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Orangenmond

Orangenmond

Titel: Orangenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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dein Kind, du entwickelst dich ganz schnell zur Spezialistin dafür. Glaub mir!«
    Eva drückte Jannis die Flasche in die Hand. »Mach auf und lass uns trinken«, sagte sie leise, »bevor Georg noch rührseliger wird.«
    »So, und was wolltest du jetzt über den Film wissen, Georg?«, fragte Anna neugierig. Zwei Schlucke von dem eiskalten Champagner hatten gereicht, um sie von hormonell bedingter Weinerlichkeit und Selbstmitleid zu er lösen. »Ich bin gespannt, und Jannis konnte mir auch nicht sagen, worum es geht.«
    Georg antwortete nicht gleich.
    »Jannis und ich reden oft über den Film und über – Milena.« Anna lächelte, doch das Stichwort Milena warf sie zurück, von Neuem liefen ihr die Tränen über die fülligen Wangen. »Sie fehlt mir. So sehr! Ich halte es nicht aus, darüber nachzudenken.« Ein Schluckauf mischte sich in ihre Worte. » Scusa , ich denke wieder mal nur an mich, für euch beide ist es bestimmt noch viel schlimmer.« Keiner schaute den anderen an. Alle vier verharrten schweigend, nur unterbrochen von schniefenden Geräuschen und dem Brummen des Kühlschranks aus der Küche.
    Im Garten zwitscherte ein einziger Vogel sein klägliches Lied.
    »Ich weine einfach darüber«, sagte Eva schließlich. »Das hilft. Manchmal.« Wieder entstand eine lange, wohltuende Pause.
    Georg räusperte sich. »Kinder trauern ganz anders – es gibt etwas, das nennt man ›Pfützentrauer‹. Sie springen in ihre Trauer mit beiden Füßen hinein, dann aber auch ganz schnell wieder raus. Bei Emil habe ich das beobachten können. Ich war manchmal richtig neidisch auf ihn!« Er lächelte kurz, aber seine Augen blieben ernst. »Im letzten Jahr ist mir das sogar auch ab und an gelungen, ich konnte schneller wieder lachen, nachdem ich an sie gedacht habe. Doch dann … Also, das hört sich jetzt bestimmt komisch für euch an …« Georg erklärte stockend, warum er hier war. Harte Sätze über Unfruchtbarkeit, biologische Väter und Nichtväter fielen und blieben zwischen Anna und Jannis in der Luft hängen.
    Anna schüttelte den Kopf. »Ach du meine Güte. Das nach so vielen Jahren herauszufinden … Und jetzt willst du von uns wissen, mit wem sie …? Also, das ist ja ’ne Frage! Echt indiskret.« Sie hickste. »Nee, ich kann dir dazu wirklich nichts sagen. Mir hat sie nichts erzählt.« Sie lachte schwach. »Also jedenfalls nicht so was. Dir, Jannis?! Weißt du vielleicht etwas, das ich nicht weiß?«
    Jannis zuckte mit den Achseln und schüttelte den Kopf. Eva beobachtete ihn scharf. Er trank, setzte das Glas ab, atmete tief ein, als ob er Anlauf nähme, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber anders.
    Georg räusperte sich leise. »Es ist nicht gegen Milena …«
    Anna neigte den Kopf zur Seite, sie schaute ihn ernst und durchdringend an.
    »Es ist mehr für …« Georg brach ab. »Geh wenigstens mal die Stabliste durch, Anna«, bat er schließlich. »Vielleicht fällt dir doch noch etwas ein!«
    »Na gut, gib her!« Konzentriert studierte Anna die Liste, blätterte, murmelte vor sich hin, fragte dann: »Warum sind die hier alle durchgestrichen?«
    »Frauen«, sagte Georg. »Kommen nicht infrage.«
    »Ach. Klar …«
    Jannis schenkte mit einer Hand auf dem Rücken nach und spielte den galanten Oberkellner, doch Eva merkte, wie seine Blicke hin und her schossen. Er hatte feine Antennen, wollte vielleicht herausbekommen, ob da etwas mehr zwischen ihr und Georg lief, als zwischen Schwager und Schwägerin üblich war. »Ich bin nicht frei im Kopf«, hatte sie Jannis vor zehn Jahren am Telefon gesagt und ihn auf diese Weise abserviert, wie er es nannte. Sie war immer noch nicht frei. Und Georg? Georg tat, als merke er von alledem nichts.
    »Wie war das Team denn so, und was war mit den Schauspielern? Irgendwas Besonderes, mal ganz unabhängig von Milena?«, bohrte er gerade. Anna rückte ihren Bauch zurecht, sie unterdrückte ein Stöhnen, das dennoch als gepresster Seufzer seinen Weg durch ihre Kehle fand.
    »Nein, keine Ahnung. Es ist schon elf Jahre her, mein Gott, soweit ich mich erinnern kann, war alles normal, professionell, und manchmal auch nervig, wie in jeder Produktion.«
    »Es hat ein paar kleine Besäufnisse gegeben, weißt du noch, unser Mitternachtsbaden im Meer?«, erinnerte Jannis sie.
    »Na gut, wir waren ja schließlich am Ende der Drehzeit in Positano, und ich steckte noch in dem Körper einer Frau, nicht in diesem monströsen, einem Kugelfisch ähnlichen Gebilde …«
    »Reza, der

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