibt zehn Tage bei Onkel Kurt! Nicht zehn Wochen!«
    Zu Eva sagte er: »Da könnte ich mich genauso gut bei Theo und Sandy beschweren. Hätte denselben Effekt.

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