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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Untergrund für ein rustikales Landhausfoto mit Wein oder Brot. Und man kann bis nach Ostuni rüber schauen!«
    »Ich weiß!«, sagte sie, ohne zu überlegen.
    »Warst du mit Jannis hier?«
    Mist, woher wusste er das? Oder hatte er nur geraten? Besser nicht antworten. Als er wieder herunterkam, zog er sie ohne ein Wort in den Schatten eines Feigenbaums und küsste sie. Was soll das?, wollte sie fragen, doch dann ließ sie sich in den Kuss fallen wie in ein weiches Kissen. Er drückte sie an sich und atmete schwer, sie ließ ihre Hände an seinem Rücken auf und ab gleiten, spürte die Muskeln rechts und links der Wirbelsäule und konnte einen Hauch von seinem köstlichen »Athos« an ihm erschnuppern. Dieser Duft gehörte unwiderruflich zu ihm. Wenn Eva ihn an jemand anders roch, war das für sie wie Betrug. Nach einer Weile hörte er abrupt auf, und ohne einander zu berühren, gingen sie den Weg wieder zurück.
    Am Nachmittag kam Antonello Greco vorgefahren, ein junges Bürschchen mit hochgegelten Haaren, einem rosa Hemd und silber glänzender Anzughose. Er überreichte ihnen eine Visitenkarte und gab ihnen eine Vorstellung des Maklerberufs. Er redete. Er redete und kommentierte alles, was er sah. Doch was er sah, gefiel ihm nicht. Hinter seiner Stirn schien er bei jedem neuen Anblick Summen zu addieren, er schüttelte den Kopf, als er in die Trulli schaute, rümpfte die Nase, als er die immer noch feuchte Stelle unter dem Bett in UNO bemerkte, fragte: »Nur ein Schlafzimmer? Nur ein bagno? «, als er im Haus stand, bedachte den Trichter mit einem scheelen Blick, notierte die Anzahl der Olivenbäume mit einem Schulterzucken.
    »Schmeiß den Idioten raus«, sagte Georg laut, »was passt ihm denn an unserem Trullo nicht?«
    »Er will den Preis natürlich drücken«, sagte Helga, die wie ein weiteres Stück Inventar auf der Liege lag und in einer fünf Jahre alten Gala blätterte.
    »Er bekommt doch einen festen Prozentsatz vom Preis, also umso mehr, je teurer er’s verkauft.«
    »Aber wenn es billig ist, wird er es schneller los. Die Schaufenster von diesen Büros hängen voll – so viel, wie hier angeboten wird, können die gar nicht verkaufen!«
    Das Angebot, das Antonello Greco schließlich nach einem Tippen in seinen Taschenrechner unter ständigem Kopfschütteln machte, war niedrig. Sehr niedrig. Ein verbindli ches Angebot könne er ihnen natürlich erst nach eingehender Prüfung machen, dann würden sie in die Agentur aufgenommen. Das koste aber etwas. Nicht viel, nur hundertfünfzig Euro. Okay, okay. Georg winkte ab.
    »Wir denken darüber nach und melden uns!« Eva führte ihn zu seinem Auto vor das Tor, neben dem immer noch die Mardermatratze lehnte und das Sofa vor sich hin miefte.
    »Und das da geht natürlich auch nicht, wenn Kunden kommen«, sagte er.
    »Doch, du kleiner Hosenscheißer, das da geht sogar sehr gut!«, antwortete sie auf Deutsch.
    »Zweihunderttausend nur?«, sagte sie erschöpft, als Signor Greco endlich in einer Staubwolke verschwunden war und sie wieder ins Haus trat. »Hat der sie nicht mehr alle?«
    »Hoffentlich kommt der Zweite nicht auch noch heute!« Georg zog das Hemd wieder aus, das er sich für Antonello Greco übergeworfen hatte, und rieb sich über seinen flachen Bauch.
    Eva wandte den Blick ab, in ihrem Magen flatterte es, wenn sie ihn anschaute, und gleichzeitig schien sich ein fester Knoten darin zu bilden. Warum merkte man ihm jetzt wieder nichts an? Er hatte sie geküsst, leidenschaftlich, wie in einem Film, als ob sein Leben davon abhinge.
    Der zweite Makler erschien nicht, und auch Tonio ließ sich mit seiner knatternden zappa nicht sehen und hören.
    »Hierbleiben oder an den Strand fahren?«, fragte Georg gegen fünf in die Runde.
    Emil schüttelte den Kopf und warf seine nassen Haare zurück. »Hierbleiben! Ich glaube, ich habe gerade eine Katze gesehen, so eine kleine magere. Kann die was von dem Fisch bekommen?«
    Auch Helga und Eva wollten nicht an den Strand.
    »Zu viel Sand«, sagte Helga.
    Ist gerade so gemütlich und friedlich hier, dachte Eva.
    Georg brachte die rötlich schillernden Fische aus dem Kühl schrank, wusch sie in der Außenküche, legte sie auf ein großes Schneidebrett und stopfte ihnen Zitronenviertel und Basili kum in die leeren Bauchhöhlen. Dann holte er seine Kamera. »So frisch bekomme ich euch in Hamburg selbst vom Fisch markt nicht vor die Linse. Sorry, Freunde.« Suchend ging er dann mit dem Brett umher, legte es schließlich vor sich

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