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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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hast du getrunken, Helga?«, brüllte er zurück.
    »Ist das wichtig?«
    »Ich will es nicht hören, was immer du mir auch erzählen willst. Deine Wahrheit hat meistens mit der Realität nichts zu tun. Nicht das Geringste!«
    »Aber ich könnte dir eine hübsche Geschichte erzählen, sogar Milena kommt darin vor. Wo wir doch die ganze Reise schon auf ihren Spuren wandeln!« Helgas Stimme war alles andere als schwach, sie hörten Georg durch das hohe Unkraut wieder näher stapfen.
    »Danach kannst du ja entscheiden, was du davon glauben möchtest«, sagte Helga gleichmütig.
    Georg stand nun wieder in Sichtweite. »Ich habe dich nicht darum gebeten mitzukommen.«
    Aber Helga kannte kein Halten mehr: »Am Abend der Hochzeitsparty, bevor ich anfing Mojitos zu trinken und das Unglück seinen Lauf nahm, und es tut mir leid, leid, leid! Ganz ehrlich!« Sie verbeugte sich in Georgs Richtung. »Da stand ich mit Milena ein paar Minütchen auf dem Trullo, weil sie mir unbedingt die untergehende Sonne zeigen wollte. So, ja genauso wie heute!«
    Eva schaute zu Georg, der mit verschränkten Armen immer noch im Schutz eines Olivenbaums stand.
    »Ich habe statt der Sonne ihren Fünfmonatsbauch ange sehen, und auf einmal war ich so glücklich, ich habe mich so gefreut für sie, für euch, das musst du mir einfach mal glau ben! Und irgendwie kamen dann die Worte aus mir heraus.«
    Georg sog scharf die Luft ein. »Die da waren?«
    »Äääh, so ungefähr, dass es wirklich ein schönes Gefühl sein müsse, wenn man wisse, wer der Vater seines Kindes sei und ihn auch liebe!«
    »Bitte?! Ach du Scheiße!« Er hielt den Kopf gesenkt und starrte auf den Boden. Ein Gefangener, dem sein Urteil verkündet wird.
    »Ja, so ähnlich hat Milena auch reagiert. Ich hatte nicht so ein Glück, sagte ich zu ihr, ich habe meinem Sohn allerdings nie erzählt, dass ich es nicht weiß.«
    »Wie, was war denn mit Henry?!«, fragte Georg, doch Helga schien ihn nicht zu hören.
    »Habe mit beiden geschlafen, einer hatte Geld, der andere nicht. Was meinst du, welchem von beiden ich dann gesagt habe, du wirst Vater …«
    »Nein«, sagte Georg tonlos, er ging auf Helga zu, ließ sie nicht mehr aus den Augen.
    »Milena wurde ganz still. Und wem sah er bei der Geburt ähnlich?, fragte sie mich dann. Ha! Gott sei Dank meinem Vater, habe ich gesagt. Heribert Wassermann. Und ein bisschen auch dem, den ich liebte! Und das war nicht der mit dem Geld, wie du dir denken kannst, bei meinem Glück … Aber der hat ihm später immerhin die paar Tausend vererbt.«
    Georg nickte, der Ausdruck auf seinem Gesicht eine einzige Qual.
    »Milena war geschockt, ihre Augen wurden noch größer, sie beschwor mich regelrecht: Du darfst ihm das nie sagen! Das bringt ihn nur durcheinander, und ich werde es ihm auch nicht verraten, Ehrenwort!«
    »Also noch mal!«, ging Georg dazwischen, er stand jetzt wieder am Tisch und stützte seine beiden Hände darauf. »Du wusstest es nicht? Ich denke, die Frauen wissen es immer. Einer hatte Geld, der andere nicht!?« Er stieß ein gepeinigtes Lachen aus. »Ich hatte keinen Vater, mein ganzes Leben lang nicht, dann am Ende war plötzlich einer da, der mich nicht kannte, mir aber einen großen Batzen Geld schenkte, bevor er äußerst unschön an Krebs starb. Danke, Henry, ich fand das immer eine klasse Geste von dir!« Er schaute kurz nach oben in den dunklen Himmel. »Und nun diese Eröffnung!« Er lachte wieder, aber diesmal klang es gehässig. »Hätte ich mir bei dieser Mutter eigentlich denken können.«
    »Milena wollte nicht, dass ich es dir sage. So war deine Frau, sie hat dich geliebt und versucht, dich zu schützen. Immer!«
    »Ja, das habe ich gemerkt! Jetzt erzähl endlich, was du noch weißt, Helga!«, rief Georg. »Auf irgendetwas willst du doch hinaus. Milena ist tot, wir sind nicht zufällig hier!« Er verstummte, als Emil plötzlich in der Tür erschien.
    »Ihr trinkt Wein!«, sagte er verächtlich.
    Ja, und deine Tante ist schon wieder betrunken, dachte Eva. Deine echte Tante, das einzig Echte, was du hier an Familie im Moment noch hast.
    »Kann einer mitgucken, ich bin so alleine da drin! Oma, du? Du kannst dich aufs Bett legen und bei dem Film bestimmt gut einschlafen.«
    »Deine Oma kommt gleich, Emil! Bin in zehn Minuten da.«
    »Okay! Soll ich den Film stoppen?«
    »Nein, Schätzchen, du erzählst mir dann einfach, was bisher passiert ist.«
    Er hüpfte zurück durch die Küche, sie warteten, bis die Tür hinter ihm

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