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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Schwiegermutter. Laura. Die schreckliche Laura. Die fürsorgliche Laura. Der typisch italienische Horror. Davide ist den ganzen Tag weg und nach der Arbeit bis spätabends auf der Baustelle. Seine Mut ter ist gemein zu mir, nichts mache ich gut genug für ihren Sohn. Und die Rollläden sind kaputt, sie lassen sich nicht mehr hochziehen, immer ist es dunkel. Hier ist nichts schön, in dieser Wohnung. Gar nichts!«
    Eva schaute auf. Laura, die Schwiegermutter aus dem Garten, stand mit hängenden Mundwinkeln und Armen in der Tür.
    »Will der kleine Junge vielleicht mit runter in die Küche kommen?«, fragte sie auf Italienisch. Anna guckte mit roten Augen von ihrem Sofa hoch, übersetzte aber.
    »Ach ja!«, rief Helga und sprang auf. »Das ist doch mal ein Vorschlag. Komm, Emil, wir machen uns nützlich!«
    Georgs Blick traf Evas Augen. Eva schüttelte beruhigend den Kopf. Was sollte schon passieren? »Soll ich mitgehen?«, fragte sie Emil. Doch der schaute sie nur fragend an, in seinen Augen ein klares: DU. NAIN.
    »Nimmst du mein Büchlein und passt darauf auf?«, fragte Emil Georg.
    »Natürlich! Hast du überhaupt schon Danke gesagt?«
    »Danke, Anna!«
    »Bitte, amore mio! « Die drei zogen ab. Anna zog die Nase hoch, sie sah nun nicht nur aufgequollen, sondern auch rot und fleckig im Gesicht aus. Doch sie lachte wieder. »Wollt ihr was trinken? Komm, Jannis, lass uns feiern! Im Kühlschrank ist noch eine Flasche Mo ë t. Die wollte Davide zur Geburt köpfen. Cazzo , jetzt trinken wir sie. Wer muss denn hier die ganze Arbeit machen? Und wer weiß, ob ich danach überhaupt noch lebe.«
    Georg wehrte ab, doch Jannis kam schon mit der Flasche aus der Küche.
    »Hol Gläser aus der Vitrine im Esszimmer, aber nimm die guten! Die sind zwar auch hässlich, aber wenigstens unbenutzt. Alles ist alt und nur praktisch. Neues wird für später aufbewahrt, für hohe Festtage, für Ereignisse, die nie kommen.«
    »Aber du lebst doch schon lange in Italien, oder?«, fragte Georg. Wieder begann Anna zu weinen. Um nicht dumm herumzustehen, ging Eva Jannis nach. Er stand in einem dämmrigen Raum vor einer offenen Glasvitrine und wusste anscheinend nicht, welche der funkelnden Kristallkelche er nehmen sollte.
    »Ich habe ihr versprochen, sie zu retten. Aber dass es so schlimm werden würde …« Er schüttelte den Kopf. »Und du, wie geht es dir!? Du hast längst deinen Doktor und arbeitest bei der Kripo?« Eva nickte und nahm ihm die zwei Gläser aus den Händen.
    »Ich habe das gerade ernst gemeint, du siehst immer noch toll aus, und ich hasse dich immer noch tief in meinem Herzen, dafür, dass du mich damals abserviert hast!«
    »Abserviert?!« Doch ihre Entrüstung klang unaufrichtig. Sie hatte genau das getan, und zwar auf sehr unschöne Art!
    »Ich wollte dich sofort in Hamburg besuchen, stand schon in München am Bahnhof.«
    »Tut mir leid. Irgendwie ging mir das alles wohl zu schnell. Und wir waren doch nach diesen drei Tagen in Apulien nicht wirklich zusammen …«
    »Mir kam es aber so vor!«
    »Da hast du etwas falsch verstanden, du warst ja ein paar Jahre jünger als ich. Bist du natürlich immer noch …« Sie versuchte, dem Gespräch einen lockeren Ton zu geben.
    »Dafür aber größer.« Er stellte sich dicht vor sie.
    Eva stemmte ihre Hände mitsamt den klobigen Kristallkelchen leicht gegen seine Brust. »Knapp!«
    Jannis bedeckte ihre Hände mit seinen: »Du machst mich fertig, Eva Jakobi!« Seine Stimme war ganz rau. Einen Moment verharrten sie so, dann nahm er zwei weitere Gläser an sich, und sie gingen wieder zurück zu den anderen. Eva merkte, dass sie Jannis auf den Hintern starrte. Schnell wandte sie den Blick ab.
    »Und als ich nicht aufstehen konnte und der Arzt kommen musste, weißt du, was sie da gemacht hat?«, sagte Anna gerade, als sie den Raum betraten. »Sie hat einen halben Tag lang die Bude geputzt! Hat Chemikalien versprüht, damit sie sich vor dem Arzt nicht schämen muss, dass es vielleicht nicht sauber ist, anstatt sich um mich zu kümmern!«
    Georg sah sie skeptisch an. »Ist nicht wahr, oder?!«
    »Wenn es zu schlimm wird, haue ich ab, zurück nach Deutschland.«
    »Aber zuerst hast du noch was zu erledigen«, sagte Georg und streichelte ihren Bauch mit einem so zärtlich entrückten Ausdruck auf dem Gesicht, dass Eva ganz glücklich und zugleich traurig zumute wurde. »Wenn es erst einmal da ist, ist sowieso alles anders. Lass dir nicht von italienischen Schwiegermüttern reinreden, es ist

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