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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Nebenstelle 41. Brockfeldt.
    Er meldete sich mit einem knappen Ja?, als ob er im Moment mit etwas Wichtigem beschäftigt wäre, in ein Brötchen beißen oder so.
    »Eine Gutenachtgeschichte gegen einen Gefallen, Michael!« Ihn zu duzen war gefährlich, er würde ihr ab sofort wie ein herrenloses Hündchen nachlaufen. Dennoch wollte sie die Sache mit dem Ticket an den U-Bahn-Stationen unbedingt versuchen, es war eine winzige Chance, und wozu gab es Hundeheime?
    »Die Frau Jakobi, ja guten Morgen, immer noch in bella Italia? «
    »Ja.« Sie seufzte, sah ihn vor sich, mit Käsebrötchen und kariertem Hemd hinter seinen Computer geklemmt. Fröhlicher Single, aber es geht mir gut damit … Zwanzig Kilo Übergewicht, Bürstenhaarschnitt, der Mann war ein einziges Klischee, eine schlampig entwickelte Figur aus einem Fernsehkrimi.
    »Was muss ich tun? Ich werde nichts unversucht lassen!« Er lachte, und Eva wusste, wie prall seine Hamsterbacken in diesem Moment aussahen.
    »Michael!« Jeder hörte gern seinen Namen, man konnte ihn gar nicht oft genug sagen, wenn man sich bei jemandem einschmeicheln wollte. »Du bist doch an dem Heuhaufenfall.«
    »Unter anderem, ja.«
    »Der Ehemann von Nina K., der ist doch ziemlich groß und kräftig, hat der eigentlich mal Sport getrieben?«
    »Ich denke, irgendwas hat der bestimmt gemacht, aber Eva, mit dem sind wir durch, da ist nichts.« Er hatte das Du sofort aufgenommen und zurückgegeben, ritzte sich wahrscheinlich, während sie sprachen, bereits ein großes EVA in seine Schreibtischunterlage.
    »Kannst du das trotzdem noch mal nachschauen?«
    »Wo bist du denn überhaupt?«
    »In Apulien, ich stehe hier unter einem hundertjährigen Olivenbaum.«
    »Du stehst in bella Italia unter einem Olivenbaum und rufst mich an …?«
    »Ja, aber leider habe ich nicht viel Zeit, ich muss gleich weg! Ich wollte dich nur bitten, das in der Akte zu überprüfen.«
    »Okay, Signorina , wird gemacht. Nach was suchen wir denn?«
    »Nach einer Ballsportart, Basketball, Handball.«
    »Die Wege der Black Widow sind unergründlich, doch sie führten schon so manches Mal ans Ziel!«
    »Genau! Schön gesagt.« Sie erzählte ihm in wenigen Worten von der Idee, das Ticket auf dem Sims des Automaten an der Haltestelle Wandsbek-Gartenstadt zu suchen. Oder auf der kleinen, mit Nägeln gegen die Tauben gespickten Rampe an der Habichtstraße, wo der vermeintliche Täter eventuell auch ausgestiegen sein könnte.
    Brockfeldt notierte, Brockfeldt verstand, kein Ja-Aber, kein Warum. Eva hörte sein Gehirn förmlich weitere Verknüpfungen spinnen.
    »Schick mir eine SMS, wenn du was weißt.«
    »Mache ich. Aber die Gutenachtgeschichte ist verspro chen? Mit oder ohne anschließende Übernachtung?« Er lachte schnappend, offenbar bestürzt über seinen Mut.
    »Das sehen wir dann!« Eva grinste, sie hörte sich an wie Georg, der Emil vertröstete. »Ciao ciao!«
    Als sie wieder am Trullo eintraf, kam Tommasos Sohn mit einem klapprigen Fiat Panda vorgefahren, aus dem er einen Hochdruckreiniger, Schläuche, Schippe, Eimer, Alu leiter und Gummistiefel holte und hinter den großen Trullo schleppte.
    Er pumpte das restliche Wasser aus der Zisterne, die dort in den felsigen Boden eingelassen war, und stieg dann, nur noch mit Jeans und Gummistiefeln bekleidet, durch die Einstiegsluke hinunter. Emil lag auf dem Bauch vor der Öffnung und schaute zu, wie der junge Mann den Dreck vom Boden kratzte und in den Eimer schüttete, dann mit dem Hochdruckgerät die Wände und den Boden abspritzte.
    Als Georg das sah, scheuchte er ihn weg. »Das ist richtig fieser Dreck, Emil, komm doch lieber mit zum Einkaufen in den Supermarkt!« Doch Emil hatte keine Lust.
    Also fuhr Georg gemeinsam mit der immer noch schweig samen Helga los. Umso besser, dachte Eva, stumme Büßerin hin oder her, wer weiß, was der nackte, dreckverschmierte, aber doch sehr muskulöse Oberkörper des jungen Mannes in ihr ausgelöst hätte.
    Keiner von ihnen hatte noch einmal das Hotel erwähnt. Nach Emils Ausbruch und der Nacht unter Sternen war klar gewesen, dass sie bleiben würden.
    Kinder, dachte Eva, sie zwingen dich zum Handeln, da ist für müde Ausreden einfach kein Platz mehr. Dich selbst kannst du betrügen, Kinder nicht. Sie explodieren. Oder werden krank. Wie gut, dass Emil sich für den Tränenausbruch entschieden hat!
    Sie schaute die Kisten weiter durch und füllte die erste Waschmaschinenladung. Sobald es wieder frisches Wasser gab, musste sie nur auf

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