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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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schön!« Ihr Lachen ging in Weinen über.
    Jannis seufzte: »Anna!«
    »Was denn? Darf ich etwa nicht heulen, wenn ich meine Freunde wiedersehe?«
    »Doch, darüber darfst du heulen!«
    Emil starrte Anna und ihren Bauch gebannt an. Helga setzte sich mit gefalteten Händen auf das Sofa an der Wand, auf dem Anna offensichtlich kurz zuvor noch gelegen hatte. Eine Baumwolldecke, zerknüllte Taschentücher und mehrere Gläser, Tassen und Teller zeugten davon. Eva sah, dass Helga sich argwöhnisch umschaute, als ob sie der modernen Inszenierung eines Theaterstücks beiwohnen müsse und sich fragte, wann sie unbemerkt den Saal verlassen könnte.
    »Emilio, amore mio , du Süßer, komm her und gib der Tante Anna einen Kuss!«, rief Anna plötzlich. Emil verschränkte die Hände hinter dem Rücken und wand sich peinlich berührt.
    »Ah, nein, unsere deutschen Kinder machen das ja nicht, habe ich schon vergessen. Keine Angst, lassen wir das mit dem Küssen, aber ich habe etwas für dich!«
    Anna lachte, sie reichte Emil ein kleines Büchlein vom Couchtisch und ließ sich ächzend auf dem Sofa neben Helga nieder. »Als ich gestern hörte, dass ihr mich besuchen kommt, habe ich das für dich rausgesucht. Heute fotografieren wir ja alles digital, aber vor zehn, zwölf Jahren gab es noch die guten alten Polaroids.« Emil setzte sich zwischen Anna und Helga und blätterte. In den einzelnen Hüllen des Plastikbüchleins steckten leicht grünstichige Fotos mit weißem Rand. Milena. Da war sie. Mit geklebter Glatze, mit abstehenden roten Haaren wie Pumuckl, mit weißer Perücke als Marie Antoinette.
    »Krass!« Emil war begeistert. »Das ist alles Mama!?«
    »Na klar! Hier mit der Glatze, das war für ›Das Ende der Wahrheit‹.«
    »Der Gefängnisfilm«, sagte Georg. Seine Stimme war belegt.
    »Ja, den haben wir ’99 in der Schweiz gedreht, das war hart, ihr erster richtiger Fernsehfilm nach der Serie, aber sie war großartig und immer ganz geduldig in der Maske, hat sich nie beschwert, manchmal ist sie sogar eingeschlafen, wenn ich zwei, drei Stunden an ihr herumgepinselt und -geklebt habe.« Emil ging mit seinem Gesicht nah an das Foto heran.
    »Denn es war sehr anstrengend! Bei uns im Maskenmobil war es ja noch muckelig warm, am Set dafür umso kälter!«, fuhr Anna fort. »In dem alten Gefängnistrakt konnte man nicht heizen. Die Garderobieren hantierten mit Einlegesohlen aus Fell und diesen Wärmekissen für die Hosentaschen, doch nach der ersten Woche waren alle, auch das Team, krank. Nur Milena nicht. Die trank morgens und abends immer Sanddornsaft.«
    »Echt?« Emil grinste. »Den dicken orangen Saft in diesen braunen Flaschen? In den man Wasser reintut? Ah, den kenne ich, den musste ich auch immer trinken.«
    »Und du bist sicher auch nicht krank geworden!«
    »Bin ich krank geworden, Papa?« Emil drehte sein Gesicht zu Georg.
    »Nein. Na ja, nicht oft!«
    »Guckt mal, das hier!«
    Milena zeigte ihren Betrachtern ihre rote Schulter, auf der Sonnenbrandblasen zu sehen waren. Ihr Oberkörper war nackt, sie verschränkte ihre Arme davor. Dennoch verbirgst du weniger von deinem Busen als machbar gewesen wäre, dachte Eva.
    Milenas Augen schauten sie von unten direkt an, die Lippen waren geschlossen, ihr Lächeln verheißungsvoll. Eva seufzte. Warum hatte sie nicht auch so einen tollen Mund wie ihre Schwester abbekommen?
    »Da sieht ihr Gesicht aber schön aus!«
    »Ja, das finde ich auch, Emil.«
    »Hattest du Mama auf diesem Foto auch im Gesicht geschminkt?«
    Anna nickte. »Sie sah aber auch ohne Schminke schön aus, kam nie ungewaschen in die Maske. Weißt du, manchen Schauspielern muss man ja noch den Schlaf aus den Augenwinkeln kratzen, wenn sie da auf deinem Stuhl sitzen, die schaffen es nicht mal, sich vorher zu waschen.«
    »Hat sie sich auch immer die Zähne geputzt?« Er warf seine Haare zurück.
    »Milena? Immer! Sie hatte ja aber auch so schöne Zähne …«
    Anna fing an zu schniefen. »Er sieht ihr so ähnlich, ich fasse es nicht!«
    »Anna!«, sagte Jannis ruhig.
    »Die kannst du mitnehmen, Emil, ich schenke sie dir!« Anna beugte sich vor und schluchzte in ihre Hände. »Ich heule schon seit drei Wochen. Vorgestern, als Jannis kam, hörte es auf, aber heute ist es wieder da …« Jannis reichte ihr die Taschentuchbox, die auf dem Tischchen vor dem Sofa stand.
    »Ich sitze hier seit zwei Monaten, unser neues Haus ist nicht fertig, obwohl Davide es mir versprochen hat. Also wohnen wir immer noch bei meiner

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