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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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durch ihre Kehle, dass sie husten musste.
    »Ich war heute mit Helga an der Stelle.« Er musste nicht sagen, wo, er musste auch nicht den abgenutzten Begriff des Mauer-Falls gebrauchen. »Du wirst es nicht glauben: Sie hat sich entschuldigt. Und nicht nur einfach so im Nebensatz. Nein. Sie hat mir eine richtige Entschuldigungsrede gehalten. Ich war ganz gerührt.« Er nahm hastig einen weiteren Schluck Bier. »Morgen legen wir einen absoluten Gammeltag ein, abgemacht? Keine Recherche, keine Putativväter, keine DNA-Proben.«
    Sie schaute Georg fragend an: »Nicht dein Ernst, oder?«
    »Doch. Wir sollten nur gleich morgen früh die Makler beauftragen. Der Verkauf wird dann anstrengend genug, da werden wir noch ein-, zweimal runterfliegen müssen.«
    Eva bemerkte einen großen Fernsehbildschirm über dem Pizzaofen, auf dem ein Fußballspiel lief. Dorthin starrten die Kellner also.
    »Jetzt bieten wir das Grundstück erst einmal an und hören, was wir dafür bekommen können. Außerdem ist Elio sowieso nicht greifbar.« Georg zupfte an seinen Haaren her um, die ihm etwas zu lang in die Stirn hingen. »Hätte ich doch die orecchiette mit cime di rapa nehmen sollen?«
    »Wieso?«
    »Na, weil das typisch für hier ist.«
    »Du magst cime di rapa nicht, das ist dieses bittere grüne Zeug, wegen dem du, als du es das erste Mal bestellt hast, die Küche verklagen wolltest.«
    »Gut, dass du mein externes Gedächtnis bist, Eva. Meine externe Festplatte. Vielen Dank!«
    Ich würde gern viel mehr für dich sein, aber da musst du selbst draufkommen, dachte Eva, drei Tage hast du noch.
    In Ostuni bummelten sie über die Piazza della Libertà. Der heilige Oronzo wachte wie schon seit Jahrhunderten oben auf seiner Säule über die Stadt, das Licht der zahlreichen Lampen wurde von dem gelben Sandstein der alten Gebäude weich zurückgeworfen. Der Weg zur Kathedrale war gedrängt voll, ausländische und italienische Touristen schoben sich aneinander vorbei.
    Einige neue Läden waren hinzugekommen, jeder kleine Verschlag war nun geöffnet und bot Bikinis, furchtbar bunte Tonpfeifen, Tücher oder Olivenöl an.
    In einer von Georg als hygienisch unbedenklich eingestuf ten Eisdiele kauften sich Eva und Emil ein Eis.
    »Zitroneneis, das war auch Milenas absolute Lieblingssorte!« Sie gingen bis zur Kathedrale, vor deren angeleuch tetem Portal die Touristen zwischen den engen Mauern unruhig hin und her wogten wie eine Horde verängstigter Schafe. Dann schlenderten sie weiter, bogen rechts in eine Gasse ab, die sich zwischen den Hauswänden gerade so durchzuquetschen schien, und standen kurz darauf oberhalb der Stadtmauer. Tagsüber konnte man über die Olivenhaine bis zum Meer hinuntersehen, doch in diesem Moment er streckte sich nichts als die dunkle Ebene vor ihnen, nur unterbrochen von den dünnen Lichterketten der Landstraßen.
    »Guck mal, da oben!« Georg reckte den Arm in die Luft. Als Emil hochschaute, leckte Georg schnell an dem Eis, das er in der Hand hielt.
    »Papa!«, rief Emil empört. »Das machst du immer!«
    »Und du fällst immer wieder drauf rein!« Sie gingen durch die weißen Gassen der Stadt, hier, hinter der Kathedrale, waren sie besonders eng, verwinkelt und manchmal mit Steinbögen miteinander verbunden. Man sah kleine Fenster mit Kakteentöpfen davor, hohe Stufen vor schmalen Türen, verwinkelte Treppen, durch viele Füße glänzend gelaufene Steine. Helga hatte Mühe, mit ihren hohen Hacken nicht ins Rutschen zu kommen.
    »Guck mal, da oben«, sagte Georg leise zu Eva.
    »Ha, darauf falle ich nicht rein!«, sagte sie und verbarg den kleinen Restkegel ihrer Eiswaffel hinter dem Rücken.
    »Nein, der Zettel dort!«
    Ostuni Exclusive stand auf einem DIN-A4-Blatt, das jemand in drei Meter Höhe an eine weiße Hauswand geklebt hatte. B&B Mamma Isa , darunter eine Telefonnummer. Eva lachte auf. »Nur weil es Mamma Isa heißt, muss es noch lange nicht das Geschenk von Elio an seine Mutter sein.«
    »Ich habe nachgeschaut, ein B&B namens Rubinio gibt es in Ostuni tatsächlich nicht. Dafür gibt es den Namen fünfzehnmal im Telefonbuch, die könnte man natürlich nach und nach abklappern.«
    »Ich glaube kaum, dass ein bekannter Filmstar wie Elio auf diese Weise Werbung für das Bed&Breakfast-Gewerbe seiner Mutter macht.«
    »Oder gerade so. Wenn alle Welt weiß, dass er der berühmte Sohn ist, rennen sie ihr doch die Bude ein, und es würde ihr vermutlich zu viel. Was ist? Was guckst du mich so an?«
    »Du willst da

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